Das von Viking Line entwickelte Helios-Konzept zeigt, wie die nach Angaben des Unternehmens weltweit größte vollelektrische Passagier- und Autofähre aussehen könnte. Mit einer Batteriekapazität von etwa 85 bis 100 Megawattstunden (MWh) könnte Helios bis zu 2.000 Passagiere in etwas mehr als zwei Stunden über den Finnischen Meerbusen befördern. Das Konzeptschiff ist 195 Meter lang, 30 Meter breit und erreicht eine Geschwindigkeit von etwa 23 Knoten. Die Frachtkapazität an Bord beträgt rund 2.000 Frachtmeter. Auffällig im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen ist vor allem das fehlende Schornsteinprofil.

Helios basiert auf einer Forschungskooperation zwischen Viking Line, der Werft in Rauma sowie weiteren Partnern. Das Konzept wurde gezielt für die Route Helsinki–Tallinn entwickelt – eine Strecke von 80 Kilometern bzw. 43 Seemeilen, die sich ideal für den Einsatz elektrischer Schiffe eigne. Die Batterie wird jeweils während der Hafenliegezeit geladen, wobei eine Ladeleistung von über 30 MWh erforderlich ist.

„Helios markiert den Beginn einer neuen Ära im Seeverkehr – vergleichbar mit den ersten Segel-, Dampf- oder Motorschiffen ihrer Zeit. Das Konzept zeigt, dass großflächiger emissionsfreier Schiffsverkehr keine Utopie mehr ist. Bereits Anfang des nächsten Jahrzehnts könnten die größten vollelektrischen Passagier- und Autofähren der Welt in Betrieb sein“, sagt Jan Hanses, CEO von Viking Line.

 

Neue Ära im Seeverkehr

Viking Line hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren den Weg für emissionsarmen Seeverkehr geebnet und mehrere hundert Millionen Euro in neue Technologien investiert. Die Viking Grace, die 2013 ausgeliefert wurde, sei das weltweit erste Passagierschiff gewesen, das sowohl Flüssigerdgas (LNG) als auch Biogas als Treibstoff nutzte. 2022 wurde sie durch das noch klimafreundlichere Schiff Viking Glory ergänzt. Dank dieser Investitionen können Reisende bei Viking Line heute gegen Aufpreis Biotreibstoff wählen und so ihre Emissionen um bis zu 90 Prozent reduzieren. Der emissionsfreie Schiffsverkehr im Finnischen Meerbusen wird durch das Fin-Est Green Corridor-Projekt gefördert, das von den Städten Helsinki und Tallinn ins Leben gerufen wurde. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch die Häfen beider Städte, das estnische Klimaministerium, sowie die Reedereien Viking Line, Rederi AB Eckerö und Tallink Grupp.

„Es ist großartig, dass sich Städte und Häfen gleichermaßen zum Aufbau eines grünen Seewegs bekennen. Elektrischer Schiffsverkehr entsteht nicht allein durch Investitionen in Schiffe – entscheidend ist auch eine leistungsfähige und verlässliche Ladeinfrastruktur in den Häfen. Der Heimathafen der neuen Elektroschiffe soll Jätkäsaari sein, wo der Hafen von Helsinki bis 2032 ein umfassendes Entwicklungs- und Ausbauprogramm umsetzt. Der Fortschritt dieses Projekts ist für unsere Planungen von zentraler Bedeutung“, erklärt Jan Hanses.

Schon heute entfällt der Großteil des Passagier- und Frachtverkehrs im Hafen Helsinki auf Verbindungen nach Estland. Laut Prognosen des Hafens von Helsinki soll das Passagieraufkommen zwischen dem Westhafen und Tallinn von 5,5 Millionen im Jahr 2024 auf 11,6 Millionen bis 2040 steigen.

Das neu vorgestellte Konzept für eine vollelektrische Passagier- und Autofähre bilde die Grundlage für die weitere Planung sowie für die Ausschreibung an Werften. Im Frühjahr hat Viking Line einen Förderantrag beim EU-Innovationsfonds für den Bau eines solchen Schiffs eingereicht.