Leiter Fahrertraining Omniplus (Daimler-Buses-Dienstleistungsprogramm)
Goerdt Gatermann (54) leitet das Fahrertraining für Mercedes-Benz und Setra Omnibusse im Rahmen des busspezifischen Dienstleistungsprogramms Omniplus von Evobus. Er wurde in Duisburg geboren und wuchs im Norden der Stadt auf, „dort wo Kohle gefördert und Stahl gegossen wurde und der größte Hochofen Europas stand“. Seine Eltern waren Apotheker. Doch den bastelfreudigen Sohn zog es in eine andere Richtung.
Nach dem Abitur begann er eine Lehre als Kfz-Mechaniker bei Mercedes-Benz. Anschließend studierte er Fahrzeugtechnik an der Ingenieurhochschule Köln. Als frischgebackener Diplomingenieur bewarb er sich 1984 bei Mercedes-Benz und nahm eine Stelle im Kundendienst in Mannheim an – als technischer Sachbearbeiter für die Bereiche Elektrik, Bestuhlung und Innenverkleidung. Nach vier Jahren wechselte er in die Abteilung Kundendienstschulungen. Das Thema Fahrsicherheitstraining für Busfahrer wurde 1992 – damals Mercedes-Benz – ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt, nachdem bei einem schweren Busunfall in Donaueschingen 20 Tote zu beklagen waren. Goerdt Gatermann wurde damit beauftragt, das Busfahrertraining bei Mercedes- Benz aufzubauen. Gemeinsam mit der Verkehrswacht Hockenheim fand Anfang März 1993 das 1. Busfahrertraining auf dem Hockenheimring statt, weitere 20 folgten im selben Jahr. Heute sind es bis zu 220 Fahrtrainings pro Jahr, die im Rahmen vom Omniplus absolviert werden. Je nach Anzahl der Bausteine, die man wünscht, kostet so ein Training zwischen 120 und 750 Euro, Letzteres mit zwei Übernachtungen und Vollverpflegung. Goerdt Gatermann ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und wohnt in Darmstadt.
Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Ich hatte keinen Traumberuf, wusste aber sehr genau, was ich nicht werden wollte: Apotheker oder Arzt. Mein Vater war Apotheker, meine Mutter arbeitete in der Apotheke, im Bekanntenkreis gab es viele Ärzte. Das Thema Medizin war sehr dominant, zu dominant.
Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Den Umgang mit unterschiedlichen Charakteren. Bezogen auf die Mitschüler, aber auch auf die Lehrer.
Was war das größte schulische Drama für Sie?
Erwischt worden zu sein, als ich mit Schwarzpulver ein recht ansehnliches Feuerchen in der Jungstoilette entfacht hatte.
Haben Sie als Schüler gemogelt?
Ja, wann immer es ging.
Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Mathematik.
Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Ich habe fast jede freie Minute genutzt, um Fährräder zu reparieren, später Mopeds und dann Autos. Das brachte mir Anerkennung bei meinen Mitschülern ein und erleichterte mir meine Ausbildung zum Kfz- Mechaniker.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Eltern. Aber auch zwei Religionslehrer in der Schul- und Berufsschulzeit. Sie vermittelten mir humanistische Werte, die auch ich leben wollte.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Der Umgang mit unseren Kunden, den Busunternehmern, und ihren Busfahrern. Wenn sie nach dem Training den erhobenen Daumen zeigen und sich mitunter ganz persönlich bedanken, dann fühlt man, dass man etwas bewegt hat. Das ist der beste Lohn.
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Den Aufbau des Fahrsicherheitstrainings für Omnibusfahrer vor 21 Jahren und die Ausarbeitung des Programms für die Berufskraftfahrerqualifikation, die 2006 gesetzlich gefordert wurde. Dazu gehören die Bausteine Sicherheitstraining, wirtschaftliches Fahren, Verhalten in Notfällen (Panne, Unfall), EU-Sozialvorschriften und Umgang mit Fahrgästen (Kommunikation in Konfliktsituationen).
Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Ich hatte mich um eine Lehre als Kfz-Mechaniker beworben. Ich erinnere mich noch genau, dass mein späterer Chef, der mit mir das Gespräch führte, überhaupt nicht begreifen konnte, dass sich ein Abiturient um eine Lehre bewirbt, anstatt sofort zu studieren. Heute sind Kfz-Mechaniker mit Abitur keine Ausnahme mehr.
Wie halten Sie sich fit?
Ich versuche, regelmäßig Fahrrad zu fahren. Mit der Fahrgemeinschaft früh von Darmstadt nach Mannheim ins Werk und abends mit dem Rennrad 50 km zurück, das ist bei gutem Wetter schon mal drin. Im Urlaub gehe ich gern mit meiner Frau auf Radtour. Ich habe ihr altes Damen-Peugeot-Rad, das sie so liebt, extra in ein E-Bike umgebaut. Ein neues Fahrrad wollte sie nicht.
Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Umweltfreundliche und sichere Beförderungsmöglichkeiten.
Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
In Thailand, auf der Insel Phuket.
Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Ein gutes Betriebsklima ist wichtig. Ein Zuhause, auf das man sich allabendlich freut. Und drittens: gute Freunde. Also Freunde, die auch in der Not da sind.
Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Zuhören, Entscheidungen gemeinsam treffen, Qualität fordern.
Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Vorbild? So direkt kann ich darauf nicht antworten. Aber ich schau mir gern bei anderen Menschen etwas ab. Viel gelernt habe ich von einem Berufskollegen: Georg Harpeng, ein Fahrlehrer von der Verkehrswacht Hockenheim. Er konnte sich hundertprozentig auf seinen Zuhörerkreis einstellen. Ganz gleich, wer vor ihm saß: eine Gruppe Fahrschüler oder feine Herren von einer Anwaltskammer.
Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Wenn Kunden Wünsche haben, die berechtigt sind, und wir diese aufgrund interner oder externer Vorschriften nicht umsetzen können. Ein Beispiel: Ein Busunternehmer wünscht eine Schulung für seine Mitarbeiter in seinem Pausenraum auf dem Betriebshof. Als Schulungsstätte sind wir aber verpflichtet, uns diesen Raum als Schulungsraum anerkennen zu lassen. Das kostet in Deutschland zwischen 60 und 400 Euro. Mal ganz abgesehen vom bürokratischen Aufwand. Wir verteuern damit unser Produkt. Eine Fahrschule muss diesen Weg nicht gehen.
Was macht Ihnen Angst?
Das eben Gesagte. Die Bürokratisierung vieler Arbeitsprozesse.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Zuverlässigkeit.
Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Ich würde gern öfter zu Hause arbeiten, wenn konzeptionelle Dinge zu erstellen sind. Neue Trainingsmodule beispielsweise. Dazu braucht man Ruhe. Die vielen kleinen Störungen im Büroalltag fallen dann weg und man kann an seinem Gedanken dranbleiben.
Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Einigen Lehrern meiner Kinder. Weil an ihrer Schule in Darmstadt Klassen nach sozialer Schichtung zusammengestellt wurden. Schon der Wohnort konnte ausschlaggebend sein, ob man in eine „bessere“ Klasse kommt.
Ihre größte Tugend?
Kollegialer Umgang.
Ihr größtes Laster?
Ich rauche nicht, ich trinke keinen Alkohol, ich esse keine Süßigkeiten, ich schaue nicht nach anderen Frauen – allerdings, ich schwindle ab und zu. Doch das mit dem Rauchen stimmt wirklich.
Ihr Lieblingsfilm?
Die erste „Star Wars“-Reihe.
Ihr Lieblingsbuch?
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende.
Ihr Lieblingslied von den Beatles?
„Norwegian wood“
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Ich möchte, dass der Beruf des Busfahrers in der Öffentlichkeit mehr Wertschätzung erfährt. Oft ist es doch so: Der Busunternehmer holt den Bus in Mannheim ab, bekommt vieles erklärt, aber zu Hause fehlt ihm die Zeit, das alles an seine Fahrer weiterzugeben. Doch nur, wenn die wissen, welcher Knopf wofür da ist, welche Funktionen abrufbar sind, fühlen sie sich sicher und gehen entspannter mit dem Fahrzeug um. Der Busfahrer ist die Schaltstelle zwischen Technik und bewegter Technik. Er sorgt dafür, dass die Gäste sicher ans Ziel kommen. Ihn dabei zu unterstützen, diese Aufgabe erfüllen zu können, das wird immer mein Ziel bleiben.