Der Reiseverband DRV bezeichnete die Entscheidung am Mittwoch (10. Juni 2020) als nicht „verhältnismäßig“, weil sie rund 160 Staaten über einen Kamm schere. Notwendig sei ein differenzierterer Ansatz, um die wirtschaftliche Erholung und die Wiederaufnahme von Handel und Tourismus nicht zu gefährden.

„Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab. Entsprechend stellt sich das Infektionsgeschehen in den rund 160 Ländern, auf die sich die Reisewarnung bezieht, sehr unterschiedlich dar“, argumentierte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Viele Staaten setzten

Hygiene- und Sicherheitsprotokolle um. „Das gilt auch für Kreuzfahrten, die Sicherheitskonzepte auf höchstem Niveau implementieren“, erklärt Norbert Fiebig. Zugleich wies er darauf hin, dass im Krisenfall die Veranstalter Pauschalurlauber zurückholten.

Der Geschäftsführer der FTI Group, Ralph Schiller, kritisierte, die Entscheidung der Bundesregierung „entzieht Veranstaltern und Reisebüros in Deutschland weiter einen großen Teil der Wirtschaftsgrundlage und ist zudem auch ein herber Rückschlag für viele betroffene Destinationen.“ Auch Schiller forderte einen differenzierten Ansatz.

DER Touristik Manager Ingo Burmester begrüßte die Ankündigung von Außenminister Heiko Maas, auf Basis eines Kriterienkataloges individuelle Bewertungen vorzunehmen. „Wir sind überzeugt, dass einige Reiseziele, darunter die Türkei, bereits zeitnah Urlauber sicher empfangen können“, sagte der Zentraleuropa-Chef.

Das Kabinett hatte beschlossen, die Reisewarnung für mehr als 160 Länder pauschal bis zum 31. August zu verlängern. Dazu zählen auch Hauptreiseländer der Deutschen, allen voran die Türkei als drittbeliebtestes Urlaubsland. Allerdings können Ausnahmen für einzelne Länder gemacht werden, in denen die Verbreitung des Virus ausreichend eingedämmt ist. Bei der Beurteilung sollen die Entwicklung der Infektionszahlen, die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme, Testkapazitäten, Hygieneregeln, Rückreisemöglichkeiten und Sicherheitsmaßnahmen für Touristen berücksichtigt werden.