In den Schulen läuft wieder Präsenzunterricht, Mitarbeiter kehren vom Homeoffice in die Büros zurück, Freizeit- und Kulturstätten sind geöffnet. Das spiegelt sich auch im öffentlichen Personennahverkehr wider.

Doch obwohl sich Busse und Bahnen mit sinkenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie wieder füllen, wollen die Verkehrsverbünde im Saarland und in Rheinland-Pfalz nun mit Vollgas um Kunden kämpfen. Für sie soll es ab dem Sommer attraktivere Tickets und Tarife und ein besseres Angebot geben.

Bei einer gemeinsamen Video-Pressekonferenz mit der saarländischen Verkehrsministerin Anke Rehlinger kündigten Vertreter der Verkehrsverbünde am Freitag (02. Juli 2021) ein Aktionsprogramm an, um die Fahrgastzahlen wieder zu steigern. Durch die Corona-Pandemie haben Verkehrsunternehmen im vergangenen Jahr einen Rückgang von bis zu 85 Prozent bei Gelegenheits- und bis zu 40 Prozent bei den Stammkunden verbucht. „Das Mobilitätsthema ist mit Vollbremsung erstmal in das Jahr 2020 gestartet“, bilanzierte Silke Meyer, Geschäftsführerin des Rhein-Nahe Nahverkehrsverbundes. Jetzt gehe es darum, bei Fahrgästen wieder das Vertrauen in den ÖPNV zu stärken.

Bei der länderweiten Aktion sollen Stammkunden mit besonderen Abo-Aktionen belohnt, Pendler bei der Stange gehalten und neue Freizeitfahrgäste angesprochen werden. Neben flexibleren Zeitkarten und besonderen Job-Tickets soll es langfristig auch eine deutlich bessere Taktung, ein ausgeweitetes Angebot und Apps für die kostengünstigsten Tickets geben.

Aktuell sei man noch weit von den Fahrgastzahlen vor der Pandemie entfernt, sagte Vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler. Auch die Ziele, die man sich angesichts der Mobilitätswende gesetzt habe, ständen noch „in weiter Ferne“. „Für uns als regionales Unternehmen ist es wichtig, Menschen wieder auf die Züge zu bekommen“, so Höhler. Auch angesichts vieler attraktiver Ausflugszüge müsse man ihnen vermitteln: „Bus und Bahn sind einfach ein gutes Medium, sich in unserer Region zu bewegen.“

Uwe Hiltmann, Vorsitzender der Landesgruppe Südwest des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), bezeichnete den Öffentlichen Personenverkehr gerade auch in der Pandemie-Zeit als ein „Rückgrat der öffentlichen Daseinsvorsorge“. Nach Berechnungen des VDV liegen die Einnahmeausfälle in der Branche für die Jahre 2020 und 2021 bundesweit bei insgesamt rund sieben Milliarden Euro. Rheinland-Pfalz habe zur Kompensation im vergangenen Jahr 75 Millionen Euro bereitgestellt, das Saarland acht Millionen.

Nun gehe es darum, ein Mobilitätsangebot zu halten „und damit auch wirklich zu zeigen, wie krisenfest der ÖPNV ist“, sagte Rehlinger. Vor Ort erlebe sie oft noch das Denken der Vergangenheit: „ÖPNV ist Schülerverkehr und ansonsten fährt der Bus nicht dann, wenn man ihn braucht.“ Nun mache man sich ans Werk, dafür zu sorgen, dass diese Beschreibung in Zukunft nicht mehr haltbar sei.