Geschäftsführerin von Behringer Touristik

Tina Behringer wurde 1967 in Erbach im Odenwald geboren. Infolge beruflicher Veränderungen zog die Familie 1971 nach Gießen. Tina Behringer legte 1986 ihr Abitur ab. Es folgte eine Lehre als Hotelfachfrau im Hotel Gravenbruch Kempinski in Frankfurt am Main. Von 1990 bis 1994 studierte sie europäische Betriebswirtschaft in Münster und in Hull (England). Praktika absolvierte Tina Behringer in dieser Zeit bei der Lufthansa in Neu Isenburg und in Toronto (Kanada) im Marketing. 1994 erfolgte der Einstieg in das Familienunternehmen Behringer Touristik. 

Seit dem Jahr 2000 ist sie gemeinsam mit ihren Eltern Geschäftsführerin von Behringer Touristik. Mutter Heidi Behringer zeichnet auch für das Rechnungswesen verantwortlich. Behringer Touristik hat 70 Mitarbeiter und realisierte 2015 einen Jahresumsatz von 32 Millionen Euro. Knapp 4.000 Gruppenreisen mit insgesamt 120.000 Teilnehmern werden pro Jahr auf der Basis von Behringer Paketen durchgeführt.  Tina Behringer gehört seit April 2010 dem Präsidium des Verbandes der Paketer (VPR) an und kandidiert auf der nächsten Mitgliederversammlung des VPR im April in Wien als Nachfolgerin von Karin Urban für das Amt der Präsidentin. Tina Behringer lebt mit ihren beiden Kindern, Tim (19) und Kati (18), in Lahnau in der Nähe von Gießen.

Tina Behringer, Geschäftsführerin von Behringer Touristik

 

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Ich schwankte zwischen Entwicklungshelferin und Lehrerin.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?

Dass es sich immer lohnt, aufzupassen und aktiv mitzuarbeiten, wenn man weiterkommen will. Zur Erklärung vielleicht so viel: Wir früher haben manchmal heimlich gestrickt im Unterricht. Doch alles, was man im Unterricht verpasst, musste man sich hinterher umso mühsamer aneignen.

Was war das größte schulische Drama für Sie?

Einmal 0 Punkte in einer Bioarbeit. Der Biolehrer und ich, dass passte nicht. Ich habe dann Physik als Leistungskurs genommen, um den Albtraum Bio los zu werden.

Haben Sie als Schüler gemogelt?

Nein. Ich habe zwar manchmal im Vorfeld Spickzettel geschrieben, diese dann aber nie genutzt, da ich den Inhalt sowieso auswendig kannte. Außerdem hatte ich ganz einfach Angst, erwischt zu werden.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Ganz klar: Sport! Am liebsten, wenn ein Ball dabei ist. Ich habe Handball, Tischtennis und sehr lange Tennis gespielt. Bei meinem Studium in Hull in England hat mich ein Kommilitone mal zu einem Pitch & Putt mitgenommen, einen Golfplatz für Anfänger. Da muss man weder Eintritt zahlen noch Mitglied sein. Das hat mich begeistert und so bin ich zum Golf gekommen.

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?

Meine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hotel Gravenbruch Kempinski Frankfurt mit besonderer Auszeichnung vor der IHK bestanden zu haben. Während meine Mitabiturienten zu den Hochschulpartys gingen, habe ich die Zeit nach dem Abitur in der Wäscherei und beim Zimmerputzen verbracht und dann auch noch einige Monate regelmäßig Gläser poliert, dabei viel erlebt und gelernt, was mir beim Hoteleinkauf hilft.

Wer hat Sie am meisten gefördert?

Meine Eltern insgesamt. Mein Vater hat mich oft auf Reisen mitgenommen und so hatte ich die Möglichkeit, Sprachen vor Ort zu lernen. Darüber hinaus konnte ich in den Schulferien Sprachkurse in Cambridge und Brighton besuchen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Dass sie sehr vielseitig und abwechslungsreich ist, man intensiven Kontakt zu anderen Menschen hat sowie fremde Länder und Kulturen kennenlernt.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Den Busgruppenevent von Behringer Touristik in Dresden im März 2006. 4.300 Gäste von Busreiseveranstaltern erlebten mit Behringer Paketen von Donnerstag bis Sonntag ein Wochenende rund um die Frauenkirche. Das war eine logistische Leistung, die mich auch heute noch stolz zurückblicken lässt. Es gab zwei Exklusivkonzerte nach der Weihe der Frauenkirche und 1.000 Zusatzkarten für das öffentliche Nachmittagskonzert.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?

Es fand 1986 im Hotel Gravenbruch Kempinski Frankfurt statt. Direktor Günther Haug, ein ganz toller Mann, führte das Gespräch und sagte zu mir am Schluss: „Fräulein Behringer, gerne würden wir Sie bei unseren Azubis begrüßen. Leider sind die Plätze für dieses Jahr schon alle vergeben, aber Sie können am 1. September 87 beginnen.“ So hatte ich gleich die Zusage für das nächste Jahr, aber auch Zeit, um zu schauen, ob dieser Beruf etwas für mich war. Zur Überbrückung ging ich in die Toskana in ein Hotel nach Tirrenia, das auch heute immer noch ein beliebtes Partnerhotel von uns ist, lernte Italienisch und habe dann den Sommer noch 8 Wochen im „Club Med“ als Tennisanimateur gearbeitet.

Wie halten Sie sich fit?

Mit Joggen, etwas Yoga, Rad fahren ins Büro (acht Kilometer) und immer, wenn es die Zeit erlaubt, Golf (aktuelles Handicap 7,4 – d. Red.) Beim Golf ist man stets an der frischen Luft, auf der Runde nie allein und auch nicht am 19. Loch – im Clubhaus.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?

Viele Inforeisen, die das Telefon dann durch den direkten Draht zu unseren Kunden ersetzten.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?

In Arosa (CH) im Februar. Ich habe meinen Sohn Tim besucht, der dort gerade im Robinson Club als Skilehrer arbeitet.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?

Optimismus, Ausdauer und Mut.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?

Ein offenes Ohr für die Mitarbeiter, Begeisterungsfähigkeit und Führungsqualität.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?

Ivan Lendl. Als ich aktiv Tennis gespielt habe, war er gerade auf Platz 1 der Weltrangliste. Er hat sich mit extrem hartem Training und einer asketischen Lebensweise seinen Erfolg erarbeitet. Außerdem habe ich einige berufliche Vorbilder.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?

Wenn Bürokratie uns von der eigentlichen Arbeit, schöne Reisen zu kreieren, abhält. Wenn ich nur aktuell an die Versuche denke, die Kosten für die an die Urlauber verkauften Hotelleistungen der Gewerbesteuer hinzuzurechnen.

Was beunruhigt Sie?

Ein wenig schon die aktuellen Krisenherde auf dieser Welt.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?

Offenheit, Kreativität, Engagement, Persönlichkeit und die Fähigkeit, sich mit der eigenen Arbeit, aber auch mit der Arbeit der Geschäftsleitung von Behringer Touristik konstruktiv und kritisch auseinanderzusetzen.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?

Zeit.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?

Siehe Thema Bürokratie – all denen, die die Steuerschraube immer noch fester anziehen wollen.

Ihre größte Tugend?

Offenheit, Kommunikationsfähigkeit.

Ihr größtes Laster?

Schokolade.

Ihr Lieblingsfilm?

Schwierig, das auf einen Film zu reduzieren – Notting Hill und Pretty Woman stehen ziemlich weit oben. Ich bin aber auch  ein großer James Bond Fan. Den letzten, Spectre, fand ich ausgezeichnet.

Ihr Lieblingsbuch?

Dan Brown’s „Sakrileg“.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?

„We can work it out“. Aber ich bin mehr mit Abba aufgewachsen.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Das gute Verhältnis zu meinen beiden nun erwachsenen Kindern (beide stehen vor Studienbeginn) erhalten und als Steuermann das Schiff „Behringer Touristik“ bei jeder See auf gutem Kurs halten.

(Notiert von Jürgen Weidlich)