Geschäftsführerin GB Gateway Schleuter Touristik und VPR-Vorsitzende
Karin Urban wurde 1967 in Straubing in Niederbayern geboren. Sie wuchs gemeinsam mit ihren drei Brüdern, einem jüngeren und zwei älteren, auf dem Bauernhof (Gemüseanbau, Schweinezucht) ihrer Eltern auf. Im Jahre 1986 Jahre legte sie ihr Abitur am „Ursulinen-Gymnasium“ in Straubing ab.
Parallel dazu erreichte sie bei einem Wissenstest eine überdurchschnittliche Punktzahl, was ihr ein Angebot für eine Beamtenlaufbahn im gehobenen nichttechnischen Dienst einbrachte. Absender war die bayerische Finanzverwaltung. Doch sie zog es in die große weite Welt. Die begann dann in München an der Fachhochschule für Betriebswirtschaft, Spezialgebiet Touristik. Als frischgebackene Diplombetriebswirtin ging sie Anfang der 90er Jahre nach London und arbeitete bei der englischen Tochterfirma des österreichischen Paketreiseveranstalters Travel Partner. In dieser Zeit begegnete sie bei der Party eines Freundes auch Wolfram Schleuter, der 1989 begonnen hatte, Paketreisen nach Großbritannien zu organisieren und zu verkaufen. 1994 stieg sie bei GB Gateway Schleuter Touristik ein und 1996 zur Geschäftsführerin, gemeinsam mit Wolfram Schleuter, auf. Sie hielt 40 Prozent der Anteile an GB Gateway Schleuter Touristik. Bis 2005 war sie am Standort in Landshut tätig. Als das gesamte Büro 2006 nach London wechselte, ging sie mit. 2010 verkaufte Wolfram Schleuter seine Unternehmensanteile an Travel Partner. GB Gateway Schleuter Touristik wurde eine Tochtergesellschaft von Travel Partner. Karin Urban blieb an der Spitze des Unternehmens. In der Busbranche hat sie sich viele Meriten erworben: Seit 2008 ist sie Vorsitzende des Verbandes der Paketreiseveranstalter. Übrigens: Beim Champions-League-Finale 2013 in Wembley saß sie im Stadion. Gewonnen hat ihre Lieblingsmannschaft: Bayern München.
Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Lehrerin.
Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Dass harte Arbeit belohnt wird. In der Schule mit guten Noten. Ich war immer eine gute Schülerin, habe auch viel dafür getan, doch ich war nie eine Streberin.
Was war das größte schulische Drama für Sie?
In der 11. Klasse hatte sich eine persönliche Feindschaft zwischen meinem Mathe- und Physiklehrer und mir aufgebaut. Das Brisante dabei: Er war der Klassenlehrer und ich die Klassensprecherin. Doch irgendwie fanden wir keine gemeinsame Sprache. Bis wir uns in einer Pause zusammengesetzt und Frieden geschlossen haben. Wir haben uns danach zwar auch nicht gemocht, aber zumindest respektiert. Ich habe daraus gelernt, dass man auch mit Menschen zusammenarbeiten kann, mit denen man nicht unbedingt auf einer Wellenlänge liegt.
Haben Sie als Schüler gemogelt?
Nein. Ich war meistens gut vorbereitet. Und wenn nicht, habe ich lieber die schlechtere Note in Kauf genommen und mir damit gezeigt, dass das meine eigene Schuld war. Abschreiben wollte ich auch deshalb nicht, weil ich andere da in einen Konflikt mit hineingezogen hätte.
Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Erdkunde. In meiner Kindheit habe ich immer die Atlanten meiner Brüder gewälzt und in Gedanken die Welt bereist.
Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Ich war sechs Jahre Klassensprecherin und in der Kolleg-Stufe Schülersprecherin. Meine erste größere Rede war meine Abiturrede vor 500 Zuhörern. Ich war sehr aufgeregt und am Ende besonders gerührt, als ich sah, dass mein Vater vor Stolz Tränen in den Augen hatte.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Mutter. Die hat sehr viel Wert auf die schulische Ausbildung ihrer Kinder gelegt. Ich rechne ihr das hoch an, weil es im doch sehr konservativen Umfeld in Niederbayern der 70er Jahre immer noch hieß: „Warum schickt Ihr das Mädel aufs Gymnasium. Die heiratet sowieso und bekommt dann Kinder.“
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Ich arbeite in einem Umfeld, zu dem ich eine starke rationale und emotionale Bindung habe: Großbritannien und Irland.
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Meinen Beitrag zur Entwicklung unserer Firma von einem Zwei-Mann-Betrieb (93/94) zu einem Unternehmen mit heute mehr als 50 fest angestellten Mitarbeitern und einem Jahresumsatz im Londoner Büro von rund 27 Millionen Euro.
Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Mein erstes und einziges Bewerbungsgespräch habe ich Anfang 1993 mit dem damaligen Geschäftsführer von Travel Partner London geführt. Ich war noch im Studium. Wir haben uns am Flughafen München verabredet, relativ früh, fast vor dem Aufstehen. Der Herr sah etwas blass aus. Erst Jahre später habe ich bei großem Gelächter erfahren, dass mein Gesprächspartner direkt von einer Feier kam ... Aber mehr verrate ich nicht. Er hat mich ja schließlich eingestellt.
Wie halten Sie sich fit?
Wenn ich tatsächlich mal Zeit habe, dann verbringe ich die mit viel Schlaf und Entspannung.
Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Nette Gesellschaft, gemeinsames Erlebnis, gute Gespräche, Spaß, Bequemlichkeit und Erholung.
Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
In Cornwall. Oft bin ich auch in meiner Heimat Niederbayern. Vor allem im August zum Straubinger Gäubodenfest, wo ich viele alte Freunde treffe.
Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Hart arbeiten und dabei Spaß haben, Chancen erkennen und sie nutzen, sich ein Netzwerk aufbauen.
Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Gute Menschenkenntnis, faire und klare Kommunikation, Respekt vor seinen Mitarbeitern.
Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Habe ich keins. Aber es gibt eine Figur in der Geschichte, die ich sehr bewundere. Die englische Königin Elisabeth I.. Und zwar deshalb, weil sie nach den Rosenkriegen in England im 16. Jahrhundert und nach der Reformation, die ja ihr Vater Heinrich der VIII. in England eingeleitet hatte, England fast 50 Jahre stabil regierte.
Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Der Pfundkurs liegt mir zuweilen schwer im Magen. Wir garantieren ja Europreise. Viele unserer Leistungsgeber bezahlen wir aber in Pfund. Da naht irgendwann im Jahr der Tag der Entscheidung, wo man sagen muss, ja heute steht der Kurs günstig, heute schließen wir Termingeschäfte fürs nächste Jahr ab.
Was macht Ihnen Angst?
Dass es meinen Eltern, beide sind jetzt 78, gesundheitlich schlecht gehen könnte.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Loyalität und Einsatzbereitschaft. Wenn Hochsaison ist, brennt das Licht im Büro oft bis in die späten Abendstunden.
Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Ich möchte wieder einmal nach Neuseeland fahren, doch mir fehlt die Zeit. Ich war vor 22 Jahren dort, habe damals ein Praktikum absolviert und würde gern das Land mit dem Abstand dieser Jahre erleben.
Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Dem Bundesfinanzminister, weil er bei jeder Gelegenheit einen Nichtanwendungserlass gegen richterliche Urteile ausspricht. Zum Beispiel wenn es um die Doppelbesteuerung von Verpflegungsleistungen bei Reisen geht. Mit den Nichtanwendungserlassen setzt sich die Verwaltung über die Rechtsprechung hinweg. Das sind Methoden einer Bananenrepublik, nicht aber die einer westlichen Demokratie mit Gewaltenteilung.
Ihre größte Tugend?
Dass ich Weltoffenheit und Bodenständigkeit gut unter einen Hut bringen kann.
Ihr größtes Laster?
Das Rauchen.
Ihr Lieblingsfilm?
Habe ich keinen. Ich mag Filme, die in Großbritannien, speziell in London, spielen.
Ihr Lieblingsbuch?
Nichts Spezielles. In der Schulzeit habe ich gern Böll gelesen, später Romane von John Irving. Heute vor allem historische Romane von Rebecca Gablé oder Ken Follet.
Ihr Lieblingslied von den Beatles?
„A Hard Day´s Night“.
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Ich lasse mich überraschen, was das Leben noch so für mich bereithält. Bis jetzt hat es das Schicksal gut mit mir gemeint. Ich habe einen Beruf, der mir Freude macht. Vom Bauernhof in Niederbayern in die Weltstadt London, davon hätte ich als kleines Mädchen nicht einmal zu träumen gewagt.