In zwei Szenarien – dem „Modernisierungsszenario“ und dem vom VDV selbst als „ambitioniert“ bezeichneten „Deutschlandangebot“ – zeige die Branche, wie ein zukunftsfähiger ÖPNV für alle Regionen erreichbar sei, heißt es vonseiten des VDV. Zentrale Voraussetzung sei eine erhöhte und über 15 Jahre planbare Finanzierung durch Bund und Länder.
„Die Situation im ÖPNV ist vielerorts angespannt: steigende Kosten, Fachkräftemangel und ein massiver Modernisierungsstau gefährden die Qualität und Quantität des Angebots“, kritisiert VDV-Präsident Ingo Wortmann. „Mit den heute zur Verfügung stehenden Geldern ist nicht mehr möglich, daher kann es kein ‚Weiter so‘ geben.“ Aktuell finanzieren Bund, Länder und Kommunen den deutschen ÖPNV mit jährlich rund 26 Milliarden Euro. Das Gutachten, das der VDV bei den Beratungsunternehmen Ramboll, PwC und Intraplan in Auftrag gegeben hat, beziffert, was zusätzlich investiert werden müsste. Demnach käme das „Modernisierungsszenario“ zur Sicherung und qualitativen Verbesserung des heutigen ÖPNV-Angebots mit im Schnitt 1,44 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr aus. Für das „ambitionierte“ Deutschlandangebot müssten es hingegen schon durchschnittlich 3,36 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr sein, um einen umfassenden Ausbau in Fläche und Taktung mit erheblichem Fahrgastzuwachs erzielen zu können.
„Wer ein leistungsfähiges, flächendeckendes und sicheres Angebot will, muss heute die Weichen dafür stellen“, so Wortmann. „Mit dem Deutschlandangebot zeigen wir, was möglich ist – mehr Linien und flexible Angebote, kürzere Takte, besser erreichbare Regionen. Dafür braucht es aber den politischen Willen und entsprechende Finanzmittel.“
Gutachten soll als Grundlage für den ÖPNV-Modernisierungspakt gelten
Ziel des Gutachtens sei es, eine fachlich fundierte Grundlage für den von der Bundesregierung angekündigten ÖPNV-Modernisierungspakt zu liefern und sich dabei an den Zielen des Koalitionsvertrags zu orientieren, so der VDV. Beide Szenarien setzten auf Digitalisierung, emissionsfreie Antriebe, Automatisierung und effiziente Strukturen in den Verkehrsunternehmen. Während das Modernisierungsszenario vor allem den Status quo sichern und qualitativ verbessern solle, gehe das Deutschlandangebot darüber hinaus, indem es neue Kapazitäten schaffe und die Erschließung im gesamten Bundesgebiet unabhängig vom Wohnort verbessere.
„Wir reden nicht über ÖPNV de luxe, sondern über flächendeckend funktionierende Daseinsvorsorge und die Erreichung von Klimaschutzzielen im Verkehrssektor. Öffentliche Mobilität muss zuverlässig, sicher und für alle bezahlbar sein – und das überall“, betont der VDV-Präsident. „Mit dem Gutachten legen wir ein realistisches und gleichzeitig ambitioniertes Konzept vor, wie das bis 2040 gelingen kann.“ Der VDV weist dabei darauf hin, dass auch die Branche selbst der Politik garantiert, einen wesentlichen Eigenbeitrag zu leisten: durch mehr Effizienz, Standardisierung und bessere Strukturen in Betrieb und Verwaltung. Das aber müsse finanziert werden. „Wir wissen, dass vor uns als Branche viel Arbeit liegt“, so Wortmann. „Die Ziele aus den Szenarien zu erreichen, entspricht unserem Selbstverständnis. Wir sind bereit dazu, den Weg der Transformation konsequent weiterzugehen. Den dafür notwendigen Rahmen muss die Politik jetzt setzen.“