Laut einer aktuellen Umfrage des BDO drohen Umsatzeinbußen in zweistelliger Milliardenhöhe, wenn sich die Buchungsrückgänge so fortsetzen. 90 Prozent der Busunternehmen in Deutschland können, so der BDO, diese wirtschaftliche Situation ohne Hilfe nur noch wenige Wochen überstehen. Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen in allen Regionen Deutschlands drohen damit verloren zu gehen.

Die aktuellen Entscheidungen von Bund und Ländern würden zu einem Ungleichgewicht im Vergleich zu verschiedenen anderen Wirtschaftszweigen führen, teilt der Bundesverband mit. Während einige Branchen nach Corona-bedingten Einschränkungen nun Schritt für Schritt wieder ihre Arbeit aufnehmen könnten, zeichne sich ab, dass andere Branchen deutlich länger und dadurch viel stärker betroffen sein werden. Neben der Hotellerie und dem Gastgewerbe treffe das vor allem auf die Bustouristik zu, betont der BDO.

„Zumeist seit Generationen familiengeführte Reisebusunternehmen bilden einen wichtigen Pfeiler im Tourismussektor. Der klassische Gruppentourismus ist nahezu ausnahmslos von Reisebussen abhängig. Schülerfahrten, aber auch gemeinschaftliche Erlebnisreisen drohen durch die anhaltenden Corona-Folgen keine Zukunft mehr zu haben. Und auch im Fernbusbereich, wo touristische Reisen rund 80 Prozent der Fahrten ausmachen und normalerweise Millionen Menschen befördert werden, herrscht Stillstand“, erläutert der Verband die aktuelle Situation.

Vor diesem Hintergrund hat der BDO-Ausschuss Touristik mit dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) und seinen Landesverbänden eine Resolution mit Erklärungen und Forderungen für das Fortbestehen der Reisebusbranche beschlossen. Darin fordert das Bustouristikgewerbe die Politik auf, „jetzt zum Wohle des Busmittelstandes und der Zukunftssicherung der Bustouristik zu handeln und die erforderlichen Maßnahmen auf den Weg zu bringen.“

Die Forderungen im Wortlaut:

1. Exit-Strategie – Konkrete Perspektiven schaffen

Ein zeitlicher Horizont, wann mit Lockerungen für die Reisebranche zu rechnen ist, ist unabdingbar. Die Reisebranche braucht eine gewisse Vorlaufzeit, um Reisen planen und Kunden dafür gewinnen zu können. Das geht nicht von heute auf morgen. Um ein Fortbestehen der Branche zu ermöglichen, braucht es sehr bald erste konkrete Perspektiven. Mit einer solchen Planbarkeit wäre es auch gut möglich, Hygienevorschriften im Bustourismus einzuhalten und damit für größtmögliche Sicherheit zu sorgen, wie es im Alltag bereits praktiziert wird.

2. Finanzielle Soforthilfen – Passgenaue Hilfen

Rettungsschirme für die Wirtschaft müssen passgenau und weiter gespannt werden. Der Gesundheitsschutz muss selbstverständlich weiterhin oberste Priorität haben. Dies sollte aber mit fairen Chancen für alle Unternehmen verbunden sein. Es droht derzeit, dass einzelne Branchen aufgrund politischer Entscheidungen komplett untergehen, weil ihnen langfristig die Geschäftsgrundlage entzogen wird. Dringend müssen Soforthilfen für die besonders stark und langfristig betroffene Busreisebranche ausgeweitet werden. Dabei darf der Mittelstand (mehr als 10 Mitarbeiter) nicht wie bislang außen vor gelassen werden.

Wir benötigen dringend den Ersatz der Ausfallkosten für unsere Busse. Auf Basis der Vorhaltekosten-Liste der Branchen-Versicherer fordern wir eine Erstattung pro Verbotstag und Bus rückwirkend ab dem Reisebusverbot für jeden Einsatztag.

Zusätzlich müssen die bereits getätigten enormen Vorleistungen für Reisekataloge, Werbeanzeigen usw., die aufgrund der ausgefallenen Saison nicht mehr durch Reisen refinanziert werden, ausgeglichen werden. Für die Zeit nach der Aufhebung der Corona-bedingten Einschränkungen müssen neue Werbemittel erarbeitet werden, die erneut eine hohe Vorleistung erfordern. Hierfür benötigen wir dringend eine finanzielle Unterstützung in Form einer Pauschale in Höhe der branchenüblichen Ausgaben, um den schrittweisen Hochlauf in der Touristik zu ermöglichen.

3. Senkung der Mehrwertsteuer

Es ist jetzt wichtig, die richtigen Weichen für die Betriebe zu stellen, die nach der Corona-Krise dazu beitragen werden, Arbeitsplätze gerade in der Fläche zu sichern. Hier sitzen wir in einem Boot mit der Hotellerie und der Gastronomie, denn wir bringen die Gäste in die Gaststätten und die Hotels. Solange diese geschlossen sind, können auch wir nicht wieder durchstarten. Daher ist es auch für uns absolut sinnvoll, die Mehrwertsteuer auch bei umweltfreundlichen Busreisen auf 7 % zu reduzieren, denn nur so können die Unternehmen bei einem vorsichtigen „Hochlauf“ in die Normalität die dringend benötigte Liquidität erhalten.