Mit dem Ziel, die Themen Tourismus, Organisation und Pädagogik miteinander verknüpfen zu können – auf unkonventionelle Art – machte sie sich auf zu neuen beruflichen Ufern. Ihr offener Geist zog sie zunächst in die weite Welt. Nach mehreren Auslandsaufenthalten schlug sie einen neuen Weg ein; von da an sollte der Tourismus ihre berufliche Heimat werden. Mittlerweile ist Heike Gauger seit mehr als 20 Jahren erfolgreich im Tourismus tätig und hat vor allem die Bus- und Gruppentouristik nicht nur schätzen, sondern auch lieben gelernt.

Geboren ist die Marketing- und Tourismusexpertin in Waldshut, einer Kleinstadt im südlichsten Zipfel von Baden-Württemberg, an der Schweizer Grenze. „Man kann das am kratzenden ‚ch‘ in meiner Aussprache immer noch hören“, beschreibt sie ihren sympathischen Akzent. Ihre Leidenschaft für die Bus- und Gruppentouristik entwickelte und entfaltete sich im Erlebnispark Tripsdrill, wo sie ab 2001 sieben Jahre tätig war. Angefangen als Marketing-Assistenz, erarbeitete sie sich mit viel Engagement schnell eigene Verantwortungsbereiche, wozu neben dem Key Account Bus auch das Event-Marketing und der B2B-Bereich zählten.

Bevor sie 2008 ihre eigene Agentur „More! Tourismus-Marketing“ mit dem Schwerpunkt Marketing und Vertriebsberatung in Plochingen bei Stuttgart gründete, absolvierte sie ein Studium zur Tourismus-Fachwirtin und rundete ihr praktisches Know-how ab. Im Verlauf der Jahre wuchs nicht nur ihr Fachwissen, sondern auch ihr Netzwerk, dem Busunternehmer, Reiseveranstalter, Bus- und Tourismusverbände und viele weitere Akteure im Tourismus angehören.

„In der Bus- und Gruppentouristik fühle ich mich wohl. Ich schätze das menschliche, unkomplizierte und offene Miteinander der Branche, denn so bin auch ich“, begründet Gauger ihre Affinität für die Branche. Mit dem Fokus auf Bus- und Gruppentourismus bietet sie Marketing- und Vertriebsberatung für Ausflugsziele, Produktionsbetriebe, Museen, Städte, Gemeinden oder ganze Destinationen an und unterstützt diese bei der Positionierung und Vermarktung. „Meine Beratung hat zum Ziel, touristische Unternehmen mit zukunftsfähigen Konzepten auszustatten, um auf dem stetig wachsenden Freizeitmarkt, Erfolg zu haben“, erklärt die Mutter zweier Söhne.

Zu ihrem Portfolio gehören auch Marketing-Workshops, die sie auch Busunternehmen, ganz individuell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten, anbietet. Beim Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) hat sie bspw. für das Frauennetzwerk einen Vortrag zum Thema Marketing gehalten. Bei der IHK ist sie Referentin und hält Seminare zum Thema Bustourismus.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Ich wollte schon sehr früh Erzieherin werden, was ich dann auch in die Tat umgesetzt habe.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Hm, da muss ich schon ziemlich überlegen. Na ja, auf jeden Fall, dass es auch unliebsame Dinge gibt, die zu erledigen sind, um ein Ziel zu erreichen.

Was war das größte schulische Drama für Sie?
Als ein Lehrer mich mit meinem Bruder verglichen hat, der in Geschichte und Gemeinschaftskunde super wissbegierig war. Mich hat das leider so gar nicht interessiert.

Haben Sie als Schüler gemogelt?
Selten, denn mein schlechtes Gewissen war zu sichtbar, so dass ich mich dann doch nie getraut habe, meinen Spickzettel zu benutzen.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Sport

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Im ersten Jahr meiner Ausbildung bin ich mit einer Freundin mit Traktor und Bauwagen sowie Spielmobil durch den Südschwarzwald getourt. Sie war bereits 18 und musste fahren und ich habe in akrobatischer Leistung die Auffahrbremse runter gedrückt. Wir sind von Ort zu Ort getingelt, um die Kinder zu bespaßen und haben in dem Bauwagen gelebt.

Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Eltern hatten immer Vertrauen in mich und all mein Tun. Für meine Eltern war das nicht leicht, dass ich mehrfach meine Arbeit gekündigt habe, um ins Ausland zu gehen. Danach kamen weitere Förderer in meinem Berufsleben, die mir sehr viel Vertrauen geschenkt haben. Und heute ist mein Mann mein Mentor, immer dann, wenn ich mal wieder am Zweifeln bin.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Das ich kreativ sein kann und die freie Zeiteinteilung, die ich als selbstständige Unternehmerin genieße. Außerdem finde ich es spannend, dass ich mich immer wieder auf neue Menschen und Unternehmen einstellen und die Bedürfnisse vieler Menschen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten darf.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Als einer meiner Kunden zu mir gesagt hat: „Hilfe, jetzt haben wir zu viele Busgruppen“

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Dass ich super nervös war, und gleichzeitig stolz, weil ich alles selbstständig organisiert hatte.

Wie halten Sie sich fit?
Mit Yoga und Meditation

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Reisen, Geselligkeit und eine sympathische Branche, in die ich mich gerne einbringe.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
Auf Samos. In Griechenland ist ein Teil meines Herzens zu Hause, seit ich mit 20 Jahren dort für ein halbes Jahr gearbeitet habe.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Vertrauen, Offenheit und Mut

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Offenheit, Vertrauen und Respekt

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Menschen die sich mit dem eigenen Selbst beschäftigen, sich tiefgreifende Fragen stellen, sich stetig weiterentwickeln und wachsen wollen, bewundere ich sehr. Ebenso gehören Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, zu meinen Vorbildern.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Wenn mein Tag zu voll ist, mir alles zu viel wird und ich mich zwischen Familie und Beruf zerreiße. Dieser Zustand ist für mich ungesund und nicht sehr lange auszuhalten.

Was macht Ihnen Angst?
Die Naturkatastrophen, die in meiner Wahrnehmung gerade zunehmen; die Ignoranz und die Überheblichkeit der Menschheit, verbunden mit dem Glauben alles beherrschen zu können.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Reisen und Arbeiten wann und wo ich will. Mein Familienleben lässt das gerade nicht so zu, aber man darf ja noch Ziele haben…

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Menschen, vor allem Entscheidungsträgern wie Politiker, die Menschenrechte mit Füßen treten und immernoch der Meinung sind, dass der Mensch so wie bisher weitermachen kann.

Ihre größte Tugend? Ihr größtes Laster?
Meine Vielseitigkeit, die auch gleichzeitig mein Laster ist. Ich finde es wunderschön so viele Interessen und Begabungen zu haben. Das macht es mir allerdings oft nicht leicht, mich für eine Sache zu entscheiden. Wenn ich mich dann aber entschieden habe, kann ich sehr fokussiert meine Ziele verfolgen.

Ihr Lieblingsfilm?
Den gibt es so nicht. Aber ich mag gerne Filme nach wahren Begebenheiten.

Ihr Lieblingsbuch?
Beeindruckt hat mich die Biografie von Michelle Obama, Becoming.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?
Let it be

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Ein Ferienhaus am Meer in Griechenland, zum Seele baumeln lassen und arbeiten. Außerdem wünsche ich mir jeden Tag ein Stück mehr zu mir selbst zu finden.

Das Gespräch führte

Askin Bulut