Heißes Eisen, ganz klar. Das Problem ist, dass in der heutigen Gesellschaft scheinbar keine normale Diskussion mehr möglich erscheint. Jede Gelegenheit wird genutzt, um zu pöbeln, zu beleidigen, zu drohen usw. Übel! Rainer ist in einer echten Zwickmühle. Auf der einen Seite wird von ihm erwartet, dass er sich arbeitsrechtlich korrekt verhält, auf der anderen Seite übt die anonyme Masse Druck aus. Dabei ist das Thema arbeitsrechtlich nicht einfach in den Griff zu bekommen. Man könnte zwar meinen, der Arbeitgeber genießt das Hausrecht und kann schon deshalb recht leicht das eine verbieten ohne das andere verbieten zu müssen. Das funktioniert vielleicht in Amerika so, bei uns allerdings nicht. Religion und Weltanschauung sind der hiesigen Gesellschaft heilig. Vor einiger Zeit hatte der Europäische Gerichtshof zu entscheiden, ob einer muslimischen Verkäuferin das Tragen eines Kopftuches verboten werden kann. Ja, aber… so könnte man die Sache zusammenfassen. Ist die gesamte Unternehmenspolitik aufgrund der Kundenerwartung nachweisbar auf Neutralität ausgelegt, so darf der Arbeitgeber von allen seinen Arbeitnehmern Neutralität verlangen, sofern dies zwingend notwendig ist. Auf diese Neutralität hat Rainer zuletzt aber offenbar keinen Wert gelegt. Berechtigt oder nicht, das ist hier nicht das Thema. Wird Kundgabe der Weltanschauung in die eine Richtung erlaubt, muss dies auch für die andere Richtung erlaubt sein, solange nicht gegen Gesetze verstoßen wird. Alles andere wäre mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz schwer zu vereinbaren. Jetzt bleibt also nur übrig, den Kollegen „zu überzeugen“ oder eine entsprechende Regelung für alle Arbeitnehmer zu schaffen.