Zusätzlich habe das Deutschlandticket den ÖPNV grundlegend verändert, wobei die Rahmenbedingungen auf Bustouristik & Gelegenheitsverkehr, Fernbuslinienverkehr und ÖPNV gänzlich unterschiedliche Wirkung entfalteten. Während die Unternehmen der Bustouristik eine positive Marktlage und einen hohen Aufschwung verzeichneten, entwickelte sich die Geschäftslage der ÖPNV- und Fernbussparten lediglich gleichbleibend oder gar ungünstiger.

Zum einen habe der Busmittelstand hat erneut seine Stärke unter Beweis gestellt, meinte bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard angesichts der Erholung im Bereich der Bustouristik. Auch unter den erschwerten Marktbedingungen sei den Unternehmen die Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau gelungen. Nun müssten dringend politische Reformen folgen, um den Mittelstand von seiner hohen Bürokratielast zu befreien und mit einer Ausbildungsreform dem Fahrpersonalmangel entgegenzuwirken. „Für den ÖPNV bestehen zudem zu viele Unsicherheiten, wie das Deutschlandticket und die Antriebswende aber auch die Bestandsverkehre finanziert werden sollen“, so Leonard. Die Unternehmen benötigten zügig einen ausreichenden und verlässlichen Finanzierungsrahmen, der ihnen Planungssicherheit verschaffe.

Bustouristik im Aufwind

Aus der bdo-Konjunkturumfrage geht hervor, dass Touristik-Betriebe in Bezug auf die allgemeine Geschäftslage, Umsatz & Gewinn sowie Kundennachfrage einen Aufschwung verzeichnen konnten. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2024 erwarten die Unternehmen überwiegend eine gleichbleibend positive Stimmung. Ein Viertel der Befragten erwartet sogar einen noch weiter andauernden Positivtrend.

Der zunehmende administrative Aufwand belastet allerdings mittlerweile 82 Prozent der Unternehmen. Sie wünschen sich daher eine deutliche Reduktion des Verwaltungsaufwands. Außerdem sehen die Betriebe dringenden Reformbedarf bei der Ausbildung von Busfahrern – die lange, teure Ausbildung erschwere die Fahrpersonalgewinnung immens.

ÖPNV steht vor Herausforderungen

Im ÖPNV wird die allgemeine Geschäftslage zunehmend schlechter bewertet: Nur 47 Prozent der Betriebe bewerten ihre Marktsituation als gleichbleibend, ein Drittel dokumentiert eine Verschlechterung. Unsicherheitsfaktor Nummer 1 ist die aktuelle Finanzierungslage des ÖPNV. 50 Prozent der Befragten verzeichnen einen Rückgang der Gewinne. Nur 18 Prozent der Befragten hat nach eigenen Angaben Grund für positive Prognosen.

Während die Betriebe aufgefordert sind, ihr Angebot auszubauen und in alternative Antriebe zu investieren, fehlen vielen Unternehmen schon die finanziellen Mittel zur Sicherung ihrer Bestandsverkehre. 88 Prozent der Firmen sehe sich derzeit nicht in der Lage, alternative Antriebe überhaupt wirtschaftlich betreiben zu können. Das Deutschlandticket hat dabei zwar bei 33 Prozent der Unternehmen für steigende Fahrgastzahlen gesorgt, dennoch blicken die ÖPNV-Anbieter sorgenvoll in die Zukunft. Über 40 Prozent erwarten für 2024 eine ungünstigere Entwicklung als im letzten Jahr.

Die Stimmung insgesamt sei damit so schlecht wie noch nie zuvor, heißt es von Seiten des bdo. Nicht einmal während der Corona-Pandemie seien die Unternehmen so pessimistisch gewesen.

Weiter Negativtrend beim Fernbus

Unter den im Fernbussegment operierenden Unternehmen geben 67 Prozent an, dass sich die Geschäftslage gegenüber dem Vorjahr ungünstiger entwickelt habe. Die Entwicklung der Umsätze werde zwar zunehmend günstiger eingeschätzt, mehr als die Hälfte der Betriebe berichtet aber von einer ungünstigeren Gewinnentwicklung. Für 2024 gehen 33 Prozent der befragten Betriebe von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus, 44 Prozent von einer günstigeren.  

Die bdo-Konjunkturumfrage 2023/2024 kann unter Konjunkturumfrage abgerufen werden.