Die „Abschreckung“ der Gäste ist bei der ganzen Sache dennoch nur eine Seite der Medaille. Denn durch die Eintrittsgebühren, die seit Januar an bestimmten Tagen und auch nur von Tagesbesuchern zu zahlen sind, sind beachtliche Einnahmen erzielt worden: Über zwei Millionen Euro klimpern im Stadt-Säckl. 25.000 gebührenpflichtige Gäste sollen an manchen Tagen zusammengekommen sein. Im Vorfeld ihres Besuchs mussten sie sich auf einer eigens eingerichteten Website registrieren und fünf Euro entrichten. Dafür gab es einen QR-Code aufs Handy – wer ohne diesen Code in der Stadt erwischt wurde, dem drohte fürs „Venedig schwarz sehen“ eine saftige Geldbuße.

Bislang wurden die Eintrittsgelder von den Tagestouristen nur testweise erhoben – wenn man Erfolg in Geld misst, überaus erfolgreich. Deshalb soll das Projekt fortgesetzt werden. Die Teuerung ist dem Abschreckungseffekt geschuldet. Venedig gilt als dermaßen überlaufen, dass sein Status als Weltkulturerbe in Gefahr ist. Die Vielzahl an Touristen nutze die Stadt sehr un-nachhaltig ab. Anscheinend reichen aber fünf Euronen nicht, um die Straßen, Gassen und Plätze auch nur ansatzweise leerzufegen.

Dennoch dürfte unklar sein, ob dieses Ziel mit zehn Euro zu erreichen ist. Wer’s hat, der hat’s und lässt sich den Besuch den Zehner kosten. Oder den Zwanziger. Venedigs Stadtverantwortliche sind Pioniere auf dem Gebiet des Eintrittsgebührenmarktes für historische Städte und dürfen in Sachen Experimente nicht zimperlich sein. Letztendlich wird „man“ sich auf die Gebühr „einigen“, die maximalen Gewinn bei minimalem Besuchereinbruch sicherstellt. Denn wie viele Gäste man insgesamt abschrecken möchte, wurde noch nicht diskutiert. Das darf sich zeigen.

Entsprechend kritisch sehen viele Einwohner die Eintrittsgelder-Strategie, berichten Stern, FAZ, Der Spiegel und weitere. Venedigs Besuchern ein paar Euro „abzuknöpfen“, werde die Probleme nicht lösen, so der Vorwurf der Einheimischen. Sogar die Schriftstellerin Donna Leon wird zitiert. Gegenüber der Deutschen Presseagentur soll sie gesagt haben, dass die Behörden doch gar nicht wollten, dass die Abschreckung mittels Eintrittsgeldern funktioniere – vielmehr wollten sie mit den Besuchern nur Geld machen. Leon lebte selbst lange Jahre in Venedig, hat der Stadt mittlerweile jedoch den Rücken gekehrt.