In den nächsten fünf bis sechs Jahren möchte die Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) ihre Flotte von derzeit 22 Fahrzeugen vollständig auf Elektromobilität umstellen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde nun mit der Inbetriebnahme von insgesamt vier vollelektrischen Gelenkbussen sowie einem Solobus der Baureihe MAN Lion’s City E vollzogen. Hierfür wird der Betriebshof der SVG zusätzlich mit einem umfangreichen Lademanagement nach modernsten Massstäben ausgestattet. Der Umbau hierfür soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Aber sie müssen verlässlich (Öko-)Strom tanken können, so SVG-Chef Sven Paulsen. Dazu werden im Betriebshof insgesamt 22 Gleichstrom-Ladepunkte installiert. Weitere sechs Ladesäulen sind am beliebten ZOB in Westerland geplant. Zwei Reserve-Ladepunkte werden in den Häfen von List und Hörnum installiert, falls ein Bus ungeplant einmal nachtanken muss.

Die vier batterieelektrischen Gelenkbusse des Typs MAN Lion’s City 18 E sowie der 12-Meter Elektrobus MAN Lion’s City 12 E werden vollständig in den Linienbetrieb der fünf Linien auf Sylt integriert und sind damit auf der gesamten Insel von List bis Hörnum für die SVG im Einsatz. Mit seinen 53 Sitzplätzen und 79 Stehplätzen sowie den zwei Rollstuhlplätzen eignet sich der eGelenkbus besonders für hochfrequentierte Linien. Insgesamt fahren die Busse 150 Haltestellen an, während des Sommers im 15-Minuten-Takt.

„Nach Pellworm setzt nun auch Sylt als größte der nordfriesischen Inseln auf unsere MAN eBusse. Es freut uns ganz besonders, dass unsere Produkte in dieser Region, in der Klimaschutz einen so wichtigen Stellenwert hat, im Praxiseinsatz überzeugen konnten und nun das charakteristische Inselbild mit ihrem futuristischen Smart Edge Design mit prägen werden“, sagt Steffen Eimer, Regionalleiter Verkauf Bus bei der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH.

Fast zehn Millionen Euro investiert die SVG in die Energiewende des Sylter Personennahverkehrs, wie das Hamburger Abendblatt erfahren konnte. Die Busse sollen kosten zusammen rund 4,8 Millionen Euro. Sie werden wie bei vielen Unternehmen staatlich gefördert: Das Bundesumweltministerium übernimmt 80 Prozent des Preisunterschieds zwischen einem herkömmlichen Diesel-Gelenkbus (für rund 400.000 Euro zu haben) und einem E-Bus zum realistischen Durchschnittspreis von gut 750.000 Euro.

 

SVG-Busfahrer Waldemar Werwein kann nicht anders als elektrifiziert zu strahlen.   Foto: MAN Truck & Bus

 

MAN DigitalServices optimieren das Flottenmanagement

Neben der Hardware setzt die SVG auch auf das Angebot von MAN DigitalServices, der MAN eigenen Telematik. Voraussetzung für diese Nutzung der digitalen Dienste von MAN ist die RIO Box. Über diese erfolgt eine mobile Datenübertragung der Fahrzeug- und Wartungsinformationen an die RIO Cloud. Einen besonderen Vorteil für das Flottenmanagement der SVG bringt dabei das Lade- und Batteriemanagement für eBusse. Der integrierte „MAN eManager“ ermöglicht ein exaktes Fahrzeug- und Batterie-Monitoring, Laden mit Timer-Funktion sowie eine klimatische Vorkonditionierung der Elektrobusse. Durch Letztere können die Busse beispielsweise vor Abfahrt im Betriebshof an der Ladesäule im Winter geheizt und im Sommer gekühlt werden, um so Batteriekapazität einzusparen und zusätzlich Reichweite zu gewinnen. Aber auch etwaige Fehler bei der Ladung werden dem Flottenverantwortlichen ebenfalls außerhalb des Busses angezeigt, sodass rechtzeitig interveniert werden kann.

 

Moderne VW-Batterietechnologie

MAN greift auf die ausgereifte Lithium-Ionen (NMC) Batteriezelltechnologie aus dem VW-Konzernbaukasten zurück. Dank des intelligenten und für Stadtbusse optimierten Temperaturmanagements soll eine besonders gute Verfügbarkeit zu jeder Jahreszeit gewährleistet sein, die im Winter ja bekanntlich deutlich sinkt. Die vollelektrischen Gelenkbusse schaffen laut MAN anspruchsvolle Tagesreichweiten von bis zu 350 Kilometern. Platziert sind die insgesamt acht Batteriepacks auf dem Dach der Busse, das ist die maximal mögliche Anzahl. Die SVG will hier keine Kompromisse eingehen.

 

Bis zu 130 Personen fasst der Gelenkbus mit acht Batteriepaketen und 640 kWh auf dem Dach.   Foto: MAN Truck & Bus