Geschäftsführer der „Omnibus Spillmann GmbH“, seit 2011 im Vorstand der GBK

Bülent Menekse (48) ist seit 2001 Geschäftsführer der „Omnibus Spillmann GmbH“ und seit 2011 Mitglied des Vorstandes der Gütegemeinschaft Buskomfort (GBK). Sein Geburtsort ist Heilbronn. Seine Eltern kamen Anfang der 60er Jahre nach Deutschland. Sein Vater arbeitete als Polsterer beim Bushersteller Drögmöller, später bei Volvo.

Bülent Menekse studierte an der Hochschule Heilbronn. Als diplomierter Verkehrsbetriebswirt war er zunächst für Meiers Weltreisen in Los Angeles, später für Australien Pacific Tours & AAT Kings auf dem fünften Kontinent tätig. Der Erfahrungsweg ins Berufsleben führte ihn weiter in den Vertrieb der Lufthansa. Zu seinen Kunden gehörte auch der Omnibusverkehr Spillmann aus Bietigheim-Bissingen. Nachdem der Inhaber sein Unternehmen aus familiären Gründen nicht vererben wollte, ging der Betrieb als Schenkung an die Stadt. Die Stadt verwandelte den Busbetrieb in eine Stiftung. Bülent Menekse wurde Geschäftsführer. Zum Betrieb gehören heute 40 Busse, davon 30 Linienbusse und zehn Reisebusse. 80 Mitarbeiter sind beschäftigt. Bülent Menekse erregte in der Branche Aufsehen, als er seine Stadtbusse im Loungestil stylte, mit Ledersitzen, durchaus auch in weiß, ausstattete und mit gezielt ausgewählten Materialien und indirektem Licht für Wärme im Interieur sorgte. Dafür erhielt er den Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg. Ziel: Den ÖPNV als öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten und die Busbranche ganzheitlich in einem neuen Bewusstsein kommunizieren. Die Vandalismusquote in den Fahrzeugen von Spillmann ist gleich Null. Bülent Menekse ist verheiratet mit einer Diplom-Informatikerin, die bei SAP arbeitet, und hat mir ihr zwei Kinder.

Bülent Menekse

 

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Mit meinen Eltern und meiner Schwester sind wir als Kinder oft gereist. Autos, Flugzeuge,  Züge, Busse – die Welt des Verkehrs  hat mich fasziniert. Irgendwo  in diesem Bereich wollte  ich später arbeiten.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?

Dass es für alles eine Lösung gibt. Zum Beispiel bei mathematischen Aufgaben. Ich habe immer solange überlegt und gegrübelt bis ich den Lösungsweg gefunden hatte.

Was war das größte schulische Drama für Sie?

Eine „2“ in Sport im Abitur. (Alles andere waren Einsen – d. Red.) Schuld daran war das Turnen, das habe ich gehasst.

Haben Sie als Schüler gemogelt?

Wer hat das nicht?

Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Neben Mathematik waren das die Fächer Geografie, Geschichte, Gemeinschaftskunde und in der Oberstufe Ethik.

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?

In der Schulzeit fällt mir da nichts ein. Heute bin ich stolz darauf, dass ich seit 20 Jahren nebenberuflich an der Hochschule Heilbronn als Dozent tätig bin.

Wer hat Sie am meisten gefördert?

Meine Eltern und meine Ziehoma Ruth Schwan. Wir lebten in den sechziger Jahren zur Miete bei einer mittelständischen Unternehmerfamilie in Heilbronn. Wir gehörten einfach dazu, saßen zusammen mit ihnen unterm Weihnachtsbaum. Ich wuchs mit den Enkelkindern der Schwans auf. Da wurde dann auch darauf geachtet, dass auch wir als Kinder, wie man heute sagt, mit Migrationshintergrund einen ordentlichen Bildungsweg einschlugen.   

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Den Erfolg der Arbeit zu erleben. Wenn ich sehe, dass unser Qualitätskonzept ankommt, unsere Premiumbusse im ÖPNV für steigende Fahrgastzahlen sorgen, dann freut mich das sehr.  

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Es macht mich schon stolz, wenn andere, Kollegen oder Hersteller, den Omnibusbetrieb Spillmann als einen Leuchtturm in der Branche bezeichnen. Denn nur mit attraktiven Fahrplantakten und umweltfreundlichen Fahrzeugen zu überzeugen ist einfach zu wenig. Die Herausforderung liegt viel eher darin, den Bus als attraktive Alternative anzubieten und nicht nur als rollendes Mobiliar. Schließlich nutzen die Fahrgäste den Bus bereits in sehr jungen Jahren, was den Eindruck für das ganze Leben prägt, und dann etwa nach 40 Jahren wieder. Dazwischen liegt noch sehr großes Potenzial, das aber mit dem allgemein aktuell stiefmütterlichen Auftritt nicht zu gewinnen ist. Wenn andere dieses Konzept erkennen oder die ein oder andere Komponente sogar übernehmen, dann bestärkt mich das, auf diesem Weg weiterzugehen.  

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?

Das Gespräch fand beim Reisebüro Haberstroh in Heilbronn statt, wo ich erste praktische Erfahrungen vor und während des Studiums sammeln wollte. Klaus Haberstroh, der Chef,  sagte: „Wir brauchen keine Erlediger. Wir brauchen Typen, die was gestalten, was bewegen, was verändern.“ Anscheinend konnte ich ihn überzeugen, dass  ich kein Erlediger bin.  

Wie halten Sie sich fit?

Golfspielen, Skilaufen und Radfahren.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?

Dienstleistung von Menschen für Menschen.     

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?

In Florida.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?

Familie, Gesundheit und ein starker Wille.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?

Klare Richtungsvorgabe, das Team jederzeit mitnehmen und Kontrolle der Ergebnisse.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?

Steve Jobs, weil er Wirtschaftlichkeit, Servicedesign und Innovationen als Komplex erfasst und gesteuert hat. Was das Gemeinwohl anbetrifft,  so halte ich die Leistungen von SAP-Gründer Dietmar Hopp für bemerkenswert. Was er für die Menschen in der Region tut, in der ich mit meiner Familie lebe, ist bemerkenswert: Stiftungen für die Universitätsklinik   Heidelberg, Förderung von Altersheimen und Kindergärten u.v.a.m. .

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?

Wenn Bürokraten aus Behörden zunehmend über die Gestaltung des ÖPNV entscheiden und die Fachleute in den Betrieben übergangen werden. Die ÖPNV-Planungen haben sich in den vergangenen 10 Jahren nicht wirklich weiterentwickelt. Man hat sich vielmehr auf die dringlichen Dinge, wie Linienbündelung und Ausschreibung etc. konzentriert, aber leider nicht auf die wichtigen Dinge, wie z.B. die Verkehrsströme, die sich verändert haben. Die zuletzt in den 90 Jahren entwickelten ÖPNV Planungen und Tarife reflektieren schon lange nicht mehr die aktuellen Bedürfnisse der Verkehrsströme. Kleine zwischenzeitlich kosmetische Feinjustierungen reichen bei Weitem nicht aus, um den ÖPNV als wahre Alternative anzubieten. Es bedarf ganzheitlicher Konzepte, die von Fachleuten erarbeitet werden. Die Staus erzeugen, besonders in einer Wirtschaftsregion wie Stuttgart, einen ungeheuren volkswirtschaftlichen Schaden.

Was macht Ihnen Angst?

Krankheit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?

Dass sie unsere Qualitätsphilosophie mittragen und bereit sind, Prozesse immer wieder infrage zu stellen.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?

Die Freiheit, mir mehr Zeit zu nehmen für meine Kinder.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?

Denunzianten, die uns von der Arbeit abhalten.

Ihre größte Tugend?

Nie aufgeben.

Ihr größtes Laster?

Ungeduld.

Ihr Lieblingsfilm?

„Der mit dem Wolf tanzt“.

Ihr Lieblingsbuch?

Ich lese gern die Bücher des Trend- und Zukunftsforschers Matthias Horx.

Ihr Lieblingslied von den Beatles?

Die Beatles sind nicht mein Fall. Ich höre lieber die Soul-Sängerin Sade, Lisa Stansfield oder Simply Red.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Dass unsere Kinder die Eltern eines Tages überflügeln.