Mehr als 60 Millionen Fahrgäste in 40 Ländern nutzten die Dienste von FlixBus, FlixTrain, Greyhound in Nordamerika und Kamil Koç in der Türkei. Seit der Gründung des Unternehmens hat Flix fast 300 Millionen Reisende befördert. Geschäftsführer Schwämmlein kämpft weiter für eine Einbindung ins Deutschlandticket, die aber politisch vom Tisch ist. Ebenso ist der Börsengang derzeit wohl kein Thema.
„Das Jahr 2022 war unser bisher erfolgreichstes Jahr", sagt André Schwämmlein, Mitgründer und CEO von Flix. „Das zeigt, dass Flix mehr denn je in einem hochattraktiven Wachstumsmarkt positioniert ist – wir stehen für moderne Mobilität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Und wir haben auch in den kommenden Jahren noch viel vor.“ Das Unternehmen kündigte zudem die „Ambition von mindestens 20 Prozent profitablem Umsatzwachstum für 2023“ an und erwartet weiterhin eine Erhöhung der Profitabilität. Genaue Zahlen, vor allem für den deutschen Markt und dessen Entwicklung in der Pandemie blieb Flixbus-Finanzchef Christoph Debus allerdings schuldig. Auch die kommenden Preiserhöhungen und mögliche Streckenausdünnungen im Falle der Nichteinbindung ins Deutschlandticket wurden nicht konkretisiert. Statt dessen veröffentlichte Flixbus unlängst eine selbst in Auftrag gegebene Studie der IGES, nach der eine Einbindung ins Deutschlandticket bis zu 170 Mio. Euro einbringen würde. "In einem anderen, optimistischeren Rechenszenario ist ein Plus von bis zu 800 Millionen Euro möglich. Die Erstattung der Fernbusfahrten sollte dabei aus Bundesmitteln erfolgen und nicht aus Mitteln der Länder, raten die Studienautoren", so zitiert das Unternehmen die Studie. Laut der Studie und Zahlen des statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Reisenden von 23 Mio. in 2018 auf nur noch drei Mio. in 2021 gesunken und verharrte 2022 auf niedrigen fünf Mio. (ohne das Q4). Auch der Marktanteil in Deutschland sei 2022 von zuvor um die 90 Prozent auf nur noch 65 Pozent gesunken (Quelle: BAG).
Flixbus Mitgründer und CEO André Schwämmlein (li.) und
Flix SE-Finanzchef Christoph Debus (re.) bei der Jubiläumsfeier in München.
Foto: Flix SE
Wachstum für alle Regionen
Im Jahr 2022 erzielte die Flix Gruppe, zu der FlixBus, FlixTrain, Greyhound und Kamil Koç gehören, einen Umsatz von über 1,5 Mrd. EUR und positivem EBITDA. Trotz Reisebeschränkungen aufgrund von COVID in vielen Ländern im ersten Quartal des Jahres nutzten mehr als 60 Millionen Menschen das Fernbus- und Zugangebot von Flix und seinen Partnern. Flix ist in insgesamt 40 Ländern auf vier Kontinenten tätig.
"Wir sehen, dass sich alle unsere Märkte sehr gut von der Pandemie erholt haben. Wir werden unsere Marktposition in den etablierten Märkten weiter stärken und gleichzeitig unser Angebot in neuen Ländern ausbauen, um noch mehr Menschen grüne Mobilität zu ermöglichen", so Schwämmlein. Flix erwartet für 2023 ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent. Für 2023 rechnet das Unternehmen zudem mit einem weiteren Wachstum der Profitabilität.
Flix ist in 35 europäischen Ländern tätig und bedient insgesamt fast 3.000 Halte. Während FlixBus seine Marktführerschaft in Schlüsselmärkten wie Deutschland, Frankreich, Italien oder Polen ausbauen konnte, erweiterte das Unternehmen sein Angebot auch auf neue Länder wie Portugal, das Vereinigte Königreich und die baltischen Staaten. Gleichzeitig bleibt FlixTrain ein sehr beliebtes Angebot für Reisende in Deutschland und Schweden. Insgesamt beförderten FlixBus und FlixTrain im Jahr 2022 mehr als 38 Millionen Reisende in Europa. Die vor einiger Zeit eingeführte Möglichkeit zum Chartern von Bussen für Gelegenheitsfahrten in Urlaubsgebiete etc. wurde ebenfalls nicht mehr thematisiert und dürfte damit endgültig vom Tisch sein.
Seit 2019 ist der türkische Marktführer Kamil Koç Teil von Flix, bedient mehr als 300 Ziele und bietet den Menschen in der Türkei „grüne und smarte Mobilität“. Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 13 Millionen Fahrgäste die Dienste von Kamil Koç, was die Türkei zu einem der größten und wichtigsten Fernbusmärkte weltweit macht. Das Ziel von Flix ist es, die Marktführerschaft in der Türkei zu stärken und das Fernbusangebot in Regionen auszubauen, in denen Kamil Koç bisher nicht vertreten war.
Unter dem Dach von Flix North America ist es Greyhound und FlixBus gelungen, bereits erste Synergien zu nutzen, das Netzwerk zu erweitern und das Reiseerlebnis für die Kunden weiter zu verbessern. Seit dem 18. Januar 2023 sind beide Unternehmen auch technologisch vereint. So schaffte es Flix in nur 14 Monaten, Greyhound auf die moderne Flix Technologie zu bringen. Reisende können auf den Websites und Apps beider Marken Reisen mit Greyhound und FlixBus buchen und profitieren von einem erweiterten Netzwerk mit fast 2.300 Zielen in USA, Kanada und Mexiko. Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 8 Millionen Fahrgäste FlixBus und Greyhound in Nordamerika. Vor Ort kann man jedoch noch die sehr alte Greyhoundflotte sehen und das stark ausgedünnte Personaldecke in den großen Stationen wie Detroit. Trotz vieler elektrischer Reisebusmodelle in den USA hat sich das Unternehmen bisher noch nicht für eine elektrische Linie entscheiden können.
Außerdem hat Flix im Dezember 2021 den Betrieb in Brasilien aufgenommen und verbindet im größten Land Südamerikas bereits über 30 Ziele. "Flix wird das Netz 2023 weiter ausbauen, da die grünen Busse von Fahrgästen dort sehr gut angenommen werden," so das Unternehmen.
Chile wird das 41. FlixBus-Land – Weitere Investitionen in Bus und Zug geplant
Um seinen Wachstumskurs fortzusetzen, will Flix sowohl in das Zug- als auch in das Busangebot weiter investieren. Alle Netze in Europa, Nordamerika und der Türkei werden im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 wachsen. Gleichzeitig wird sich Flix weiterhin auf Profitabilität konzentrieren und „die Margen auf Gruppenebene 2023 erhöhen“. Weiterhin wird 2023 der nächste Meilenstein der globalen Expansion von FlixBus erreicht: die Aufnahme des Betriebs in Chile. Nach Brasilien wird Chile bereits der zweite große FlixBus-Markt in Südamerika und das weltweit 41. Land mit grünen Fernbussen auf den Straßen.
In Deutschland setzt sich FlixBus für die Integration von Fernbussen in das kommende 49-Euro-Ticket ein. „Fernbusse bringen einen sozialen und klimapolitischen Mehrwert für das Ticket und machen das Angebot als solches deutlicher attraktiver. Wir sind sehr optimistisch, dass das funktioniert“, so Schwämmlein. Man sei weiterhin im engen Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern des BMDV. Bisher wurde jedoch lediglich die Einbindung in das deutsch-französische Jugendtticket zum 60. Jubiläum der Elyseè-Veträge in Aussicht gestellt, gewissermaßen als Trostpreis. Die Busverbände bdo und RDA hatten sich sowohl untereinander als auch mit ihren Landesverbänden wegen des Themas heftig in Diskussionen verwickelt.
Nachhaltigkeit als Kern der Strategie von Flix
Im Mittelpunkt der Vision von Flix steht nachg eigener Aussage, dass „nachhaltiges und erschwingliches Reisen ein Recht ist, zu dem jeder Zugang haben sollte“. Deshalb wolle das Unternehmen nicht nur profitabel, sondern auch verantwortungsvoll und nachhaltig wachsen.
André Schwämmlein: „Die grüne Mobilitätsrevolution war schon immer die DNA von Flix. Mit Technologien, die eine intelligente Routenplanung ermöglichen, starken Partnerschaften zur Erforschung und Umsetzung alternativer Antriebstechnologien, einem Weg zur Klimaneutralität und dem Ausbau unseres Netzwerks sind wir auf einem sehr guten Weg."
Eine wichtige Rolle spielt auch die Transformation der FlixBus-Flotte. Das Unternehmen hat unter anderem die ersten E-Busse und Busse mit Solar-Panels auf Langstrecken eingeführt, Biogaslinien gestartet und sich mit führenden Branchenakteuren zusammengetan, um den Einsatz alternativer Antriebe auf Langstrecken weiter voranzutreiben. Beispiele hierfür sind die Vereinbarung mit Freudenberg Sealing Technologies und ZF zur Einführung des ersten mit grünem Wasserstoff betriebenen Busses in Europa und die Partnerschaft mit Daimler Buses zur Entwicklung eines vollelektrischen Antriebs für Fernbusse.
Eine kleine Grafik der Flixbus-Historie. Foto: Flix SE
Dieser Artikel wurde am 23. Februar um 18:00 Uhr aktualisiert.