Mit mehr als 90 Milliarden Euro Gesamtausgaben für Urlaubsreisen erreichte dieser Wert 2024 einen neuen Rekord, berichtete Ulf Sonntag, Geschäftsführer New Insights for Tourism (NIT) bei der Präsentation der ersten Ergebnisse der Reiseanalyse. Das Gesamtvolumen der Urlaubsreisen stieg dabei auf 68 Millionen Euro, zwei Millionen weniger als im Referenzjahr 2019.

Rund 56 Millionen Deutsche, also rund 80 Prozent der Bevölkerung, leisteten sich 2024 mindestens eine Urlaubsreise, so viele wie noch nie zuvor. Dabei wurden knapp vier Milliarden Euro mehr für das Reisen ausgegeben als 2023. Die Reisedauer lag 2024 mit im Schnitt 13,0 Tagen auf einem ähnlichen Wert wie 2023. Pro Person und Reise wurde auch ähnlich viel ausgegeben wie 2023: im Schnitt 1.319 Euro.  Einen besonders starken Zuwachs verzeichneten Kurzurlaube von zwei bis vier Tagen Länge. Insgesamt gab es knapp 94 Millionen Kurzurlaubsreisen — ein deutliches Plus im Vergleich zu  74,1 Millionen Kurzreisen im Jahr 2023.

 

Trend zu organisierten Reisen

Bei der Art der Buchung gewinnt die Online-Buchung immer stärker an Bedeutung: Während 54 Prozent 2024 ihre Reisen online gebucht hätten, seien es 35 Prozent im persönlichen Kontakt gewesen. Ein Jahrzehnt zuvor waren die Werte noch genau umgekehrt.

Ein Trend zeichnete sich hin zu organisierten Reisen ab: Rund 40 Prozent buchen demnach am liebsten eine organsierte Reise (Stand Januar 2025), während es zum Vergleichszeitpunkt im Januar 2020 noch 36 Prozent waren.

Die Einstellung der Reisenden zum Thema Nachhaltigkeit hingegen habe sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert, so Ulf Sonntag. Demnach achteten rund 45 Prozent darauf, dass der Urlaub ökologisch verträglich und ressourcenschonend sei. Eine Steigerung sei hier jedoch nicht zu erkennen. Man mache als Reiseanbieter sicher „nichts falsch, wenn man nachhaltige Angebote auf den Markt bringt“, es gebe jedoch auch „keinen Druck“ durch eine stark steigende Nachfrage.

 

Hauptmotiv für Reisen ist "Sonne und Wärme"

Hauptmotiv für eine Reise war mit 67 Prozent immer noch der Aspekt der „Sonne / Wärme“, dicht gefolgt vom „Abstand zum Alltag“ (66 Prozent). Der häufig genannte Trend zur „Coolcation“ zeichne sich in Deutschland demnach nicht ab, so Ulf Sonntag.

Laut der Analyse reisen Deutsche weiterhin bevorzugt ins Ausland, das einen Marktanteil von 76 Prozent erreichte – 2023 waren es noch 78 Prozent. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen Spanien mit etwas Abstand zu Italien, der Türkei, Griechenland und Österreich, das Kroatien auf Platz sechs verdrängte. Innerdeutsche Reiseziele verzeichneten dennoch ebenfalls ein Plus und steigerten ihren Marktanteil gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent auf 24 Prozent. Schleswig-Holstein schaffte es dabei erstmals auf Platz eins im Bundesländerranking, dahinter folgten Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Mit Ausnahme Bayerns verzeichneten alle diese Ziele leichte Zuwächse oder stabile Werte gegenüber dem Vorjahr. Bei Kurzreisen hatte Bayern die Nase vorn (11,6 Millionen Kurzurlaube), gefolgt von Städtetrips nach Berlin oder Hamburg.  

 

Der Anteil an Busreisen ist mit fünf Prozent relativ stabil geblieben über die letzten Jahre /  Grafik: FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.

 

Ausblick auf 2025: Gutes Jahr voraus

Vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung haben sich die Erwartungen der Deutschen gegenüber Januar 2024 leicht verbessert. Dennoch erwarten 48 Prozent der Bevölkerung erwarten eine Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten. Aus der Sicht der FUR ist in Sachen Urlaubsnachfrage der Blick auf die persönliche wirtschaftliche Situation aussagekräftiger. Demnach erwarten 57 Prozent der Bevölkerung keine Veränderung, 17 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 26 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Damit erscheint drei Prozent mehr Menschen als 2023 eine Verbesserung ihrer persönlichen Situation als wahrscheinlich. Die Zahl derjenigen, die eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage fürchten, hat gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent abgenommen. 74 Prozent der Bevölkerung bewerten ihre ökonomische Situation als stabil oder positiv.

Das bilden auch die Urlaubspläne im Januar 2025 ab. 75 Prozent der Bevölkerung planen im Jahr 2025 zu verreisen, bei 43 Prozent steht das Ziel dabei schon fest, bei 32 Prozent ist es noch offen. Der Anteil der Unsicheren liegt mit 17 Prozent auf Vor-Corona-Niveau. Nur neun Prozent der Menschen plant keine Urlaubsreise.

Die bevorzugten Urlaubsformen sind Entspannungsurlaub und Badeurlaub. Sie liegen deutlich vor Familienurlaub, Natururlaub, Städtereisen und Erlebnisreisen. Aktiv-Urlaub und Kulturreisen scheinen an Attraktivität zu verlieren – sie sind in der Beliebtheitsskala gegenüber dem Vorjahr leicht abgerutscht. In Sachen Ausgaben planen 45 Prozent der Deutschen 2025 gleich viel wie 2024 auszugeben, 34 Prozent wissen noch nicht, wie sich ihre Ausgaben entwickeln werden. 17 Prozent wollen mehr für ihren Urlaub investieren, fünf Prozent weniger als 2024.

Hintergrund Reiseanalyse

Die Reiseanalyse der FUR untersucht das Reiseverhalten der Deutschen seit über 50 Jahren. Dazu werden jährlich mehrere bevölkerungsrepräsentative Befragungen realisiert. Online und im persönlichen Gespräch werden insgesamt mehr als 12.000 Menschen in die Interviews einbezogen.