Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, dass "die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden könnten", teilte das Unternehmen mit. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. Vom Insolvenzantrag betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt. Die FTI Touristik GmbH ist die Muttergesellschaft der FTI Group, die mit etwa 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Reiseveranstalter Europas ist.
Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, nachdem der nach TUI und DER Touristik drittgrößte Reisekonzern in Europa in der Pandemie in Bedrägnis geraten war. Insgesamt hatte FTI in der Corona-Krise 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.
Die Buchungszahlen seien zuletzt jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, teilte das Unternehmen mit. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem Handelsblatt zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.
Jetzt soll der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds einspringen. Bei einer Pleite eines Reiseanbieters deckt er die Kosten, um Vorauszahlungen der Kunden zu erstatten und gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport finanziell zu sichern.
Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein.
Zuletzt sah sich die FTI Group, die etwa 11.000 Menschen beschäftigt, dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von zehn Prozent auf 4,1 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Ertrag in zweistelliger Millionenhöhe. Nähere Details zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.
(dpa)