Mit seinem Leistungskostengutachten legt der VDV erstmals eine detaillierte Prognose zum Finanzierungsbedarf des ÖPNV bis 2040 für jedes Bundesland vor. Für seine Analyse ließ der Verband zwei Szenarien entwerfen und die Kosten dafür berechnen. Im günstigeren Szenario wurde davon ausgegangen, dass der Sanierungsstau abgebaut, Bus und Bahn auf emissionsfreie Antriebe umgestellt und digitale Steuerungssysteme eingeführt werden. Das teurere Szenario rückte zusätzliche eine Angebotserweiterung in den Straßen- und Stadtbahnnetzen der Städte um 40 Prozent und ergänzende Rufbussysteme im ländlichen Raum in den Fokus.

Je nach Szenario steige dabei der jährliche Finanzierungsbedarf allein in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2040 auf 1,46 bis 2,02 Milliarden Euro. Das sei mehr als eine Verdopplung gegenüber heute. Hinzu komme die inflationsbedingte Steigerung, die sich bis 2040 auf 300 Millionen Euro beziffern ließe. Ohne gezielte Ausweitungen im Angebot drohe ein Rückgang bei der Nachfrage, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Für Sachsen-Anhalt bedeute dies, dass das Land dauerhaft zusätzliche und zweckgebundene Mittel bereitstellen müsse. 2025 läge der landeseigene Anteil an den ÖPNV-Ausgaben in Sachsen-Anhalt bei nur rund sechs Prozent, der Rest stamme überwiegend aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes.

 

VDV fordert gemeinsamen Finanzierungspakt

Nur wenn Bund, Länder und Kommunen gemeinsam handelten, könne der ÖPNV in Sachsen-Anhalt zukunftsfest aufgestellt werden, so der VDV. Der Verband fordert deshalb die schnelle Umsetzung des Modernisierungspakts, bezüglich dessen sich eine Absichtserklärung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung finde. Das Ziel müsse dabei auf qualitativ bessere und zahlreichere Angebote im ÖPNV fokussiert werden.

„Wir können mit der Umsetzung des Deutschlandangebots für Sachsen-Anhalt einen ÖPNV schaffen, der alle Menschen in allen Teilen des Landes bestmöglich mit öffentlicher Mobilität versorgt“, meint VDV-Geschäftsführer Alexander Möller. Als Herausforderungen für Bus und Bahn sieht er mehrere Faktoren an, darunter eine sanierungsbedürftige Infrastruktur, Fach- und Arbeitskräftemangel, zunehmende Ausfälle und Abbestellungen sowie eine unzureichende Finanzierung. Nach VDV-Ansicht trage ein schlechter werdendes ÖPNV-Angebot in der Wahrnehmung der Menschen dazu bei, die Funktionsfähigkeit des Staates bei der Daseinsvorsorge kritisch zu hinterfragen. Laut VDV decken die Einnahmen durch Fahrkarten nur zu 25 Prozent in Sachsen-Anhalt die Kosten des ÖPNV.