Schon im Jahr 1998 wurden in der Bremer Innenstadt die sogenannten "Ballmer-Stelen" errichtet, 96 anthrazitfarbene Hinweisschilder, deren Beschriftung Gästen den Weg Richtung Hauptbahnhof oder zu diversen Sehenswürdigkeiten wies. Diese Infotafeln waren jetzt aber in die Jahre gekommen, mussten aktualisiert werden oder ließen wichtige aktuelle Informationen ganz vermissen. In einer Machbarkeitsstudie ließ die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH Anfang 2021 überprüfen, wie ein Infosystem optimalerweise aussehen könnte, unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und digitalen Ansätzen. Ab Herbst 2022 erfolgte dann die Umsetzung in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Agentur design und mehr GmbH. Finanziert wurde das insgesamt 145.000 Euro kostende Projekt durch das "Aktionsprogramm Innenstadt" der Stadt Bremen.
„Der neue Mix aus analogen Stelen und digitaler Präsenz macht es Gästen in unserer Stadt leichter, sich zu orientieren. Menschen mit eingeschränkter Mobilität bekommen zu vielen Einrichtungen detaillierte Informationen über die Barrierefreiheit vor Ort. Bremerinnen und Bremer bekommen dadurch die Möglichkeit, ihre Stadt noch einmal anders und neu zu entdecken“, sagt Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. „Das Personenleitsystem ist ein weiterer Schritt zu einer modernen und gut organisierten Stadt – und das wird Bremen für Gäste künftig noch interessanter machen. Deshalb ist diese Investition in die Zukunft lohnenswert.“
Die neuen, rund 2,20 Meter hohen anthrazitfarbenen Stelen stehen entlang wichtiger Laufwege in der Innenstadt, davon sind vier kombiniert mit einem großen Stadtplan und geben beispielsweise am Hauptbahnhof, auf dem Marktplatz oder an der Messe einen umfangreichen Überblick über Bremen und Bremen Nord. Ein neues rotes Designelement und die ausgelaserten Bremer Stadtmusikanten auf der oberen Fläche machen die Stelen auffälliger, lassen sie aber nicht unangenehm aus dem Stadtbild hervorstechen. Das war wichtig, denn schließlich stehen verschiedene Stelen in direkter Nachbarschaft zum geschützten UNESCO Welterbe der Stadt, das natürlich für sich selbst wirken soll.
Die Informationstafeln verweisen auf unterschiedliche Orte von Interesse (POIs – Points of Interest) in der Nähe der Stele, beispielsweise Sehenswürdigkeiten wie die Stadtmusikanten oder die Böttcherstraße, geben aber auch Richtungen vor für Parkhäuser, Toiletten, ausgewählte Haltestellen, die Stadtbibliothek oder das BürgerService Center.
„In einer sehr umfangreichen Arbeit hat unser Projektteam alte Inhalte überprüft, aktualisiert, ergänzt und das Design vereinheitlicht. Neu ist vor allem auch die englische Übersetzung von wichtigen POIs wie dem Hauptbahnhof oder der Altstadt auf den entsprechenden Stelen, um auch internationale Besucher zu informieren“, erklärt WFB-Geschäftsführer Oliver Rau. „Wichtig war uns auch die enge Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landesbehindertenbeauftragten.“
Neue Web-App gibt Überblick über ganz Bremen
Begleitend zum neuen Leitsystem auf den Stelen vor Ort wurde eine Web-App entwickelt, die die Infotafeln komplementiert, darüber hinaus aber für ganz Bremen Informationen und Orientierung liefert. Praktisch ist dabei, dass die Web-App nicht aus einem App Store heruntergeladen werden muss, sondern über den Browser geöffnet wird und optional auf dem Smartphone installiert werden kann. Ein „Digi-Button“, eine Kombination aus QR-Code und NFC-Tag, erleichtert den Zugang zur Web-App an den Stelen. Der QR-Code wird gescannt, eine Info-Seite öffnet sich im Browser des Smartphones. Der NFC-Tag hingegen kommuniziert direkt mit den Smartphones, die entsprechend ausgerüstet sind, wenn das Telefon an den Tag gehalten wird.
Steht man mit seinem digitalen Endgerät vor einer Stele, öffnet sich eine Website, die die auf der Stele genannten POIs mit entsprechenden Links zu weiterführenden Details digital abbildet. Auf der dazugehörigen digitalen Karte können sich die Nutzer:innen anhand der POIs orientieren. Zudem gibt es weiterführende Informationen auf weiteren Karten.
Moderne NFC-Technik verbindet die analoge mit der digitalen Welt. Foto: WFB/Jan Rathke
Der Clou: Die Web-App hat noch mehr zu bieten als das digitale Leitsystem und lässt sich nicht nur in Verbindung mit den Stelen nutzen. Wer die URL https://dein-bremen-guide.de in den Browser eingibt, kann das Infoportal schon außerhalb der Stadt für die Reisevorbereitung nutzen oder sich auch außerhalb der Innenstadt Informationen besorgen. Dein Bremen-Guide weist auf saisonale Highlights hin und zeigt diese auf einer Karte an. Er liefert aber aktuelle Hinweise, wie beispielsweise über besondere Veranstaltungen, die gerade stattfinden. Darüber hinaus enthält er verschiedene Suchfunktionen. So können die Nutzer filtern, welche Veranstaltungen sie suchen oder wann die Veranstaltung stattfinden soll.
„Ich freue mich sehr darüber, dass wir diese App im eigenen Hause programmieren konnten, durch unsere Abteilung Bremen Online, die auch das Stadtportal betreut. Damit haben wir das komplette Knowhow in einer Hand und können auch immer wieder redaktionelle oder technische Änderungen und Erweiterungen vornehmen“, so Oliver Rau.
In Zukunft soll die Web-App weiter mit digitalen Inhalten gefüllt werden, beispielsweise ist an die Entwicklung von Karten, die Routen vorgeben, gedacht, der bestehende barrierefreie Stadtführer soll integriert werden oder es soll Tipps für unterschiedliche Zielgruppen wie Familien, Radfahrende oder Studierende geben. „Eine tolle Ergänzung für unsere touristischen Angebote in der Stadt“, so Rau.
Die Bremer Stadtmusikanten zieren alle der rund 100 neuen Stelen. Foto: WFB/Jan Rathke