Die Erhöhung sei in mehreren Phasen umgesetzt worden und habe ihre letzte Stufe erst im Oktober 2024 erreicht, womit dieser historische Tarifabschluss ein Zeichen des Engagements für faire und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen in Thüringens privatem Omnibusgewerbe sei. Mit der Umsetzung der Lohnanpassungen wolle der MDO seine Verpflichtung bekräftigen, die wertvolle Arbeit der Mitarbeiter in den Thüringer Omnibusbetrieben angemessen zu honorieren. Dem TVR komme eine Leitfunktion im Thüringer Regionalverkehr zu.
Dennoch erschwerten gleich mehrere Faktoren, die die Tarifparteien nicht beeinflussen könnten, die bevorstehenden Verhandlungen. Das begründe erhebliche Herausforderungen, heißt es von Seiten des MDO. Eine schwächelnde Konjunktur mit sinkendem Bruttoinlandsprodukt, Steuerausfällen und massiver Schieflage bei zahlreichen Konzernen und Firmen führe zu erheblichen „Löchern“ durch fehlende Steuereinnahmen bei den für die Finanzierung des ÖPNV wichtigen kommunalen Haushalten. Hinzu komme, dass die Regelungen zur Preisfortschreibung der bereits vor Corona und der Energiekrise geschlossenen Verkehrsverträge und öffentlichen Dienstleistungsaufträge (ÖDA) zur Beauftragung der Verkehrsunternehmen auf heute untauglichen Indizes basierten. Da diese Indizes die aktuelle Entwicklung der Kosten, insbesondere der Personalkosten nicht widerspiegelten, schöben die Verkehrsunternehmen eine unausgeglichene Finanzierungslücke von 14 bis 20 Prozent vor sich her.
ÖPNV muss wirtschaftlich darstellbar sein
Bereits Mitte des Jahres hatte der MDO das zuständige Ministerium und die kommunalen Auftraggeber auf diese grundsätzliche, bundesweite bekannte Fehlentwicklung aufmerksam gemacht. Angesichts der Tatsache, dass die Fahrpreise im öffentlichen Personennahverkehr politisch bestimmt und durch die Unternehmen nicht direkt an die gestiegenen Kosten angepasst werden könnten, bedürfe es dringend probater Lösungen für die Anpassung der Leistungsvergütung bei den Verkehrsunternehmen. Die Umsetzung eines „Thüringenindex“, analog zu etablierten Modellen in anderen Bundesländern, stehe vor diesem Hintergrund mit der neuen Landesregierung ebenfalls noch aus.
Der MDO appelliert, dass es in dieser angespannten Situation konstruktive Verhandlungen mit Augenmaß, Entgegenkommen und Ausdauer bedürfe, um den Interessen der Mitarbeiter und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Unternehmen gerecht werden zu können. Die bevorstehende Tarifrunde dürfe nicht als „Nullrunde“ beendet werden, wenn der öffentliche Auftrag, den ÖPNV im Land sicherzustellen, wirtschaftlich darstellbar erfüllt werden solle.