Als Kind durfte er sich in der Schreinerwerkstatt seines Vaters austoben. Das bereitete ihm großen Spaß. Also beschloss er, Schreiner zu werden. Jedoch merkte Guido Laukamp sehr schnell, dass sein handwerkliches Geschick nicht sein ausgeprägtestes Talent war. Als Jugendlicher entdeckte er seine Faszination für den Journalismus, schlug aber dann doch einen anderen Karriereweg ein. Im Vertrieb und Marketing fand er schließlich seine Berufung, die ihn u.a. zu der Unternehmensberatung McKinsey & Company führte. Dort lernte er Viking Cruises kennen, für die er anschließend über elf Jahre leitend tätig war. Heute steht er als Geschäftsführer an der Spitze von Nicko Cruises, einem der drei führenden Flusskreuzfahrt-Veranstalter im deutschsprachigen Markt.


Beim Stuttgarter Kreuzfahrtenveranstalter übernahm er das Ruder in einer recht turbulenten Zeit. Damals, im Mai 2015, meldete die „alte Nicko Cruises“ Insolvenz an. Mit einem neuen Gesellschafter und neuem Management begann dann im Juli 2015 eine neue Ära für die Marke. Guido Laukamp wurde zum Geschäftsführer bestellt und durch den neuen Gesellschafter eröffneten sich neue Perspektiven für das damals finanziell angeschlagene Unternehmen. Laukamp musste zunächst einen harten Konsolidierungskurs fahren. „Ich habe damals tolle Mitarbeiter vorgefunden, die jedoch zuvor durch ein falsches Management in die Irre geleitet wurden. Aber sehr schnell haben wir den Turn-Around geschafft“, sagt der Nicko-Chef rückblickend. „Mit dem sehr guten, engagierten Team ist es uns gelungen, Nicko Cruises wieder auf Erfolgskurs zu bringen“, so Laukamp weiter.

Heute ist Nicko Cruises mit einer veränderten Flotte gut aufgestellt. Laukamp sieht gute Wachstumsmöglichkeiten am Markt, auch wenn das Wachstumstempo in der Flusskreuzfahrt beschränkt ist. Im Jahr 2019 hat das Stuttgarter Unternehmen mit dem Einstieg in die Expeditionskreuzfahrt ein weiteres, sehr dynamisch wachsendes Geschäftsfeld erschlossen. Seit 2021 ist Nicko zudem im klassischen Hochsee-Segment tätig; hat mit dem Schiff „Vasco da Gama“ ein deutschsprachiges Hochseeschiff mit 1.000 Betten in Dienst gestellt und damit sein Angebotsportfolio nochmals erweitert.

Das Gruppengeschäft spielt eine große Rolle für den Kreuzfahrtenanbieter. Entsprechend breitgefächert ist das Angebot für die Bus- und Gruppentouristik. Für jedes Busunternehmen kann ein individuelles Angebot erstellt werden mit eigenem Streckenportfolio. Die Reise, die Reiseform und das Schiff kann man sich aussuchen. „Wir bieten ein individuelles, qualitativ hochwertiges Kreuzfahrtprodukt an, kein Massenprodukt“, betont Laukamp und fügt an: „Überschaubare Schiffe, inspirierende Reiserouten und ein breites Destinationsportfolio – das sind die Stärken von Nicko“.

Seinen Fokus setzt der Kreuzfahrtenanbieter auf stilvolles Reisen, sanften Tourismus bzw. „Slow Cruising“. Das bedeutet: geruhsames Bordleben und mehr Zeit an Land. Zum Einsatz kommen dabei kleinere Schiffe, die auf ungewöhnlichen Routen unterwegs sind und Häfen jenseits des Mainstreams anfahren.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Zunächst Schreiner, wie mein Vater, später dann Journalist.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?

Vernünftiges Deutsch. Nein, im Ernst: Ausdruck, Grammatik, Orthografie etc. sind heute aus der Mode gekommen, was ich sehr schade finde.

Was war das größte schulische Drama für Sie?

Der Chemieunterricht – ich hatte mich so darauf gefreut, und dann war die Lehrerin so schlecht.

Haben Sie als Schüler gemogelt?

Nie.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Englisch, Deutsch, Geschichte, Biologie… ich war schon immer breit interessiert.

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?

Auf das verdiente Geld in den Ferienjobs auf dem Bau.

Wer hat Sie am meisten gefördert?

Ich mich selbst.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Die wechselnden Herausforderungen und deren erfolgreiche Bewältigung im Team.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Der Turnaround und die Expansion bei nicko cruises.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?

Dass mir die Versicherungsbranche wirklich zu trocken war, ich habe das Angebot abgesagt.

Wie halten Sie sich fit?

Jogging, Schwimmen, Krafttraining für den Rücken und im Sommer Tennis.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?

Ein schönes, altes, positiv belegtes Wort – der Wagen für alle.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?

Beim Skifahren in Österreich.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?

Gutes Timing, gutes Team und genug Energie.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?

Vordenken, Vorleben und Vorangehen.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?

Vasco da Gama und die anderen alten Entdecker.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?

Nie. Nur manchmal Kopfzerbrechen.

Was macht Ihnen Angst?

Dumme, unbelehrbare Menschen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?

Hingabe, Ausdauer, Ideenreichtum, Urteilsvermögen, Entschlossenheit.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?

Ungehinderte Reisefreiheit.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?

Dem ehemaligen Außenminister – und wahrscheinlich der neuen auch, das muss sich noch zeigen.

Ihre größte Tugend?

Ich gebe immer mein Bestes, in allem.

Ihr größtes Laster?

Fluchen

Ihr Lieblingsfilm?

„Unser Planet“ mit David Attenborough

Ihr Lieblingsbuch?

Im Moment „Factfulness“ von Hans Rosling.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?

Keins. Ich bevorzuge die Stones.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Verschiedene Reiseziele, als nächstes z.B. Kanada, Botswana, Spitzbergen, …

Das Gespräch führte
Askin Bulut