So berichtete VDV-Präsident Ingo Wortmann, er habe von einem Busunternehmen gehört, das Fahrer in Indien anwerben will. Katrin Lukas, Arbeitsdirektorin der Leipziger Verkehrsbetriebe, erklärte, man plane ein Projekt in Vietnam, um dort Personal zu rekrutieren, wobei die Personen bereits vor Ort ausgebildet werden sollen – was in anderen Brachen wohl bereits der Fall ist. Wortmann wiederrum berichtete von einer Fahrerausbildung für den deutschen Verkehrsmarkt in Spanien. Doch es muss nicht unbedingt exotisch sein, auch Österreich rückt in den Fokus, wenn es um neue Busfahrer geht, allerdings auf andere Weise.
Von Indien bis Österreich wird rekrutiert und ausgebildet
So sprach Ingo Wortmann, der ja auch Chef der MVG ist, von Gedankenspielen in München, eine Außenstelle in Salzburg zu gründen, weil der Erwerb des Busführerscheins in Österreich nun einmal deutlich einfacher ist als hierzulande. Das mit den Hürden beim Busführerschein müsse sich einfach ändern, forderte Wortmann. Es müsse auch in Deutschland deutlich einfacher werden, den Busführerschein zu erwerben, wenn man mehr Fahrer haben wolle. Man müsse bei der Rekrutierung von Fahrpersonal noch kreativer werden, so Wortmann.
Denn diese Fahrer brauche es unbedingt, wenn man nur die Bestandsverkehre sichern will, von einem Ausbau des ÖPNV-Angebots, das angesichts des Deutschlandtickets nötig wäre, ganz zu schweigen. Lisa Gadomski, Projektleitung VDV-Arbeitgeberinitiative, nannte dazu im Forum „Personal und Bildung“ einige Zahlen. Bis 2030 gehe in der Verkehrsbranche jeder vierte Beschäftigte in den Ruhestand, zudem steige die Fluktuation in den Betrieben, während der Arbeitsmarkt „nahezu leergefegt“ sei.
Den Blick ins Ausland gerichtet, haben dabei schon viele Unternehmen. Bereits heute rekrutieren 13,8 Prozent der Betriebe im Ausland, sagte Gadomski. Aber man muss nicht immer in die Ferne schweifen: Als eine weitere Möglichkeit nannte sie die Erhöhung des Frauenanteils in den Unternehmen, der derzeit bei 21,5 Prozent liege.
Die Dimensionen beim Arbeitskräftemangel könnten allerdings noch ganz andere werden, meinte Harald Kraus, Vorsitzender des Ausschusses für Personalwesen im VDV und Arbeitsdirektor des Dortmunder Verkehrsunternehmens DSW21. Er meinte, man werde sich in ein paar Jahren von den „guten alten Zeiten sprechen“, wenn man sich über die Personalgewinnung im Jahr 2023 unterhalte.
Autor Thomas Burgert