Denn der französische Vor- und der dänische Nachname haben quasi den gleichen internationalen Charakter wie die berufliche Aufgabe des Geschäftsführers der „Erlebnis Bremerhaven“ – Gesellschaft für Touristik, Marketing und Veranstaltungen mbH. „Meine Mutter kommt aus Tübingen, das ja französische Besatzungszone war. Sie fand den Namen immer so schön und hat sich schließlich durchgesetzt“, erklärt der 57-Jährige. Geboren sei er zwar auch in Tübingen, aber eigentlich ein typisches Nordlicht und in Nordfriesland aufgewachsen, weil sein Vater von da stammt. „So erklärt sich auch mein Nachname. Der gesamte Landesteil Schleswig war ja länger dänisch als deutsch.“

Sein Studium der Tourismus- und Betriebswirtschaft führte Kiesbye schließlich in südliche Gefilde, nämlich nach Heilbronn. Doch schnell zog es ihn wieder in den Norden: Seine erste Stelle trat er in Ratzeburg im Herzogtum Lauenburg an. Auf Rügen leitete er fünf Jahre lang die Tourismuszentrale. Zwischenzeitlich war der Vater einer zehnjährigen Tochter auch recht erfolgreich selbständig in der Tourismusbranche tätig bis ihn schließlich ein sehr gutes Angebot aus Wilhelmshaven ereilte. Im Jahr 2013 folgte dann der Wechsel nach Bremerhaven.
Besonders stolz ist Raymond Kiesbye darauf, dass er als Gründungsgeschäftsführer von Erlebnis Bremerhaven – die Gesellschaft wurde damals aus der Wirtschaftsförderung ausgelagert – eine erfolgreich funktionierende Einrichtung auf die Beine gestellt hat und das in Personalunion als Geschäftsführer der Stadthalle Bremerhaven.
Das Besondere an Bremerhaven sei, dass viele gruppentaugliche Sehenswürdigkeiten wie das Auswandererhaus, der Zoo, das Klimahaus, der Hafen und die Weserdeich-Promenade so dicht beieinander liegen, dass man innerhalb weniger Minuten von einer wirklich tollen Sehenswürdigkeit in die nächste stolpern könne und das verbunden mit dem maritimen Erlebnis. Die Kernkompetenzen Fisch, Hafen, Wissens- und Erlebniswelten sowie das Tagungsgeschäft wolle man in Zukunft auch weiter stärken. Zunächst steht für Raymond Kiesbye aber das internationale Festival der Windjammer, die Sail 2020, im Fokus.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?
In meiner Kindheit wollte ich Archäologe werden. Das fand ich sehr spannend.
Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Natürlich habe ich dort einiges für das Leben gelernt. Allem voran die Prozentrechnung (schmunzelt).
Was war das größte schulische Drama für Sie?
Besonders unangenehm war mir, dass ich den Schlüssel für mein neues Schließfach verloren habe – und das ausgerechnet direkt am Tage der Ausgabe.
Haben Sie als Schüler gemogelt?
Klar, wie sicher die meisten von uns dies das ein oder andere Mal getan haben – und natürlich habe ich dabei auch mal den Spickzettel im Heft vergessen.
Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Während meiner Schulzeit fand ich das Fach Geschichte sehr interessant. Dafür kann ich mich auch heute noch begeistern.
Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Ich war lange Zeit in der Jugendfeuerwehr. Später zur Bundeswehrzeit hatte ich sogar vor, zur Berufsfeuerwehr zu gehen und habe dort auch eine Ausbildung zum Kfz-Schlosser absolviert. Aber mein Interesse an der Tourismus-Branche war letztlich doch größer.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Oma hat mich immer ganz besonders gefördert und mir Nachhilfe in Sprachen gegeben.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
An meiner Arbeit gefällt mir vor allem der Wechsel zwischen Bürotätigkeit und Veranstaltungen. Das macht sie sehr abwechslungsreich.
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Da fällt mir zu allererst die pressetechnische Bewältigung der Vogelgrippe auf Rügen im Jahr 2006 ein. Das war damals eine heikle Angelegenheit, da wir enorme Buchungsrückgänge hatten.
Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Ich wurde während der Beratung der Auswahlkommission eine halbe Stunde in die Stadt entlassen, habe mich verlaufen und kam zu spät zurück (den Job erhielt ich trotzdem).
Wie halten Sie sich fit?
Ich nutze gelegentlich das Fitness-Studio nebenan, um zu trainieren.
Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Meine erste Überlandfahrt im Linienbus, die von Ratzeburg nach Berlin führte. Das war ein schönes Erlebnis, an das ich mich gerne erinnere.
Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
Den habe ich nicht allzu weit weg mit meiner Familie auf der ostfriesischen Insel Langeoog verbracht.
Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Ich bin der Meinung, Erfolg hat schon sehr viel mit Geduld, Menschlichkeit und Vorbild sein zu tun.
Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Dazu gehört meines Erachtens vor allem soziale Kompetenz, vorausschauendes Denken und auch der Humor sollte nicht zu kurz kommen.
Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Für mich ist mein ehemaliger Chef, der frühere Tourismusdirektor von Schleswig-Holstein, ein persönliches Vorbild.
Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Wenn ich es mit Inkompetenz und kleinlichen Streitereien zu tun bekomme.
Was macht Ihnen Angst? 
Am meisten Angst bereitet mir hier an der Küste der Klimawandel und seine Folgen.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Wenn sie Eigeninitiative ergreifen und mitdenken, vor allem aber auch Loyalität.
Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Feierabend um 16.30 Uhr.
Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Der Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Ihre größte Tugend?
Geduld.
Ihr größtes Laster?
Nachgiebigkeit.
Ihr Lieblingsfilm?
Das ist der Klassiker aus den 70ern: „American Graffiti“.
Ihr Lieblingsbuch?
„Agent Cicero“ – an dem ich gerade selbst schreibe (lacht).
Ihr Lieblingslied von den Beat-les?
Von den Beatles gefällt mir der Song „Yellow Submarine“ besonders gut.
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Heiraten.

(Notiert von Anita Faltermann)