Wolfgang Haida, Inhaber und Geschäftsführer von Haida-Reisen in Neustadt/Fürth am Berg, ist enttäuscht und wütend. Seinen Emotionen lässt er in einem Brief freien Lauf. „Hat man uns vergessen?“ Diese Frage stellt er in einem kürzlich verfassten Brief (das Schreiben liegt der Redaktion vor) an den BDO-Präsidenten Karl Hülsmann. Darin kritisiert Haida u.a. die Politik, das Exit-Konzept der Verbände, stellt Forderungen und schlägt Korrekturen vor.

 

 

Busreisen sind mittlerweile in 13 von 16 Bundesländern wieder möglich. Doch die Freude darüber hält sich bei den Busunternehmen in Grenzen. Denn das WIE lässt die Reisebusunternehmen verzweifeln. Der Flickenteppich an unterschiedlichen Auflagen und Vorschriften in den Bundesländern kommt einem Busverbot gleich. Unter den aktuellen Bedingungen ist die wirtschaftliche Durchführung von Busreisen schier unmöglich.

„Täglich hört man in den Medien von Lockerungen in Deutschland und allen angrenzenden Ländern. Überall gibt es Lockerungen, täglich kommen Meldungen von den Urlaubsländern, vom Urlaub mit dem Flugzeug, mit der Bahn oder mit dem Flixbus. Wir Reisebusunternehmer kommen bei der Berichterstattung über die neuen Reisebedingungen und Lockerungen mit keiner Silbe vor. Hat man uns vergessen?“, wundert sich Haida über das Fehlende Interesse an der Reisebusbranche.

Seine Verzweiflung ist groß und diese bringt er folgendermaßen zum Ausdruck: „Jeder Politiker, jeder Arbeiter, jeder Angestellte, aber auch jeder Rentner erhält sein monatliches Geld. Die vielen Kurzarbeitende, vielleicht etwas weniger als sonst üblich, aber sie bekommen Geld. Sicher ist es für sie derzeit schwer, von dem geringeren Lohn die laufenden Kosten zu decken. Warum fragt sich in Deutschland aber niemand, wie ein Reisebusunternehmer seine laufenden Kosten von nahezu ‚Null Einnahmen‘ begleichen soll?“

Unverständnis herrscht bei dem oberfränkischen Busunternehmer vor allem über das für die Wiederaufnahme von Busreisen erarbeitete Exit-Konzept der Verbände, das Anfang Mai vorgelegt wurde. „Ich frage mich oft, ob einer unserer Verbandsvorstände schon mal in einem Reisebus saß, geschweige denn einmal mit einem Zollstock gemessen hat, ob der vorgegebene Abstand von 1,50 Meter überhaupt durchführbar ist“, beanstandet er.

Er habe zusammen mit seinen Mitarbeitern schon mehrfach gemessen, aber in einem Vier-Sterne-Bus (44-Sitzer, 12 m Bus) können nach seinen Messungen bei einem Mindestabstand von 1,50 m, max. zwölf Fahrgäste befördert werden. „Auch wenn wir dann zwölf Fahrgäste hätten, die sich gegebenenfalls bei einer Reise mit vielen Vorschriften, Verboten und Hindernissen sowie höheren Preisen (da bei 12 Pax. ja kein Gruppenpreis in den Hotels gewährt wird) bereiterklärten zu reisen, wird sich nach Rücksprache mit unseren Kunden niemand über Stunden hinweg mit Mund-Nasen-Schutz in einen Bus setzen und auf Reisen gehen wollen“, stellt Haida klar.

Aufgrund dieser nicht durchsetzbaren Vorgaben seien Reisebusunternehmen weiterhin gezwungen, ihre Reisen zu stornieren, beklagt er. „Bevor solche unrentablen Vorschläge von Abstandsregelungen und Bedingungen von unseren Verbandsvorständen an die Politik gegeben werden, sollten sich die Vorstände, einmal auf eine Busreise begeben und sich über die Gegebenheiten in einem modernen Reisebus informieren und auf sich wirken lassen“, legt Haida nahe.

Seine Vorschläge und Forderungen an die Verbände und die Politik fasst der Busunternehmer folgendermaßen zusammen:

 

  • Im Reisebus wird bis auf Weiteres jede zweite Sitzreihe, und nur versetzt belegt, (d.h. 1.Reihe 2 Plätze rechts, 2.Reihe 2 Plätze links, 3.Reihe 2 Plätze rechts, 4.Reihe 2 Plätze links, usw.), ein 12 m Bus könnte somit max.22 Pers. belegt werden
  • Beim Ain- und Aussteigen muss Mund-Nasen-Schutz getragen werden, während der Reise ist dieser nicht nötig!
  • Reichlich Pausen, nach 1 bis 2 Std. Fahrtzeit mindestens ¼ Std. Pause – Fahrzeug gründlich lüften während der Pause
  • Luftdurchsatz der Klimaanlage während der Reise erhöhen

 

Haida ist überzeugt davon, dass dadurch der Abstand und somit ausreichend Schutz für alle gewährleistet werden könne.

Abschließend beanstandet Haida, dass es den Branchenverbänden bisher nicht gelungen sei, den Wert einer guten Busreise herauszustellen. Oft würden Busreisen mit Flixbus usw. gleichgestellt, sagt er. Dies werde von unterschiedlichen Medien suggeriert. Und das sorge für Verwirrung bei seinen Kunden, da sie glaubten, dass auch Reisebusse freie Fahrt hätten.