Ziel des Tests war es, zu erproben, wie ein autonomer Shuttle-Bus vom Typ „U-Shift“ etwa im öffentlichen Nahverkehr zum Einsatz kommen könnte. „Wir haben die derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Personen-Shuttles ausgelotet und die notwendigen Stellschrauben für eine erfolgreiche Umsetzung identifiziert“, so U-Shift-Projektleiter Marco Münster. Großer Forschungsbedarf bestehe beispielsweise noch bei allen Fragen rund um die Kommunikation des autonomen Fahrzeugs mit den Nutzern, vor allem beim Ein- und Aussteigen. Insbesondere die Kommunikation gestalte sich herausfordernd, wenn und weil Menschen unterschiedliche Sprachen sprechen – und ein autonomes Fahrzeug in der Regel in „ihrer“ Sprache nutzen möchten. Gleiches gilt für Menschen mit eingeschränktem Bewegungsvermögen oder beeinträchtigter Sehkraft.
Im Mittelpunkt der Tests auf dem BUGA-Gelände standen zwei "U-Shift"-Prototypen, die vom DLR entwickelt wurden, um sowohl Passagiere als auch Fracht innerhalb eines urbanen Settings vollkommen automatisiert befördern zu können. Der Name „U-Shift“ resultiert dabei aus der U-förmigen Antriebseinheit, dem sogenannten Driveboard. Je nachdem, wen oder was es zu befördern gilt, kann diese Antriebseinheit mit diversen „Kapseln“ bestückt werden, die die unterschiedlichsten Einsatzzwecke erfüllen. Auf der BUGA Mannheim wurden spezielle Fahrgasthäuschen installiert und den BUGA-Besuchern wurde erklärt, wie diese funktionieren. Im Rahmen des Forschungsbetriebes durften Besucher auch mitfahren. Anschließend wurden sie zu ihren Eindrücken befragt. Die weit überwiegende Mehrheit zeigte sich nach Angaben des DLR begeistert. Nur rund 0,1 Prozent gab ein negatives Feedback ab.
„Unser Team war sieben Tage die Woche und insgesamt 178 Tage am Stück vor Ort auf der Bundesgartenschau“, erinnert sich DLR-Institutsdirektor Tjark Siefkes. „Wir haben in diesem Zeitraum sehr erfolgreich und mit viel Begeisterung vermittelt, wie wichtig und faszinierend die DLR-Forschung im Bereich zukünftiger Mobilität ist.“ Eine Viertelmillion Besucher habe am DLR-Stand vorbeigeschaut und „U-Shift“ in Augenschein genommen. Mit 85.000 davon habe das Team um Projektleiter Münster Gespräche zum Fahrzeugkonzept und seinen Einsatzmöglichkeiten geführt. Dem DLR ging es darum, Rückmeldungen für die weitere Forschung und Entwicklung sowie Ideen für Geschäftsmodelle und Einsatzszenarien zu gewinnen. Rund 10.000 Menschen sind mit dem "U-Shift" im autonomen Betrieb über das Gelände der BUGA gefahren. Der speziell für diesen Einsatz gebaute Prototyp „U-Shift 4“ legte dabei insgesamt 2.800 Kilometer zurück. „Das ist eine beeindruckende Bilanz angesichts der Herausforderungen, die wir bei Konstruktion, Bau und Zulassung eines komplett neuen und einzigartiges Fahrzeugkonzepts in eineinhalb Jahren meisten mussten“, so Münster.
Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den Rückmeldungen der BUGA-Besucher bezog sich auf ein wertiges und ansprechendes Fahrzeuginneres. Als weiteren Punkt untersuchten die DLR-Forscher, welche Infrastrukturmaßnahmen notwendig sind, um autonome Fahrzeuge wie das "U-Shift" sicher im gemischten Verkehr mit nicht-autonomen Fahrzeugen und weiteren Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern zu betreiben.
Zusätzlich zum Austausch mit den BUGA-Besuchern realisierte das DLR-Team auch Workshops mit Kommunen und Unternehmen. Ziel war es, diesen Gruppen das Konzept im Forschungsbetrieb vorzustellen und gemeinsam herauszufinden, welche Einsatz-Szenarien und Geschäftsmodelle rund um das "U-Shift" umsetzbar sind. „Auch hier haben wir von allen Seiten sehr positive und interessierte Rückmeldungen bekommen“, so DLR-Institutsdirektor Siefkes. „Was uns besonders freut, sind die Anfragen für neue Pilotprojekte und weitere Testbetriebe des "U-Shift" – im Shuttle- wie auch im Nutzfahrzeugbereich. Denn der Transfer eines solchen komplett neuartigen und autonomen Fahrzeugkonzepts in die Anwendung ist eine große Aufgabe, bei der Kommunen, Betreiber, Hersteller und Gesetzgebung an einem Strang ziehen müssen.“