So hat die Nummer eins unter Europas Reiseveranstaltern – TUI – direkt angekündigt, das Angebot auszubauen und bisherige FTI-Kunden damit zu ködern, dass vorläufig die Anzahlung wegfiele, wenn die FTI-Kunden eine Reise bei TUI buchten. Rabatte gibt es obendrauf. Auch die Kontingente sollen aufgestockt werden, so ein TUI-Sprecher gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Zulegen wolle man auch bei Flugsitzen. Einige Hoteliers, die bisher bei FTI unter Vertrag waren, sollen auch schon bei TUI angefragt haben.
Die Insolvenz von FTI sei das zweite große Loch, das nach der Thomas Cook Pleite im Jahr 2019 gerissen werde. Dass andere Anbieter versuchen, den Verlust aufzufangen, sehen Tourismus-Experten dennoch als gutes Zeichen. Es sei wichtig, das Vertrauen der Kunden in die Branche insgesamt zu erhalten. Finanziellen Schaden müssen die Kunden von FTI allerdings nicht fürchten, denn alle Ausfälle sind durch den Deutschen Reisesicherungsfonds abgesichert. Wer eine Pauschalreise gebucht hat und sie wegen Insolvenz des Anbieters nicht antreten kann, hat einen Erstattungsanspruch hinsichtlich geleisteter Zahlungen. Den Thomas Cook Kunden stand ein solcher damals nicht zur Verfügung.
Reisebranche insgesamt im Aufwind
Trotz der Pleite von FTI stehe der deutsche Reisemarkt insgesamt gut da, betonen Experten. Vor allem TUI und DER Touristik hätten die Corona-Jahre „verdaut“ und würden von der wieder gestiegenen Reiselust der Deutschen profitieren. Vor allem Kreuzfahrten boomen – die Schiffe sind im Sommer bereits komplett ausgebucht. Für das vergangene Geschäftsjahr hatten beide Unternehmen wieder Zuwächse bei Umsatz und Gewinn gemeldet. Bei den Buchungen für den Sommer liege man bereits jetzt deutlich über Vorjahresniveau, so Tui-Chef Sebastian Ebel. Nun sollen zusätzlich und gezielt Regionen ins Programm aufgenommen werden, die bislang die Stärke von FTI gewesen seien, darunter Ägypten, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Auch DER Touristik wolle mit einer Aufstockung seiner Flug- und Hotelkontingente auf die FTI-Pleite antworten, so eine DER-Sprecherin gegenüber der dpa. Dabei erspare DER Touristik den Ex-FTI-Kunden vorübergehend ebenfalls die Reiseanzahlungen.
Mangelhaftes Konzept mit fragwürdiger Preispolitik
In der Corona-Zeit hatten vor allem die Reisebeschränkungen den Unternehmen zu schaffen gemacht. TUI und FTI hatten finanzielle Mittel in Milliardenhöhe erhalten, um Einbußen aufzufangen. DER-Touristik war ohne Hilfe ausgekommen, weil der Rewe-Konzern hier im Hintergrund steht. TUI habe inzwischen dank einer Kapitalerhöhung die Staatshilfen zurückzahlen können. FTI ist das letztlich nicht gelungen: 600.000 Millionen Euro stehen aus. Der Bund hatte am Montag weitere Staatshilfen für FTI mit der Begründung abgelehnt, dass es aus Steuerzahlersicht richtiger sei, FTI nicht zu retten. Das Unternehmen sei bereits seit längerem angeschlagen gewesen und andere Reiseveranstalter hätten es auch aus eigener Kraft geschafft, die Corona-Krise zu bewältigen. Nicht zuletzt sei der Konzern auch wegen seines Geschäftsmodells am Ende, habe preisaggressiv agiert und pro Reise vergleichsweise wenig Gewinn eingefahren, so der Tourismusexperte Torsten Kirstges von der Jade Hochschule Wilhelmshaven. Hinzugekommen sei eine schwache Eigenkapitalausstattung. Vor allem die Reiseverbote während der Corona-Pandemie hätten das Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht.
FTI-Pleite trifft rund 65.000 Urlauber unmittelbar
Derzeit sollen etwa 65.000 Urlauber mit FTI unterwegs seien, die meisten von ihnen in Griechenland. An die 7.500 Touristen logieren in rund 250 Hotels. Griechische Medien berichten, dass FTI den Hotels Zahlungen in Höhe von insgesamt rund 1,8 Millionen Euro schuldet. Glücklicherweise können auch diese aus dem Deutschen Reisesicherungsfonds bezahlt werden. Die Außenstände von Thomas Cook gegenüber Hotels hatten sich 2019 auf ca. 200 Millionen Euro belaufen.