Aus einer Unternehmerfamilie stammt Andreas Thomas nicht, gruppentouristisch im besten Sinne vorbelastet ist er trotzdem. „Meine Eltern hatten ein Faible für Gruppenreisen und haben mich als Kind immer mitgenommen“, erzählt der 44-Jährige. „Auf diesen Reisen assistierte ich bereits dem Busfahrer – vom Essen ausgeben bis zum Putzen. Später bin ich in den Ferien als Reisebegleiter mitgefahren und habe sogar selber Strecken ausgearbeitet.“ Nach dem Abitur brachte ihn ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) an die Sozialpädagogik. „Diese hatte ich auch noch im Hinterkopf, als ich meine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann begann. Die besagten Busfahrer haben mich aber überzeugt, in der Touristik zu bleiben.“ Thomas ging also nach seiner Ausbildung an die Berufsakademie in Breitenbrunn im Erzgebirge und erwarb drei Jahre später sein Diplom als Betriebswirt für Tourismuswirtschaft. 2010 machte er sich mit „ATeams“ selbstständig, einem Reiseservice für Bustouristik, Kreuzfahrten und Events.
Vom Existenzgründer zum Überflieger
„Ich startete aus dem Nichts in meinem kleinen Wohnzimmer Haus meiner Eltern mit einem Existenzgründerzuschuss“, erinnert er sich. Ein halbes Jahr später mietete er bereits ein Ladengeschäft in Schirgiswalde an und stampfte ein Reisebüro aus dem Boden. 2015 verfügte er über einen ersten Mitarbeiter und das nächstgrößere Büro. Nacheinander wurden ihm mehrere Reisebüros zur Übernahme angeboten. Diese sorgten dafür, dass Andreas Thomas‘ Kundenstamm ebenso wuchs wie die Zahl seiner Mitarbeiter. ATeams verfügt heute über Niederlassungen in Schirgiswalde, Wilthen und Bautzen. 2019 kam der erste eigene Bus hinzu.
Und dann kam Corona
Wie bei so vielen Unternehmen sorgte „Corona“ für einen vorübergehenden Dämpfer. „Am sechsten April 2020 haben wir unseren ersten Bus, einen Setra HD 516 in leuchtend Orange, abgeholt – und ihn vier Tage später wieder abgemeldet“, sagt Andreas Thomas. In der „kaltgestellten“ Zeit intensivierte er die Pflege der Kontakte, die er in den Jahren zuvor geknüpft hatte, insbesondere zu Künstlern aus der Musikszene – sein Neustart sollte es in sich haben. Ende 2021 übernahm er wieder zwei Reisebüros einschließlich ihrer Chefs und Mitte 2022 den zweiten Setra HD 516 in leuchtend Orange. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer taufte ihn höchstpersönlich. Den dritten baugleichen Bus flottete Andreas Thomas 2024 ein.
Raketenstart mit musikalischen Event-Reisen
In Sachen Neustart legte er 2021 frei nach dem Motto „nicht kleckern, sondern klotzen“ die erste Rockabilly Kreuzfahrt der Geschichte auf. 2025 erfährt sie ihre dritte Auflage: Mit der Leipziger Rock’n’Roll Band „Firebirds“ und weiteren Künstlern des Genres aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geht es auf der Costa Faszinosa acht Tage lang ins westliche Mittelmeer, Konzerte, Tanzkurse, Fashion-Shows und Workshops rund um das Thema Rock’n’Roll inklusive. 3.000 Gäste sind an Bord, das Schiff ist restlos ausverkauft. Gleichermaßen erfolgreich ist die Große Schlagerseereise, die in diesem Jahr ebenfalls zum dritten Mal stattfindet und Fans beispielsweise von Claudia Jung, Olaf dem Flipper, Nick P. & Band oder Vincent Groß auf die Costa Faszinosa strömen lässt.
Mit den Künstlern ist Andreas Thomas seit Jahren per Du. „Es ist ein Weiterempfehlungsgeschäft“, verrät er, „ich bin mit vielen Künstlern persönlich befreundet.“ Eine Tradition ist mittlerweile das alle zwei Jahre stattfindende Schlagerfestival im türkischen Belek, für das ATeams einen ganzen Hotelkomplex für die über 1.000 Gäste anmietet. Als weiteres Highlight im Eventbereich punktet die einwöchige Ministranten-Wallfahrt, die Andreas Thomas im vierjährigen Rhythmus für rund 1.000 Kinder organisiert. „Letztes Jahr im Oktober habe ich Papst Franziskus getroffen“, erzählt er. „Das war auch für mich etwas ganz Besonderes. Das Foto der Begegnung steht auf meinem Schreibtisch.“
Perspektive: festigen, konsolidieren – und ab ins TV
Großveranstaltungen sind Andreas Thomas‘ Steckenpferd und Leidenschaft. Das Alltagsgeschäft weiß er dennoch zu schätzen. 180 Reisen umfasst der eigene Reisekatalog. „Wir mieten vielfach Fahrzeuge an“, sagt der gebürtige Oberlausitzer. Die beiden Busfahrer, die ihn einst in der Touristik hielten, fahren mittlerweile für ihn. Er selbst ist alleiniger Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter seines Unternehmens geblieben. 30 Mitarbeiter sind seit den Anfängen von ATeams hinzugekommen.
Das Erreichte festigen und konsolidieren steht sehr weit oben auf Andreas Thomas To-Do-Liste für die
nähere Zukunft. Für seine Großprojekte möchte er noch mehr B2B-Partner aus der Bustouristik gewinnen, entsprechende Sonderkonditionen hat er in petto. Wenn er sein letztes größtes Ziel nicht gerade erreicht hätte, stünde auf dieser Liste noch der Sprung ins Fernsehen. Der ist aber gerade gelungen. „ATeams ist offizieller Partner des Reisefernsehsenders ‚Sonnenklar TV‘“, sagt Andreas Thomas. „Darauf habe ich tatsächlich sehr lange hingearbeitet. Gemeinsam mit Sonnenklar TV werden wir Schlagerreisen planen und vermarkten.“ Ob er froh ist, auf „seine“ Busfahrer gehört zu haben? „Und ob!“, meint Andreas Thomas. ATeams ist eben, wenn ein Plan funktioniert.
Judith Böhnke