So kommt die von Pricewaterhouse Coopers (PWC) unter Mitarbeit von Intraplan Consult verfasste Studie unter anderem zu dem Schluss, dass 2030 etwa 1,8 Milliarden Euro zusätzlich in den Ausbau eines umweltfreundlichen und leistungsstarken Busverkehrs investiert werden müssen.
„Das Ergebnis belegt, dass vor allem über Kapazitätserweiterungen und zusätzliche Angebote im Linienbusverkehr die Attraktivität des ÖPNV gesteigert wird und damit die nötigen Fahrgastzuwächse in den kommenden Jahren realisiert werden können. Um bis 2030 den ehrgeizigen Beitrag des ÖPNV zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu schaffen, sind allerdings massive zusätzliche Investitionen notwendig“, erklärt VDV-Vizepräsident Werner Overkamp.
Um vor allem in den emissionsbelasteten Städten durch eine Mobilitätswende die Luftreinhaltungs- und Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, bleiben nur noch neun Jahre. Ansonsten drohen Deutschland ab 2030 hohe Milliardenstrafen seitens der EU. Zwingend erforderlich sind daher ein schneller Ausbau des umweltfreundlichen Nahverkehrs und eine deutliche Erhöhung der ÖPNV-Kapazitäten, damit mehr Menschen mit Bus und Bahn fahren. Oft gehen den meisten Straßen-, Stadt- und U-Bahn-Projekten jedoch jahrelange Planungs- und Genehmigungsprozesse voraus, sodass vor allem eine Kapazitätserweiterung und zusätzliche Angebote im Busverkehr kurzfristig helfen könnten, den ÖPNV insgesamt attraktiver und leistungsstärker zu machen.
„Der Bus ist seit jeher das Rückgrat eines funktionierenden Nahverkehrssystems. Und mit Blick auf die wenigen Jahre, die wir nur noch haben, um bis 2030 die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir gerade bei den Linienbussen jetzt schnell und umfangreich die Angebote erweitern. Gleichzeitig sollen die Busse auch durch umfangreiche Beschaffungen von Fahrzeugen mit besonders emissionsarmen Antrieben (Elektro oder Wasserstoff) noch umweltfreundlicher werden. „All das wurde in der nun vorliegenden Studie untersucht und am Ende finanziell bewertet. Wir haben damit jetzt eine sehr gute Grundlage, um gemeinsam mit den politischen Entscheidern darüber zu sprechen, wie das umgesetzt werden kann. Denn aus eigener Kraft können die Verkehrsunternehmen diese zusätzlichen Investitionen nicht stemmen“, macht Overkamp weiter deutlich.
Laut Gutachter würden sich mit den zusätzlichen Investitionen von 1,8 Milliarden Euro durch Kapazitätserweiterungen und zusätzliche Angebote im Busbereich rund zehn Milliarden Personenkilometer vom Individualverkehr auf den ÖPNV bis 2030 verlagern lassen. Damit würde die Verkehrsleistung der Busverkehre um 26,4 Prozent steigen, die Betriebsleistung sogar um rund 30 Prozent. Ein Schwerpunkt läge dabei auf den ländlichen Räumen, in denen eine deutliche Angebotsausweitung notwendig ist, um Menschen vom Umstieg zu überzeugen.
„In den Großstädten und Ballungsräumen geht es vor allem darum, mehr größere Busse, also z. B. Gelenkbusse, anzubieten, um mehr Menschen zu befördern. Außerhalb der Städte geht es eher darum, das Angebot insgesamt auszubauen, also dichtere Takte, mehr Fahrzeuge etc. Dabei spielen auch flexiblere Bedienformen wie On-Demand-Verkehre in kleineren Fahrzeugen eine wichtige Rolle, um das Angebot attraktiver zu machen“, so Overkamp.
Die Studie „Das Jahrzehnt des Busses“ kommt unter der Berücksichtigung der zu erreichenden Klimaschutzziele im Verkehrssektor und unter den sich verändernden Rahmenbedingungen bis 2030 zu der Schlussfolgerung: „Der Busverkehr kann eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Verkehrswende und bei der Erreichung der aktuell geltenden Klimaschutzziele bis zum Jahr 2030 einnehmen. Dies erfordert aber einen umfangreichen Ausbau des Verkehrsangebots in hoher Qualität mit effizienten und innovativen Konzepten.“