Geschäftsführer Gassert Reisen in Blieskastel/Saarland, Vorsitzender des LVS

Hans Gassert (50) ist Busunternehmer in dritter Generation. Schon seine Eltern und Großeltern leiteten im idyllischen Blieskastel im Saarland ein Busunternehmen. Dementsprechend ist Hans Gassert der Bus sozusagen mit in die Wiege gelegt worden. Eigentlich wollte er früher etwas ganz anderes machen und konnte sich zunächst überhaupt nicht vorstellen, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten.

Nach der Hauptschule besuchte er eine Berufsfachschule für den Bereich Wirtschaft und machte sein Fachabitur. Hier lernte Hans Gassert mit Kalkulation, Buchführung und anderen wirtschaftsspezifischen Fächern bereits einige Dinge, die sich in seinem späteren Berufsleben als nützlich erweisen sollten. Dennoch, das Jonglieren mit Zahlen war Hans Gassert auf Dauer zu langweilig. Schon als Kind entwickelte er eine Faszination für Arbeit, die man am Ende des Tages auch sehen und anfassen kann. Deshalb machte er nach der Berufsfachschule eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Im Jahr 1994 ergab sich dann die Möglichkeit, den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Laut Hans Gassert stand das Unternehmen zur damaligen Zeit nicht gut da. Jetzt, 20 Jahre später, ist Gassert Reisen ein Reise- und Omnibusunternehmen mit 30 Bussen und begeht in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Hans Gassert ist inzwischen neben seiner Tätigkeit als Busunternehmer und Vater zweier Töchter seit sieben Jahren Vorsitzender des Landesverbandes Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) e. V. und seit September 2013 das neueste Mitglied im Bundesvorstand des BDO. Zeitmangel hat Hans Gassert trotzdem nicht. „Alles eine Frage der Organisation“, sagt er. Hans Gassert ist geschieden und lebt in der saarländischen Barockstadt Blieskastel.

Hans Gassert

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Der Vater von einem meiner Schulfreunde war Maurer und ich habe es bewundert, dass er so muskulös war und abends, wenn er nach Hause kam, etwas Handfestes geleistet hatte. Also ganz klar: Maurer.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?

Dass Lehrer eine ganz spezielle Sorte Mensch sind, die sich von den meisten anderen Menschen in der Gesellschaft unterscheiden. Und dass schulische Leistungen eigentlich nicht ausschlaggebend dafür sind, was man später einmal macht oder erreicht.

Was war das größte schulische Drama für Sie?

In der Berufsfachschule haben mich Steno- und Maschinenschreiben an den Rand des Wahnsinns getrieben. Im Rahmen einer zusätzlichen Prüfung hatte ich die Gelegenheit, meine Note zu verbessern und habe gleich bei der ersten Frage völlig versagt.  

Haben Sie als Schüler gemogelt?

Ständig.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Mathematik, weil es für mich immer das logischste Fach war. Algebra würde ich aber mal rausnehmen.  

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?

Als erstes auf meine beiden Töchter, die sind – finde ich – ganz gut gelungen. Außerdem auf das Absolvieren des Berlin Marathons 2007 in gut vier Stunden.

Wer hat Sie am meisten gefördert?

Die meisten Antworten an dieser Stelle ja mit „meine Eltern“. Ich habe auf diese Frage spontan keine Antwort, da meine Eltern meist beruflich sehr stark eingebunden waren.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Dass ich mich verwirklichen und mir meine Zeit einteilen kann.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Der erfolgreiche Erhalt und Ausbau unseres Familienbetriebs, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wird. Das hätte zu der Zeit, als ich den Betrieb übernommen habe, so wahrscheinlich erst mal keiner für möglich gehalten. Immerhin sind in den letzten Jahren viele Busunternehmen von der Landkarte verschwunden.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?

Das war bei einer Holzhandelsfirma. Ich war wohl so schlecht, dass die Absage bereits telefonisch erfolgt war, ehe ich mit dem Bus wieder zu Hause ankam. Ich hatte damals noch kein Auto.

Wie halten Sie sich fit?

Ich gehe drei bis vier Mal die Woche laufen und spiele ab und an Fußball. Außerdem trainiere ich die Damenfußballmannschaft in meinem Heimatort.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?

Der Omnibus steht meiner Meinung nach für Umweltfreundlichkeit, Sicherheit und Gesellschaft. Außerdem ist er nach wie vor die günstigste Art zu verreisen.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?

Das war ein Ski-Urlaub in Leogang im Salzburger Land.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?

Mir fällt nur einer ein: Immer an sich zu arbeiten und besser werden zu wollen. Das hilft nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch im richtigen Leben.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?

Die Arbeit vorleben, auch mal Fehler eingestehen und sich immer als Teil eines Teams zu betrachten.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?

Michail Gorbatschow, weil er seinerzeit ein Problem nicht nur erkannt, sondern es auch angepackt hat. Das imponiert mir sehr und lässt ihn für mich unter allen bewundernswerten Persönlichkeiten noch ein bisschen mehr hervorstechen.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?

Wenn es um den Stellenwert des Busgewerbes insgesamt geht. Er ist viel niedriger als wir es verdient hätten.

Was macht Ihnen Angst?

Das ist in meinem Fall ganz einfach: alt werden.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?

Loyalität, gemeinsames Mitarbeiten, Pünktlichkeit.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?

Gar keine. Die Freiheiten, die ich haben will, kann ich mir nehmen, weil ich mein Leben entsprechend organisiere. Deshalb verstehe ich es nicht, wenn Leute sagen, dass sie 20 Stunden am Tag arbeiten müssen. Freiheit hängt für mich – so komisch es klingt – stark von Organisation ab. Dazu gehört es dann auch, Sachen abzugeben, einem Hobby nachzugehen oder mal ein paar Tage wegzufahren.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?

Einigen Europa-Politikern, die den Bus und den LKW für das Gleiche halten. Außerdem Rüdiger Grube, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, der jedes Jahr über 10 Milliarden vom Bund erhält und noch weitere Milliarden fordert. Die privaten Busunternehmer die im Fernbusmarkt tätig sind, erhalten keinen Cent vom Bund.

Ihre größte Tugend?

Ehrgeiz.

Ihr größtes Laster?

Gutes Essen und guter Wein. Dementsprechend muss ich als Gegenpol ein gewisses Sportprogramm absolvieren (lacht).

Ihr Lieblingsfilm?

„French Kiss“ mit Meg Ryan und Kevlin Kline. Den habe ich glaube ich 20 Mal gesehen. In dem Film geht es um eine Amerikanerin, die nach Frankreich kommt, und sich in einen Franzosen verliebt. Ich erkenne mich da manchmal selbst, da meine Lebensgefährtin auch Französin ist.

Ihr Lieblingsbuch?

„Das Gesetz der Hydra“ von Paul Kirchhof. Auch er hat Missstände aufgedeckt und sich ihnen angenommen. Nicht nur in diesem Buch, sondern auch im ersten Wahlkampf von Angela Merkel. Zumindest solange, bis er Frau Merkel zu unbequem wurde.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?

Ich habe früher mal mit einem Freund zusammen ein bisschen Gitarre gespielt. Da war unser Lieblingslied immer „Hey Jude“.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Momentan habe ich zwei ganz große Ziele, ein berufliches und ein persönliches. Mein berufliches Ziel wäre es, gleiche Bedingungen für Bus, Bahn und Flugzeug zu schaffen. Und zwar im Dialog miteinander, nicht gegeneinander. Jedes Verkehrsmittel hat seine Vorund Nachteile. Aber anstatt immer dagegen zu arbeiten, sollte man sich darauf konzentrieren, was man gemeinsam tun kann. Das gilt übrigens auch für die Arbeit in Verbänden. Privat habe ich mich dieses Jahr zum New York Marathon angemeldet. Den will ich unter vier Stunden laufen. Am 2. November ist es soweit, bis dahin muss ich also noch fleißig trainieren.