Zum „geänderten Fahrverhalten der Menschen“ gehört offenbar auch, dass kaum noch jemand „schwarz“ fährt. Rund 99 Prozent der Kunden steige inzwischen mit einem gültigen Fahrschein ein, berichtet die dpa. Im Schnitt bezahlten Fahrgäste laut BVG mittlerweile nur noch drei Tickets pro Tag und Bus mit Bargeld. Der Abschied von der klingenden Münze entlaste zudem die Busfahrer, da für sie die Kassenabrechnung und das Mitführen von Bargeld wegfalle.

Die Bargeldlosigkeit soll aber den Fahrgästen Erleichterungen bringen. Kunden, die weder Deutschlandticket, Berlin-Abo oder andere Zeitkarten haben, können beim Busfahrer mit Giro- und Kreditkarten oder digitalen Diensten wie Apple und Google Pay zahlen. Fahrkarten-Automaten funktionieren dennoch bis auf weiteres mit Bargeld.

Außerdem hat die BVG eine wiederaufladbare Guthabenkarte aufgelegt. Erhältlich ist diese in den BVG-Kundenzentren und 900 Lotto-Annahmestellen in der Hautstadt. Geplant wird zudem ein Vertriebsnetz mit neuen Kooperationspartnern wie Einzelhändlern und Tankstellen.  

 

Maßnahme erntet Zuspruch und Ablehnung

Die Senatsverwaltung für Mobilität und Verkehr begrüßt die Bargeldabschaffung. Kritik kommt aus dem Abgeordnetenhaus von Linken und AfD. „Es gibt nach wie vor Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters nicht mit Girokarte oder Smartphone zahlen können oder wollen“, so der Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg. „Wer will, dass Busfahrerinnen und Busfahrer nicht mehr mit Bargeld hantieren müssen, um sie zu entlasten, sollte daher für ein flächendeckendes Netz an Verkaufsstellen und Automaten für Tickets sorgen.“ Der AfD-Verkehrspolitiker Rolf Wiedenhaupt argumentiert ähnlich: „Mit der Abschaffung der Barzahlung in Bussen werden hauptsächlich alte Menschen, aber auch Touristen und Spontanfahrer benachteiligt.“ Außerdem sei die Maßnahme ein weiterer Schritt in Richtung Komplettabschaffung des Bargeldes, was die AfD kategorisch ablehne. „Wenn die BVG die Busfahrer entlasten will“, meint Wiedenhaupt, „muss sie die Busse zumindest mit kleinen Fahrscheinautomaten ausstatten, damit die Fahrgäste ihre Tickets auch weiterhin bar bezahlen können.“

Der CDU-Verkehrspolitiker Johannes Kraft hingegen hält die Argumentation der BVG für schlüssig und die Entscheidung in Abwägung der Vor- und Nachteile für nachvollziehbar. Er hätte sich jedoch mehr Vorlaufzeit gewünscht, da eine Ankündigung vier Wochen vorher „schon recht kurzfristig“ sei. Kraft drängt zudem auf eine „proaktive Kommunikation“ der BVG in Bezug auf die Neuerung: Ab sofort müsse jeder Fahrgast, der im Bus ein Ticket bar kaufe, vom Fahrer darauf hingewiesen werden, dass damit ab 1. September Schluss sei. Eine vorübergehende Kulanzregelung, wonach Fahrgäste, die bar bezahlen wollten, ausnahmsweise auch so mitgenommen würden und auch gleich eine BVG-Guthabenkarte zum Aufladen mitbekämen, sei ratsam.

 

Informationskampagne angekündigt

Die BVG hat bereits versichert, ihre Fahrgäste in den kommenden Wochen umfangreich über die Bargeldabschaffung aufzuklären. Geschehen soll das u.a. über die digitalen Anzeigetafeln, auf der Webseite, in sozialen Medien und BVG-App sowie in Bussen und Kundenzentren. Dass die BVG die Maßnahme jetzt gewagt hat, läge auch an den Erfahrungen aus der Coronazeit, heißt es aus dem Unternehmen. 2020 hatte die BVG das Bargeld auch schon einmal aus den Bussen verbannt, 2023 diese Bezahlart aber wieder eingeführt. 

Momentan verfügt die BVG nach eigenen Angaben rund 1,2 Millionen Abonnenten, Zeitkarten nutzen ca. 1,8 Millionen Berliner. Durch das Deutschlandticket sind darüber hinaus auch viele Berlin-Touristen mit einem Ticket ausgestattet. Gelegenheitskunden kaufen ihr Ticket an Verkaufsstellen, Automaten oder per App – nur fünf Prozent dieser Klientel bezahlt seinen Fahrschein im Bus.