Der Trend zu Elektrobussen hält ungebremst an, Wasserstoff kommt langsam aber deutlich, Hybridbusse kommen aus der Mode und Überland ist noch das Revier der Erdgasbusse ­aus Mangel an Alternativen­– auf diesen kurzen Nenner kann man die Zahlen von Chatrou zusammenfassen. 62,5 Prozent aller Stadtbusse im Jahr 2022 in Europa (CME erfasst EU27 + UK + ICE + NO + CH allerdings ohne Trolleybusse, was vor allem Solaris und Hess betrifft) verfügten einen alternativen Antriebsstrang, 2021 waren es noch 59,4 Prozent. Das bedeutet, dass 30 Prozent der Stadtbusse emissionsfrei unterwegs waren (BEV und Wasserstoff) eine glatte Verdoppelung zu 2020! Hier macht sich sicher auch die Clean Vehicles Directive (CVD) bemerkbar, die ab 2023 bestimmt Quoten an emissionsfreien bzw. sauberen Bussen vorschreibt. Das Volumen der BEV-Busse stieg von 3.282 im Jahr 2021 auf 4.152 im Jahr 2022; ein Plus von 26,1 Prozent.

 

Yutong wird erstmals Marktführer

Der chinesische Hersteller Yutong, der auch größter Busbauer weltweit ist, führt mit 479 Zulassungen erstmals die Statistik an, 2021 belegten die Chinesen noch mit 303 Bussen den vierten Platz! Es folgt BYD-Alexander Dennis mit 465 Zulassungen auf Platz 2 (BYD alleine begegnet uns mit 322 Bussen nochmals auf Platz 7), Mercedes kann mit 405 Zulassungen seinen ansehnlichen dritten Platz  gegenüber 2021 verteidigen und ist in Deutschland sogar auf Platz 1. VDL konnte nach dem schlechten Platz 9 in 2021 (5,4 Prozent) aufgrund der Lieferprobleme des neuen Citea wieder den ewigen Rivalen Solaris hinter sich lassen (VDL Platz 5 mit 8,3 Prozent, Solaris Platz 6 mit 8,2 Prozent). Verbessern konnte sich auch Iveco/Heuliez von Platz 5 auf Platz 4 mit jetzt 8,4 Prozent Marktanteil. Der Münchener Busbauer MAN, der gerade sein Elektrobuswerk in Polen nachhaltig schleift, konnte sich von Platz 10 mit 4,1 Prozent Anteil auf die 9 mit 5,5 Prozent vorarbeiten. Die Konzernschwester Scania rangiert weiterhin unter „Sonstige“ mit einem Anteil von unter einem Prozent, sie spielen effektiv auf dem europäischen Markt keine Rolle.

Zu den 240 „Anderen“ gehören Hersteller wie Higer, Rampini, Temsa, Alstom und 15 weitere Hersteller. In der Langzeitbetrachtung von 2012 bis 2022 rangiert Solaris mit 11,6 Prozent vor BYD (11,1 Prozent), VDL (10,4 Prozent) und BYD-ADL (10 Prozent), Yutong (8,8 Prozent) und Daimler Buses (7,8 Prozent), Volvo (6,6 Prozent), Iveco-Heuliez (6,6 Prozent), Irizar (4,4 Prozent) Ebusco (3,6 Prozent) und MAN (3,2 Prozent).

Die Zulassungszahlen Elektrobusse (Ohne Trolleybusse) für Europa nach Marken.                                          Quelle: Chatrou CME Solutions

 

England als Spitzenreiter vor Deutschland und Frankreich

Nach England gingen 2022 die meisten Elektrobusse, 685 Stück oder 16,5 Prozent, damit konnte es Deutschland von Platz 1 in 2021 verdrängen (damals 16,9 Prozent D zu 16,5 Prozent GB). Deutschland folgt jetzt mit 14 Prozent, dann folgen Frankreich mit 13,2, Dänemark mit 9,2 Prozent und Finnland mit 6,7 Prozent. Auffallend ist, dass Polen von Platz 5 (6,6 Prozent) auf Platz 9 (3,6 Prozent) abgestürzt ist. Auch die Niederlande, eigentlich ein Vorzeigemarkt, stürzte von Platz 9 (4,6 Prozent) auf Platz 14 mit 2,3 Prozent Anteil ab. In der Langzeitbetrachtung von 2012 bis 2022 allerdings stehen die Holländer als Pioniere noch auf Platz 4 mit 11,2 Prozent Anteil, vor Schweden (7,0 Prozent) und Polen (6,0 Prozent).

 

 

Die Zulassungszahlen Elektrobusse (Ohne Trolleybusse) für Europa nach Ländern.                                  Quelle: Chatrou CME Solutions

 

Erdgas weiter für Überlandbusse im Trend

Das absolute Volumen von CNG/LNG-Bussen stieg 2022 leicht von 3.088 im Jahr 2021 auf ein Alltime-High von 3.274 im Jahr 2022 (+6,1%) und ist seit 2020 auf einem stabilen Niveau. Seit 2014 steigt diese Zahl von einer Basis von 210 Bussen aus jährlich rapide an und ist sicher mit der hohen Serienreife und den geringeren Kosten gegenüber Elektrobussen zu erklären. Der CNG-Anteil im Überlandsegment wächst zudem weiter von 864 im Jahr 2021 auf 978 im Jahr 2022, und ich darin begründet, dass Erdgas auch nach CVD als „sauber“ gilt und zudem noch kaum BEV- oder H2-Modelle für das Segment verfügbar sind, erste Modelle kommen jetzt von Solaris, VDL und Van Hool auf den Markt, Daimler und MAN starten erst 2024 bzw. 2025 durch.

 

Wasserstoff ist noch eine kleine Pflanze

Mit insgesamt 99 neu zugelassenen Wasserstoffbussen war das Volumen geringer als 2021, das 158 Wasserstoff-Zulassungen hatte, es lag aber immer noch deutlich über dem langjährigen Mittel. Erst ab 2019 konnten relevante Zahlen von 32 Bussen verzeichnet werden, vorher waren es nur einstellige Ziffern. Solaris führt das Jahr 2022 mit 54 Zulassungen an, gefolgt von Caetano mit 16 Zulassungen, Wrightbus mit 11 Zulassungen. In der Langzeitbetrachtung von 2012 bis 2022 führt Van Hool als einer der Pioniere mit 106 Bussen (28,6Prozent) vor Solaris mit 104 Bussen (28,1 Prozent), Wrightbus mit 82 Bussen (22,2 Prozent) und Shootingstar Caetano aus Portugal mit 40 Bussen und 10,8 Prozent.

 

Die Zulassungszahlen der Wasserstoffbusse für Europa nach Marken.                          Quelle: Chatrou CME Solutions

 

Hybridbusse als eindeutige Verlierer

Der Volumenrückgang bei Hybridbussen von 3.285 auf 2.018 ist durchaus bemerkenswert (-38,5 %) und stellt eine echte Trendumkehr dar. Bis 2021 war dieses Segment von stetigem Aufschwung gekennzeichnet. Seit 2015 lagen die Zahlen immer im vierstelligen Bereich mit einem Alltime-High in 2021 von 3.295 Bussen. Das mag am zunehmenden Durchbruch der reinen BEVs liegen aber auch am reduzierten Angebot von Vollhybriden der Hersteller. Zudem haben sich die Hoffnungen auf massive Verbrauchseinsparungen zumeist kaum erfüllt. Auch regulatorisch und für die CVD-Richtlinie sind diese Busse kaum noch interessant. Sie dürften mittelfristig wohl ganz verschwinden oder sich in den Überlandbereich verlagern.