Im Rahmen der Prüfung wurden u.a. Zahlen zu den Beschäftigten, zu Umsätzen, die durch den Tourismus generiert werden, zu Einkommenseffekten und weiteren Kenngrößen aufgeschlüsselt. Das Ergebnis verdeutliche, so der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, Reinhard Meyer, dass der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern eine hohe Wertschöpfung generiere, Einkommenseffekte bewirke sowie ortsgebundene Arbeitsplätze schaffe und sichere. „Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass es der Branche gelingt, auch bei herausfordernden Bedingungen für unsere Gäste attraktiv zu sein. Wichtig ist jetzt, dass wir nicht nachlassen. Es muss weiter auf Qualität, behutsames Wachstum und attraktive Angebote gesetzt werden. Wir unterstützen die Branche auf diesem Weg.“
Trotz der positiven Zahlen gäbe es eine Menge Hausaufgaben für das Land, bemerkte Meyer dennoch. „Wir stehen im intensiven touristischen Wettbewerb mit den anderen Bundesländern.“ Der wechselhafte Sommer habe einmal mehr gezeigt, dass Investitionen in ganzjährige Angebote weiter notwendig seien. Zudem stünden die Unternehmen vor der Herausforderung, ausreichend Fach- und Arbeitskräfte zu finden. Sorgen bereite der Branche auch, dass die Gäste kurzfristiger buchen, was die Planbarkeit insgesamt erschwere.
Die Kern-Erkenntnisse der Neuberechnungen für Mecklenburg-Vorpommern werden im Folgenden überblicksartig dargestellt. Die letzten derartigen Zahlen stammten aus dem Jahr 2019.
Übernachtungstourismus
Die Berechnungen des dwif erfassen in Sachen Übernachtungszahlen gewerbliche Beherbergungsbetriebe mit mehr als zehn Betten, Privatquartiere mit unter zehn Betten, Übernachtungsbesuche bei Verwandten und Bekannten (VFR-Übernachtungen) sowie Übernachtungen auf Dauercampingplätzen, Freizeitwohnsitzen und im Reisemobiltourismus. Demnach wurden 2022 insgesamt rund 57 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben gezählt. Der größte Anteil entfällt dabei auf die gewerblichen Beherbergungsbetriebe (ca. 50 Millionen). Zusätzlich kamen 6,9 Millionen Übernachtungen bei Verwandten und Bekannten hinzu. Es gab 67 Millionen Tagesreisen. Vor allem mit Blick auf die Einwohnerzahl Mecklenburg-Vorpommerns (1,6 Millionen) machten die Zahlen die Bedeutung des Tourismus deutlich, so Minister Meyer.
Umsätze
Insgesamt betrugen die Konsumausgaben im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern 7,1 Milliarden Euro, mithin ein Anstieg von 5,4 Prozent gegenüber 2019. Mehr als die Hälfte der Gesamt-Konsumausgaben – genau: 4,91 Milliarden Euro – entfielen 2022 auf Übernachtungen, 2,18 Milliarden Euro auf Tagesgäste inklusive Bekannten- und Verwandtenbesuche (VFR).
In den gewerblichen Beherbergungsbetrieben (mindestens zehn Betten) ist der Bruttoumsatz mit 3,42 Milliarden Euro am höchsten. Es folgen die Umsätze aus Tagesreisen (1,78 Milliarden Euro), auf Platz zwei rangieren die Privatquartiere (884,2 Millionen Euro), auf Platz drei das Dauercamping bzw. der Reisemobiltourismus (606,6 Millionen Euro). Tagesgeschäftsreisen schlagen mit 199,1 Millionen Euro zu Buche, der Besuch von Bekannten und Verwandten mit 203,5 Millionen Euro. Von den Übernachtungs- und Tagesgästen profitiert das Gastgewerbe mit 3,97 Milliarden Euro am meisten. Es folgen der Einzelhandel, auf den 1,79 Milliarden Euro entfallen, und der Dienstleistungssektor mit 1,32 Milliarden Euro. Nach Abzug der Mehrwertsteuer und der Vorleistungen vom Bruttoumsatz (Konsumausgaben), beträgt die touristische Wertschöpfung (Einkommensbeitrag) in Mecklenburg-Vorpommern 3,5 Milliarden Euro; ein Anstieg von 6,9 Prozent im Vergleich zu 2019. Das entspricht einem relativen Beitrag von zehn Prozent zum Primäreinkommen.
Primäreinkommen
Der Einkommensbeitrag von 3,49 Milliarden Euro entspricht einem Äquivalent von rund 162.940 Personen, die durch die touristische Nachfrage ein durchschnittliches Primäreinkommen (= 21.396 Euro pro Kopf und Jahr) beziehen könnten.
Steueraufkommen
Aus Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer resultieren 636,5 Millionen Euro Steueraufkommen aus dem Tourismus, das als Gemeinschaftssteuer Bund, Land und Kommunen zukommt. Hinzu kommen Grundsteuer, Gewerbesteuer, Zweitwohnungssteuer, Kurtaxe (Gast) und Tourismusabgabe (Gewerbe).
Aktuelle Tourismusentwicklung
Das Urlaubsland konnte von Januar bis August 2022 laut Statistischem Amt Mecklenburg-Vorpommern rund 5,4 Millionen Gästeankünfte (+4,3 Prozent zu 2022) und 23,5 Millionen Übernachtungen (+1,2 Prozent zu 2022) in Beherbergungsbetrieben ab zehn Schlafgelegenheiten verbuchen. „Der Sommer war wettertechnisch eher durchwachsen“, räumte Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ein. „Zudem waren die Herausforderungen, sprich ein zunehmend kurzfristigeres Buchungsverhalten, der anhaltende Arbeitskräftebedarf sowie der Wettbewerb mit anderen Reiseregionen, ungemein hoch.“ Immerhin habe die Branche aber sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen ein Plus geschafft.