Fernbus-Marktanteile 2015 (Quelle: fernbusse.de)
Eine kürzlich veröffentlichte Grafik des Portals Fernbusse.de zeigt die Marktanteile der deutschen Fernbusanbieter aus dem Jahr 2015 in einem Kuchendiagramm.
Sie offenbart im Vergleich zu den Zahlen aus 2014 zunächst wenig Überraschendes, bietet aber dennoch neue Anküpfungspunkte: Einige Player sind entweder ganz vom Markt verschwunden (City2city) oder treten nun in anderer Form/Firmierung (Meinfernbus-Flixbus) auf. Wieder andere konnten sich, mit durchaus überraschenden Zahlen, schnell etablieren oder haben ihre Position, im Vergleich zum Vorjahr, ausgebaut. Generell hat sich im Fernbusjahr 2015 vieles verändert – außer die Preise.
Das Fernbusjahr 2015 begann gleich kurios mit der Fusion von Meinfernbus und Flixbus zum Branchenriesen Meinfernbus-Flixbus, der in der vorliegenden Grafik, wenig überraschend, mit einem Marktanteil von 67,4 Prozent den ersten Platz belegt.
Fernbus-Netz reicht von Schweden bis nach Kroatien
Mit dieser Marktmacht und einem Team, das inzwischen zusammengenommen aus 600 Mitarbeitern besteht, war es zu leisten, dass der Fernbusanbieter inzwischen nicht mehr nur auf den deutschen Markt fixiert ist, sondern schon längst größere Brötchen backt. Das klare Ziel heißt Europa und schon jetzt fahren die grünen Busse in annähernd allen großen Städten der an Deutschland angrenzenden Länder und auch darüber hinaus. Das Meinferbus-Flixbus-Netz reicht von Kroatien bis nach Schweden. Klar, dass man hier inzwischen breiter aufgestellt ist und es auch sein muss, um gegen die internationale Konkurrenz zu bestehen.
Megabus im ersten Jahr mit 6,8 Prozent
Apropos breit aufgestellt: Im Jahr 2015 trat ein neuer Global Player in den deutschen Fernbusmarkt ein und zwar der Stagecoach-Gruppe gehörende Fernbusanbieter Megabus (Bus Blickpunkt berichtete). Hier war man bereits von Beginn an europäisch aufgestellt und schickte sich mit einer ganzen Flotte hochmoderner Van Hool-Luxusbusse und extrem günstigen Preisen ab einem Euro an, den deutschen Fernbusmarkt zu erobern. So richtig geklappt hat das bis jetzt noch nicht, allerdings bringt man sich stets mit neuen Aktionen ins Gespräch und hat den großen Konkurrenten in England, City2city, der sich im vergangenen Jahr mit einem Marktanteil von drei Prozent aus dem deutschen Fernbusmarkt verabschiedet hatte, bereits um das Doppelte überflügelt. Glaubt man den Pressemeldungen von Megabus, so gedenkt das finanzstark aufgestellte Unternehmen keinesfalls, sich in absehbarer Zeit aus Deutschland zurückzuziehen, sondern eher noch mehr anzugreifen. Bis Anfang 2016 plante Megabus etwa, eine Flotte von 35 Fahrzeugen in Frankreich zu betreiben und die Anzahl der Reisemöglichkeiten auf über 50 Ziele im ganzen Land auszuweiten. In Deutschland verschenkt man gerade 50.000 Freikarten – weil man es kann.
Postbus ist zweite Kraft
Auch eine Entwicklung des Jahres 2015: Der ADAC Postbus verabschiedete sich vom ADAC und heißt deshalb nur noch Postbus – seine gelbe Farbe ist freilich geblieben. Und auch dem Marktanteil des Postbusses scheint das Ausscheiden des ADAC wenig bis gar nichts auszumachen. Gemäß einer Grafik des Beratungsunternehmens IGES aus dem vergangenen Jahr befand sich der damals noch als ADAC Postbus firmierende Fernbusanbieter auf Rang 4 hinter Meinfernbus, Flixbus und dem von der Deutschen Bahn co-finanzierten Fernbusunternehmen Berlin-Linien-Bus. Die hat sich nun geändert. Bedingt durch die Fusion von Meinfernbus und Flixbus ist quasi ein Konkurrent in den anderen übergelaufen. Aber, inzwischen ist der Postbus mit einem Marktanteil von zwölf Prozent (2014: acht Prozent) zur zweiten Kraft im deutschen Fernbusmarkt geworden. Inzwischen ist man naheliegenderweise auch dazu übergegangen, nicht nur Menschen von A nach B zu bringen, sondern auch Pakete - zumindest wird das gerade in Berlin getestet.
Preise bleiben weiter unten
Berlin-Linien-Bus liegt gemäß der vorliegenden Grafik auf Rang 3 mit einem Marktanteil von 7,4 Prozent, also zwar weiterhin vor, aber gar nicht so weit weg von der englischen Konkurrenz von Megabus. Die von zahlreichen Branchenexperten prognostizierte Verteuerung der Fernbus-Tickets ist übrigens ganz klar nicht eingetreten. Im Gegenteil: stellenweise ist der Fernbus sogar noch günstiger geworden, da sich die Anbieter gegenseitig in Sachen gut und günstig zu überbieten versuchen. Inwieweit das langfristig gut geht, bleibt abzuwarten, jedenfalls manifestiert sich weiterhin der Eindruck, dass die Gewinnmargen sehr eng sind und dass sich daran, wenn der Markt so bleibt, auch erst mal nichts ändern wird.