Wortmann weiter: „Der vom Bundesverkehrsministerium berufene Expertenrat Klimaschutz in der Mobilität (EKM) stellt fest, dass der Verkehrssektor die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes bis 2030 nicht erreichen wird, da die bislang beschlossenen Instrumente unzureichend seien. Zudem nehmen wir zur Kenntnis, dass die EU-Kommission ab 2030 nur noch lokal emissionsfreie Stadtbusse zulassen möchte.“ Die Hersteller würden derzeit prüfen, ob sie das Ende der Stadtbus-Produktion für Diesel vorziehen (Daimler und MAN haben bereits entsprechende Pläne ventiliert), denn die strenge „Clean Vehicles Directive“ der EU gelte – und die Verkehrsunternehmen bauen, wo es geht, Betriebshöfe um- und aus, qualifizieren die Mitarbeiterschaft.
Unzureichende Förderkulisse des Bundes
Doch die Förderkulisse des Bundes würde laut VDV den eigenen Zielen nicht gerecht: Gegenwärtig lägen dem BMDV 2.500 Förderanträge für E-Busse vor, der Haushaltstitel ist deutlich überzeichnet. Zudem bekommen meistens die großen Verkehrsbetriebe den Zuschlag, selten nur kleinere und mittlere Unternehmen – was gerade für den ländlichen Raum sehr wichtig wäre. Unterdessen schlägt der Bund im Klimaschutzprogramm bis 2030 vor, insgesamt 8.000 E-Busse deutschlandweit zu beschaffen. Wortmann: „Die Branche steht dafür bereit! Dies wird unter anderem durch die angekündigten Rekord-Teilnehmer- und Ausstellerzahlen auf der VDV-Elektrobuskonferenz mit Fachmesse dokumentiert.“
Europäische Union und Bundesrepublik Deutschland haben sich das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 bzw. 2050 gesetzt. Bereits für 2030 müssen ehrgeizige Zwischenziele im Verkehrssektor erreicht werden. Im Vergleich zum Basisjahr 1990 hat sich hier bislang wenig getan – durch Pandemie und Krieg ging für dieses Ziel weitere Zeit verloren. Die EKM sieht in der Antriebswende ein großes Potenzial, den Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor kurz- und mittelfristig zu verringern. Der VDV: „Wir müssen die verbleibenden Jahre bis 2030 zum Jahrzehnt des E-Busses machen, denn erst zeitversetzt greifen die Infrastruktur-Vorhaben bei der Eisenbahn und den Stadtbahnen. Bereits jetzt sehen wir rund 1.900 batterieelektrische Busse auf deutschen Straßen, rund 70 mit Brennstoffzelle und wenige Plug-In-Hybride, hinzu kommen die klassischen Oberleitungsbusse.“
E-Bus-Umstellung braucht finanzielle Planungssicherheit
Gemäß VDV können weder Verkehrsunternehmen noch Kommunen – bereits jetzt durch gestiegene Energie-, Material-, und Personalkosten stark belastet – die hohen Umrüstungsinvestitionen bei der Infrastruktur oder bei der Neuanschaffung der E-Busse – in der Regel immer noch mindestens doppelt so teuer wie Dieselbusse – aus eigener Kraft schultern. Der Branchenverband weist darauf hin, dass es bei der Umstellung auf klimaneutrale Antriebe nicht mit der Fahrzeugbeschaffung getan sei: „Das Verkehrsunternehmen vor Ort und die Aufgabenträger müssen zunächst, in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen vor Ort, die grundlegende Systementscheidung – etwa Wasserstoff oder Batterieelektrik – treffen. Ist die Planung ausgereift und steht auch die Finanzierung, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Hochvolttechnik weiterqualifiziert und Betriebshöfe um- und ausgebaut. Erst dann starten die eigentliche Busbeschaffung und der Probebetrieb, bevor es in den Realbetrieb geht. Angesichts dieser unabdingbaren Meilensteine brauchen wir heute vom Bund die Planungssicherheit, dass jedes Verkehrsunternehmen, ob groß oder klein, diesen Weg zügig beginnen kann“, so Wortmann abschließend.