Im Jahr 2013 kauften chinesische Investoren so viele europäische Unternehmen wie nie zuvor. Darunter befand sich auch der österreichische Autobahnraststätten-Betreiber Rosenberger. Das Unternehmen betreibt derzeit in ganz Österreich u.a. 18 Autobahn-Raststätten und beschäftigt rund 800 Menschen. Doch jetzt ist Rosenberger teilweise wieder in österreichischer Hand. Thomas Wollner, seit 2014 von den Chinesen eingesetzter Geschäftsführer der Rosenberger Gruppe, und seiner Frau Jutta ist es gelungen, 30 Prozent der Anteile an der Gruppe zu erwerben. Autobahnraststätten sind wichtige Partner der Bustouristik. Das Gruppengeschäft hat sich im Laufe der Jahre zum Kerngeschäft der Raststätten entwickelt. „Man muss sich immer mehr um die Klientel Buschauffeure und Reiseleiter kümmern, denn wenn sie nicht einkehren, dann gibt es kein Geschäft.“

Mit seinem Einstieg bei Rosenberger verordnete Thomas Wollner der Gruppe eine Radikalkur. Kein Stein blieb auf dem anderen. Er tauschte das komplette Management auf der Führungsebene aus, strukturierte den Einkauf neu und begann mit umfassenden Sanierungsarbeiten. Nach drei Jahren war das Unternehmen schuldenfrei. Der nächste Schritt, der jetzt folgen soll: Investitionen in die Modernisierung der Rosenberger Restaurants. Das sei in den letzten Jahren zu kurz gekommen, so Thomas Wollner im Gespräch mit mir. An Selbstbewusstsein fehlt es ihm dabei nicht: „Ich bin allein zeichnungsberechtigt“, sagt er und fügt hinzu: „Es ist so, als hätte ich mein eigenes Unternehmen, ich habe freie Hand, das Unternehmen so zu führen, wie ich es für richtig halte.“ Für das operative Geschäft interessiere sich der Investor ohnehin nicht, der chinesische Partner sei reiner Geldgeber, ein strategischer Partner. Für die geplante Umstrukturierung sollen rund 20 bis 30 Millionen Euro investiert werden. Eine gute Nachricht für die Bustouristik. Verbunden mit der Hoffnung, dass alles mit der Verbesserung der Parksituation für Busse einhergeht. Denn wo die fehlen oder wo Lkws auf den Busparkplätzen rasten, kann der Bus nicht halten und die Gruppe nicht einkehren.


Wenn jeder seinen eigenen Weg geht…

Abschalten und entspannen im Urlaub – ist das für einen Journalisten in der Touristikbranche überhaupt möglich? Kaum. Dieses Jahr hatte ich mich für ein grünes Reiseziel im Atlantik entschieden: Madeira. Die Landung auf der schönen portugiesischen Insel wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben. Schuld daran waren starke Windböen. Erschwerend hinzu kommt eine sehr kurze Landebahn – trotz Verlängerung. Piloten brauchen eine Extra-Lizenz für die Landung. Nichts für schwache Nerven.

Die Blumen- und Wanderinsel ist ein Paradies für Senioren und den schwedischen Bushersteller Volvo. Ich habe noch in keiner anderen Stadt so viele Volvo-Busse gesehen wie in Funchal, der Hauptstadt von Madeira. Die Linien- und Überlandfahrzeuge hatten aber schon einige Jahre auf dem Buckel, genau wie die Senioren. Respekt, dachte ich mir, denn die bergige Topografie Madeiras ist für beide eine große Herausforderung.

Einen Gruppenausflug, eine Levada-Wanderung, hatte ich vor Ort gebucht. Levadas sind künstlich angelegte Wasserläufe, die das Quellwasser aus dem niederschlagsreichen Norden der Insel in den eher trockenen Süden führen. Die Gruppe bestand überwiegend aus rüstigen Senioren. Streckenlänge: 11 km, Niveau: leicht. Diese Infos hatte wohl jeder von uns erhalten. Doch manche Streckenabschnitte hatten es in sich. Und schon gab es die ersten Beschwerden. Aber die drangen kaum an das Ohr des Reiseleiters. Der sportliche, junge Mann lief gern weit vorn. Ich bin mir sicher, dass ihn nicht nur seine gute Kondition vorantrieb, sondern auch der Umgang mit dem Beschwerdemanagement Kraftquell seiner schnellen Schritte war. Allerdings hatte dieser Führungsstil, mit dem Rücken zur Gruppe, auch negative Folgen für ihn. Drei Finnen seilten sich von der Gruppe ab und gingen ihren eigen Weg, andere marschierten zu irgendwelchen Wasserfällen. Die Gruppe zerfiel und dezimierte sich beträchtlich. Leichte Panik brach aus. Jetzt auch beim Reiseleiter. Der wusste nicht, wer eigentlich fehlte. Eine Teilnehmerliste hatte er nicht und sein fotografisches Gedächtnis war unterbelichtet. Doch er hatte ja noch seine Reisegruppe. Die half ihm auf die Sprünge und wusste, wer wo ausgebüchst war. Nach und nach konnten aller wieder eingesammelt werden. Zuletzt die drei Finnen, die in aller Seelenruhe am Tagesziel auf die Gruppe warteten. Dem Reiseleiter fiel ein riesen Stein vom Herzen. Und ich notierte mir eine wichtige touristische Erkenntnis: Nicht immer ist der Reiseleiter für die Gruppe da, manchmal auch die Gruppe für den Reiseleiter.