Geschäftsführerin/Inhaberin des Paketers „Wolff Ost-Reisen“
Kirsten Wolff und ihr Ehemann Hartmut Wolff sind Geschäftsführer und Inhaber des Paketers „Wolff Ost-Reisen“ in Furth im Wald. Wolff Ost-Reisen feiert in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum „Wolff und Osteuropa“. Damals, am 18. Juli 1964, wurde die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei am Grenzübergang „Furth im Wald – Folmava“ geöffnet.
Bereits eine Woche später rollte der erste Bus des Busunternehmens „Reisebüro Wolff“ mit Feriengästen aus dem Bayerischen Wald nach Prag. An diesem Know-how von Reisen nach Osteuropa zeigten sich auch viele weitere Busunternehmer interessiert. Firmengründer Eugen Wolff und Sohn Hartmut begannen, Reiseprogramme für andere Busunternehmen zusammenzustellen und diese Angebote, später als Pakete bezeichnet, in immer größerer Zahl aufzulegen. 1989 wurde der Busbetrieb „Reisebüro Wolff“ aufgegeben und das Geschäft ausschließlich auf Paketreisen konzentriert. Kirsten Wolff kam 1985 nach ihrem Studium der Betriebswirtschaft zu „Wolff Ost-Reisen“. Ihre Eltern betrieben damals in Gleißenberg, unweit von Furth, das „Haus Kirsten“. Nicht selten nutzten Gäste des Hauses das Tagesfahrtenprogramm des „Reisebüro Wolff“. Geschäftliche und familiäre Bande lagen dicht beieinander. Gemeinsam mit ihrem Team haben Kirsten und Hartmut Wolff in den neunziger Jahren den Paketreiseveranstalter „Wolff Ost-Reisen“ als Ideenfabrik für Reisen nach Osteuropa weiterentwickelt und Pionierarbeit für die Neuausrichtung der Reiseverbindungen nach dem Zusammenbruch der Gesellschaftssysteme in Osteuropa geleistet. Wolff-Ostreisen hat zusammen mit seinen drei Auslandsbüros in Prag, Budapest und Warschau insgesamt 45 Mitarbeiter und gilt in der Reisebranche als Marke für qualitätsbewusstes Reisen mit ehrlichen Preisen: Alle Zusatzleistungen sind im Endpreis inbegriffen.
Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Buchhändlerin. Ich habe sehr viel gelesen und hatte Freude daran, das Gelesene anderen kundzutun.
Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Mich immer wieder auf neue Menschen einzustellen. Denn ich musste als Kind sehr häufig die Schule wechseln. Das hing mit dem Beruf meiner Eltern zusammen. Sie waren Gastwirte und Hoteliers. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sie sich zunächst in Aachen, hier wurde ich geboren, nieder. Später übernahmen Sie ein Hotel in Gleißenberg im Bayerischen Wald. Es hieß „Haus Kirsten“.
Was war das größte schulische Drama für Sie?
Als ich von Aachen nach Gleißenberg kam, verstand ich die Welt nicht mehr. Ich hatte gelernt, mit einem Füllfederhalter zu schreiben. Hier schrieben die Erstklässler auf die Schiefertafel. Wir hatten schon das Jahr 1968. Und wenn man dann als Neuling auch noch kräht: „Ich kann aber schon mit dem Füller schreiben“, dann steigen die Beliebtheitswerte bei den Mitschülern nicht unbedingt.
Haben Sie als Schüler gemogelt?
Ja, aber eigentlich war das nicht so mein Ding. Ich war nicht die Frechste oder die Mutigste. Genaugenommen brauchte ich gar nicht mogeln. Denn alles, was ich mir auf die Spickzettel geschrieben hatte, hatte ich dann ohnehin im Kopf. Um nicht all zu sehr aus dem Mainstream herauszufallen, habe ich dann ab und an mal zum Nachbarn geblinzelt.
Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Deutsch. In Bayern hatte ich in diesem Fach einen Bonus, weil ich keinen Dialekt sprach. Damals versuchte man noch, den Dialekt glatt zu bügeln: „Hört mal der Kirsten zu, die spricht wenigstens richtig Deutsch.“ Da galt ich mit dem Aachener-Deutsch schnell als Musterkind, das ich gar nicht sein wollte.
Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
In unserem Hotel in Gleißenberg war ich so etwas wie der Animateur für die Kinder der Feriengäste, also die 3- bis 16-Jährigen: Kartoffelfeuer organisieren, Minigolf, Schwimmen, Spiele. Wenn man in einem Familienhotel mit Gastwirtschaft aufwächst, lernt man schnell: Der Gast ist König.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Eltern. Ich wurde von ihnen sehr geliebt, auch wenn sich das nicht in Zeit für mich ausdrückte. Sie gaben mir ein Urvertrauen. Beruflich hat mich Mann Hartmut sehr gefördert und gefordert.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Eigentlich alles. Vor allem der Umgang mit Menschen.
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Dass ich 30 Jahre von den 50 Jahren „Wolff Ost-Reisen“ aktiv mitgestalten konnte und Wolff zu einer Marke geworden ist, die für Qualität und Verlässlichkeit steht.
Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Das war unmittelbar nach dem Abitur. Ich wollte die Zeit bis zum Studienbeginn überbrücken. In Furth gab es eine Volkshochschule, die auch einen Studienreisedienst hatte. Die haben im Jahr so 30 Berlin-Fahrten ausgeschrieben, die damals noch gefördert wurden. Das interessierte mich. Ich wollte dahin, obwohl die gar niemand suchten. Da kam ich als junges Mädchen und stand einem recht strengen, autoritären älteren Herrn, dem Leiter der Einrichtung, gegenüber. Ich war nervös. Doch dass ich im Betrieb meiner Eltern schon sehr aktiv war, hat ihn wohl letztlich überzeugt.
Wie halten Sie sich fit?
Eine positive Lebenseinstellung und wann immer es geht: Golf spielen.
Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Das Busunternehmen „Reisebüro Wolff“ mit seinen 12 Setra- und Drögmöllerbussen.
Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
In der Türkei, in Belek.
Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Begeisterung für das, was man tut, Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit.
Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Transparenz, Zuverlässigkeit und Respekt.
Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Mir Gefallen mitunter bestimmte Handlungsweisen von Personen, aber ein persönliches Vorbild habe ich nicht.
Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Bauschmerzen habe ich, wenn es um Dinge geht, die wir nicht beeinflussen können: verschärfte Visa-Regelungen in Russland, Naturkatastrophen wie Hochwasser, politische Unruhen...
Was macht Ihnen Angst?
Krankheit.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Verantwortungsbewusstsein, Loyalität, Teamfähigkeit und eine positive Grundeinstellung.
Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Ich vermisse nichts. Ich gehe nie mit Groll schlafen oder stehe mit Groll auf.
Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Politikern, die Entscheidungen in Abwesenheit von fundierter Kenntnis treffen: Zwölftageregelung für Reisebusfahrer, Doppelbesteuerung, Gewerbesteuerhinzurechnung.
Ihre größte Tugend?
Ich schaue immer nach vorn und gebe niemals auf.
Ihr größtes Laster?
Kulinarische Genüsse. Ich koche gern und gehe gern Essen. Hartmut und ich sind Mitglied in einer Bruderschaft, die sich der Tischkultur und den Genüssen verschrieben hat: Chaine des Rotisseurs.
Ihr Lieblingsfilm?
Aktuell die Fernsehserie „Weißensee“.
Ihr Lieblingsbuch?
„Mazurka“ von James A. Michener.
Ihr Lieblingslied von den Beatles?
„Imagine“ von John Lennon.
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Ich bin ein zufriedener Mensch und lebe im Jetzt. Gern würde ich mal nach Schottland oder Griechenland fahren, gemeinsam mit meinem Mann, der in den 70er Jahren dorthin Reisegruppen chauffiert hat und von diesen Ländern schwärmt.