Aktuell liegen die Zahlen für fünf von sechs Monaten des laufenden Jahres – Mai bis September – vor. Dabei ist zwar die Aufenthaltsdauer der Tirol-Besucher gegenüber 2022 um 0,2 Tage auf 3,6 Tage zurückgegangen. Sie liegt damit aber zumindest wieder auf demselben Niveau wie vor der Corona-Pandemie (2019). Die Gästeankünfte in der Sommersaison 2023 insgesamt sind in Tirol jedoch um 5,9 Prozent auf 5,7 Millionen gewachsen, die Übernachtungen sogar um 1,6 Prozent auf 20,5 Millionen. Das sei mithin der höchste Wert seit 1993. Damals wurden im Zeitraum Mai bis September 20,7 Millionen Übernachtungen gezählt.

„Viel wichtiger als das quantitative Ergebnis ist die wirtschaftliche Entwicklung“, freut sich Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber bei der Vorstellung der Zahlen. Die Wertschöpfung in der Sommersaison habe nach einer ersten Berechnung des MCI Tourismus 2,41 Milliarden Euro betragen. Das seien inflationsbereinigt 1,9 Prozent mehr als im Sommer 2022 und 3,2 Prozent mehr als im Sommer 2019. Dieses Ergebnis spiegele sich auch in einer repräsentativen Befragung von Tiroler Beherbergungsbetrieben wider: 59 Prozent der befragten Unternehmen zeigten sich hier mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Sommersaison 2023 zufrieden, 27 Prozent gaben an, sogar „sehr zufrieden“ zu sein. Eine aktuelle Auswertung der Tirol Werbung, für die mittels Künstlicher Intelligenz mehr als 20.000 Gästebewertungen auf Onlineplattformen analysiert wurden, bestätigt die Angaben der Unternehmen: 84 Prozent der Bewertungen waren positiv, 13 Prozent negativ, drei Prozent neutral.


Besucher aus Deutschland bilden Fundament des Tirol-Tourismus

Von den 11,9 Millionen Übernachtungen in Tirol gingen von Mai bis September 2023 stolze 58 Prozent auf Gäste aus Deutschland zurück. Österreicher machten zwei Millionen Übernachtungen aus, 0,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein geringes Wachstum gab es im für Tirol drittwichtigsten Markt, den Niederlanden: Die 1,7 Millionen Übernachtungen von Holländern bedeuteten ein Plus von 0,7 Prozent und fingen den Rückgang bei den österreichischen Gästen auf. Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Tiroler Gäste, die in Tirol bleiben, um Urlaub zu machen. Die Geschäftsführerin der Tirol Werbung, Karin Seiler, sagte dazu, dass Tirol mittlerweile die wichtigste Herkunftsregion unter den österreichischen Bundesländern sei und mit knapp 400.000 Übernachtungen im bisherigen Sommer selbst vor Märkten wie Frankreich mit 364.000 oder Großbritannien mit 301.000 Übernachtungen liege.

Laut Seiler zeige die aktuelle Tourismusstatistik auch, dass die Strategieentwicklung hin zu einem ausgeglichenen Ganzjahrestourismus durch Entzerrung der Saisons Früchte trage. So hätten beispielsweise die touristischen Randzeiten zugelegt: Im Frühsommer 2023 (Mai und Juni) gab es mit 5,0 Millionen Übernachtungen ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, mit 3,6 Millionen Übernachtungen im September einen Zuwachs von 3,0 Prozent. Für die Betriebe brächten die Zuwächse zugegebenermaßen auch Schwierigkeiten mit sich, denn der Mangel an qualifiziertem Personal ist auch im Tiroler Hotelgewerbe Dauerthema. „Zudem sorgen die Kostenexplosionen bei Wareneinsätzen, Energie und Löhnen für sehr große Herausforderungen“, verriet der Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Tirol, Franz Staggl. „Die Tourismuswirtschaft ist überproportional stark von der Teuerung betroffen und muss versuchen, diese massiv gestiegenen Kosten in ihre Preise einzukalkulieren.“ Eine Balance zwischen notwendigen Preisanpassungen und der Zahlungsbereitschaft der Gäste herzustellen, sei „ein Drahtseilakt“.

Prognose: Der Winter kann kommen

Laut Tourismusbarometer haben drei Viertel der Betriebe in Tirol eine gleich gute oder sogar bessere Buchungslage als in der Wintersaison 2022. Auch hier basieren die höchsten Erwartungen auf Gästen aus Deutschland. 45 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. 28 Prozent erwarten ein Umsatzplus, rund ein Fünftel rechnet mit Einbußen bei den Umsätzen. Vor dem Hintergrund des in vielen Bereichen beobachtbaren „vorsichtigen Ausgabeverhaltens“ der Menschen rechnet auch der Tirol-Tourismus mit zusätzlichen Herausforderungen. Zumal sich das „Ausgabeverhalten“ auf zahlreiche nachgelagerte Wirtschaftsbereiche auswirke und somit Einfluss auf die regionale Wertschöpfung insgesamt habe.

Darüber hinaus bleibe das Thema Nachhaltigkeit im Fokus der touristischen Entwicklung in Tirol, betont Tirol Werbung-Geschäftsführerin Seiler, sieht das Land aber „auf einem guten Weg“. Das zeige das Ergebnis beim jährlichen Nachhaltigkeitsvergleich, dem sogenannten GDS-Benchmark. Tirol ist dabei zum dritten Mal in Folge unter den Top-15-Regionen gelandet unter insgesamt 100 Destinationen weltweit.

 

Die Welt in den Tiroler Bergen sieht sofort ganz anders aus.                 Foto: Pixabay/janka00simka0