Beim gestrigen Treffen von Vertretern der Politik und 30 Oberbürgermeistern im Kanzleramt in Berlin wurde erörtert, wie sich die Luftqualität in den Städten verbessern lässt. Der Bund will die Kommunen bei der Umsetzung von Verkehrskonzepten und der Umrüstung des öffentlichen Nahverkehrs mit weiteren 500 Millionen Euro unterstützen.

In diesem Zusammenhang wies Berlins Regierender Bürgermeister Müller daraufhin, dass die Hauptstadt 200 Elektrobusse bestellt habe, diese aber so schnell nicht verfügbar seien.

Doch nach Einschätzung eines Branchenfachmanns ist eine Umrüstung aller öffentlichen Stadtbusse in Deutschland auf Technik für deutlich geringere Stickoxidwerte (NOx) kurzfristig möglich. Sie würde rund 150 bis 200 Millionen Euro kosten, sagte der Geschäftsführer des Umrüsters Twintec, Winfried Dölling. „Die nötigen Systeme sind für viele Busse entwickelt. Bis 2019 könnte man das Programm komplett ausrollen.“ Dieselbusse erzeugen laut Dölling ein Zehntel des NOx-Ausstoßes im städtischen Verkehr, obwohl ihr Anteil am Fahrzeugbestand nur zwei Prozent beträgt.

Dölling geht bei seiner Kalkulation von 17.000 bis 19.000 Bussen in größeren deutschen Städten aus, von denen 12.000 bis 15.000 nachrüstfähig seien. Der Einzelpreis für den Umbau liege bei größeren Stückzahlen bei 15.000 bis 16.000 Euro. Insgesamt gibt es in Deutschland in größeren Städten und ländlichen Gebieten nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) 36.000 Linienbusse. Jedoch sei zu bedenken, dass Busse wegen der starken Beanspruchung im Schnitt nur gut acht Jahre hielten, sagte ein VDV-Sprecher. Deshalb lohne sich der Umbau älterer Fahrzeuge möglicherweise nicht mehr.

Twintec ist eines von wenigen Unternehmen in Deutschland, die Dieselbusse mit Adblue-Einspritzung zur Verringerung des Stickoxid-Ausstoßes nachträglich umbauen können. Die Firma aus Königswinter hat bereits in Aachen und Paderborn entsprechende Aufträge umgesetzt und bietet derzeit für den Umbau von 180 Stadtbussen in Berlin.