Fernbuskongress des WBO und des Industrie- und Handelskammertags Baden-Württemberg in Mannheim (Foto: WBO)
Fernbuskongress des WBO und des Industrie- und 
Handelskammertags Baden-Württemberg in Mannheim
(Foto: WBO)

Der Fernbusmarkt wird sich auch zukünftig dynamisch entwickeln. Das sagen übereinstimmend die Akteure des Fernbusmarktes.

Die Fernbusunternehmen planen mehrheitlich ihr Streckennetz auszuweiten. Auch die meisten Haltestellenbetreiber wollen, dass die Infrastruktur nachzieht. Die Haltestellen sollen sowohl vergrößert als auch an geeignetere Standorte verlagert werden. Diese Kernaussagen basieren einer bundesweiten Umfrage, welche der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWHIK) gemeinsam mit dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) durchgeführt hat.

„Die weiteren Expansionspläne der Fernbusunternehmen zeigen das Vertrauen, das in den noch relativ neuen Fernbusmarkt gesetzt wird. Erfreulich ist auch, dass die Betreiber der Fernbushaltestellen mehrheitlich aktiv werden und sich den infrastrukturellen Herausforderungen stellen. Dies bestätigt den Stellenwert und die zunehmende Akzeptanz der Fernbusse, auch von kommunaler Seite“, bewertet Dr. Gerhard Vogel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar und Federführer Verkehr für alle baden-württembergischen IHKs, die zentralen Ergebnisse der Umfrage.

Die rasante Entwicklung des Fernbusmarktes spiegelt sich vor allem in den Abfahrtszahlen an den Fernbushaltestellen wider. Laut Umfrage liegt der Spitzenwert bei ca. 4.000 Abfahrten pro Woche, d. h. über 20 Fernbusse pro Stunde bzw. ein Bus alle drei Minuten. Die Umfrage erfasst alle Haltestellenbetreiber mit zumindest 100 Abfahrten pro Woche. Mit 24 von 67 Betreibern haben wir einen Rücklauf von 36 % zu verzeichnen.


„Die Infrastruktur der Fernbushaltestellen muss zukünftig angepasst werden und darf nicht länger hinter den Anforderungen der Fernbusunternehmen zurückbleiben. Diese investieren viel Geld und erwarten, dass die Haltestellen rasch und adäquat weiterentwickelt werden, auch aus Kundensicht“, mahnt Klaus Sedelmeier, Vorsitzender des WBO. So bemängelt die deutliche Mehrheit der befragten Fernbusunternehmen insbesondere die unzureichende Ausstattung der Haltestellen. Häufig werden u. a. Entsorgungsmöglichkeiten für die Bustoiletten gefordert. Dabei zeigt die Umfrage, dass die Fernbusunternehmen und Haltestellenbetreiber grundsätzlich ähnliche Vorstellungen von der optimalen Ausstattung einer Fernbushaltestelle haben. Übereinstimmend sprechen sich alle Befragten prioritär für einen „Fahrplanaushang“, eine „Überdachung“ sowie eine gute „ÖPNV-Anbindung“ aus.

Auch die Barrierefreiheit wird mehrheitlich als sehr wichtig bewertet. Die mehrfach geäußerten Wünsche der Fernbusunternehmen nach einer „Beschilderung zur Haltestelle“ sowie nach „WC-Anlagen“ werden von den Haltestellenbetreibern bisher zu wenig berücksichtigt. Was die Lage betrifft, liegen die meisten Fernbushaltestellen zentral am Hauptbahnhof bzw. im Stadtzentrum. Dieser Status Quo entspricht auch dem mehrheitlichen Wunsch der Fernbusunternehmen.


„Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Kommunikation bzw. der Austausch zwischen den Fernbusunternehmen und den Haltestellenbetreibern, insbesondere den kommunalen, verbesserungswürdig ist“, betont Vogel. So stimmen die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Akteure nicht immer überein. Während die Haltestellenbetreiber bei den Fernbusunternehmen eine recht hohe Zufriedenheit mit den Haltestellen vermuten, sind diese tatsächlich eher weniger zufrieden. Die Fernbusunternehmen sind dabei nicht nur mit der Ausstattung der Haltestellen unzufrieden. Viele vermissen bei den kommunalen Haltestellenbetreibern auch generell das Interesse am Fernbus.


„Unterschiede zeigen sich auch bei der Frage, wer für die Finanzierung der Fernbushaltestellen aufkommen soll“, erläutert Sedelmeier. Bisher wird der Großteil der Haltestellen über öffentliche Mittel finanziert. Dies soll sich zukünftig ändern. Viele kommunale Betreiber planen, demnächst Nutzungsgebühren an den Haltestellen einzuführen. Die Mehrheit der Fernbusunternehmen beteiligt sich bereits heute über die Nutzungsgebühren an der Finanzierung. Sie sind noch unentschlossen, ob sie sich auch zukünftig finanziell beteiligen werden. Insbesondere die regionalen Partner, welche für die Anbieter der Fernbuslinien mit eigenen Bussen und eigenem Personal fahren, sind immer weniger dazu bereit. Sie sehen eher die Kommunen in der Pflicht.