Der Zeitraum von Mai bis September repräsentiert in Tirol rund 90 Prozent der gesamten Sommernächtigungen. Nach fünf von sechs Monaten der aktuellen Saison weist Tirols Tourismusstatistik 20,8 Millionen Übernachtungen aus. Damit haben diese gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent zugenommen. Ebenfalls positiv habe sich die Gästezahl entwickelt, meldet Tirol Tourismus: 5,9 Millionen Ankünfte ergeben ein Plus von 3,7 Prozent. Einen Wermutstropfen stelle die Aufenthaltsdauer dar: Mit durchschnittlich 3,5 Tagen seien die Urlauber in der bisherigen Sommersaison um 0,1 Tage weniger lang geblieben als im Vorjahr. „Die Gäste verreisen öfter und bleiben kürzer“, resümiert Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber.
Zufrieden stimme ihn der Blick auf die wirtschaftliche Bilanz: „Gute Zahlen bei Nächtigungen und Ankünften sind erfreulich, eine positive Entwicklung bei der Wertschöpfung ist hingegen essentiell“, so Gerber. Letztere habe nach einer ersten Berechnung des MCI Tourismus auf 2,63 Milliarden Euro zugenommen. Das entspreche einem inflationsbereinigten Wachstum von 2,0 Prozent, das sich im Ergebnis mit dem saisonalen Tourismusbarometer decke, einer repräsentativen Umfrage unter Tirols Unterkunftsbetrieben. Darin zeigten sich 63 Prozent der befragten Betriebe mit dem wirtschaftlichen Erfolg in der aktuellen Sommersaison „zufrieden“, 20 Prozent sogar „sehr zufrieden“. Lediglich zwölf Prozent zeigten sich „nicht zufrieden“. Die Zahlen dürften dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche nach wie vor mit einem ganzen Konglomerat an Herausforderungen konfrontiert sei, darunter auch die weiterhin steigenden Kosten, betont Gerber.
„Fels in der Brandung“
Trotz allem bleibe der Tourismus in Tirol ein „Fels in der Brandung“ aller wirtschaftlichen Herausforderungen. Weitsicht für die zukünftige Entwicklung sei trotzdem gefragt. Wenn Tirols Tourismus weiterhin diese stabilisierende Rolle für die heimische Wirtschaft spielen soll, brauche es eine Anpassung des Märktespektrums. „Die Nahmärkte werden auch in Zukunft die Basis für unseren Tourismus bieten“, meint der Tourismuslandesrat. „Um beispielsweise Aufenthaltsdauer und Wertschöpfung zu steigern sowie Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren, dürfen wir durchaus etwas internationaler denken.“ Dafür sei es wichtig, den Flughafen Innsbruck nachhaltig abzusichern, um möglichst breit aufgestellt zu sein.
Die Nahmärkte bilden das Fundament für Tirols Tourismus: Die Übernachtungen von Gästen aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz liefern zusammen 80 Prozent der gesamten Übernachtungen im bisherigen Sommer. Ein Plus von 1,5 Prozent auf 11,9 Millionen Übernachtungen zeigt der deutsche Markt. Österreichische Gäste nächtigten zwei Millionen Mal – ein Plus von 0,6 Prozent. Einen Zuwachs von 2,4 Prozent liefert der Markt Niederlande mit 1,7 Millionen Nächtigungen. Einen Rückgang um 0,7 Prozent auf eine Million Nächtigungen verzeichnet Tirols Tourismus in der bisherigen Sommersaison aus der Schweiz.
„Besonders freut uns, dass das Interesse der Tirolerinnen und Tiroler an Urlaub im eigenen Land weiterhin steigt“, sagt Tirol Werbung-Marketingleiter Patricio Hetfleisch. 400.000 Übernachtungen Einheimischer bedeuten ein leichtes Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit sei Tirol nicht nur die wichtigste Herkunftsregion innerhalb der österreichischen Bundesländer, sondern liege auch vor Märkten wie Frankreich (350.000 Übernachtungen) oder dem Vereinigten Königreich (330.000 Übernachtungen). „Zudem zeigt die aktuelle Bilanz, dass die in der Tourismusstrategie Tiroler Weg forcierte Entwicklung hin zu einem ausgeglichenen Ganzjahrestourismus Früchte trägt“, so Hetfleisch. Im Frühsommer 2025 (Mai und Juni) gab es mit 5,3 Millionen Übernachtungen ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, mit 3,5 Millionen Übernachtungen im September eines von 5,4 Prozent.
„Ertragslage bleibt herausfordernd“
Ambivalent fällt die Analyse von Alois Rainer, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, zur bisherigen Sommersaison aus. „Die aktuellen Zahlen belegen, wie leistungsfähig unsere Tourismusbetriebe sind und wie attraktiv und konkurrenzfähig unser Angebot am internationalen Markt auftritt“, räumt er ein. Die Ertragslage könne damit aber nicht Schritt halten. „Aufgrund der weiterhin wachsenden Kosten bleibt unterm Strich vielfach zu wenig übrig.“ Das belege auch das Tourismusbarometer: Ein Drittel der befragten Betriebe gab an, die gestiegenen Kosten bisher komplett an die Gäste weitergeben zu können, 40 Prozent gelang dies teilweise und einem guten Viertel gar nicht. „Hier zeigt sich die zunehmende Sparneigung der Gäste“, so Rainer. Im Vorjahr hätten noch 43 Prozent der Betriebe angegeben, die gestiegenen Kosten komplett an ihre Gäste weitergeben zu können.
Für die Wintersaison zeichnet sich derzeit eine gute Nachfrage ab. Laut Tourismusbarometer berichten 82 Prozent der Befragten von einer gleich guten oder sogar besseren Buchungslage als im Vorjahr, nur 16 Prozent beurteilen diese als schlechter. 57 Prozent der Betriebe gehen laut Tourismusbarometer davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. Knapp 30 Prozent rechnen mit einem Umsatzplus, nur elf Prozent erwarten Einbußen bei den Umsätzen.