Verdi-Verhandlungsführerin Hanna Binder sagte am Donnerstag (09. September 2021) in Stuttgart, die unbezahlten Standzeiten der Busse seien eine Subvention der Ticketpreise durch Gehaltsverzicht der Fahrer. Die Arbeitgeber seien in sechs Verhandlungsrunden nicht bereit gewesen, diesen untragbaren Zustand noch vor den Sommerferien anständig zu regeln. „Wir setzen darauf, dass die Streiks nächste Woche die Arbeitgeber endlich zum Einlenken bewegen.“

Kritik am Vorgehen der Gewerkschaft kam vom Verband Baden-Württembegischer Omnibusunternehmer ( WBO): „Diese Ankündigung zeigt wieder einmal, dass Verdi mit einem Tunnelblick unterwegs ist“, so WBO-Verhandlungsführer Horst Windeisen. Der Streik werde ausschließlich auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen. Und das, obwohl die Coronapandemie wieder an Fahrt aufnehme und die ÖPNV-Nutzer nach wir vor sehr zurückhaltend seien. „Verdi sucht sich die Schwächsten in der Kette - die Schülerinnen und Schüler - zu Schulbeginn aus, um Druck aufzubauen", sagte Yvonne Hüneburg, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes. Das Verhalten der Gewerkschaft sei ein Unding, zumal es vor der Sommerpause zeitlich nicht gereicht habe, den Manteltarifvertrag abschlussreif zu verhandeln.

Aufgerufen zum Arbeitskampf seien zunächst Beschäftigte in rund 20 Betrieben im ganzen Land. Betroffen seien unter anderem Heidenheim, Karlsruhe, Reutlingen, Plochingen, Göppingen, Geislingen, Schwäbisch-Hall, Ellwangen, Crailsheim, Ludwigsburg und Waiblingen.

Die Verhandlungen in dem Tarifkonflikt sollen am 21. und 22. September fortgesetzt werden. In den Sommerferien gab es keine größeren Aktionen, die gravierenden Auswirkungen hatten. Verdi hatte bereits Anfang Juli den Weg für einen unbefristeten Arbeitskampf frei gemacht. In einer Urabstimmung hatten 97,9 Prozent der beteiligten Mitglieder für mögliche Arbeitskampfmaßnahmen gestimmt. Zuvor war es bereits zu mehreren Warnstreiks gekommen. Strittig sind in dem Tarifstreit unter anderem Pausenregelungen sowie Nacht- und Sonntagszuschläge. Der Ausgang der Verhandlungen hat Auswirkungen auf rund 9.000 Busfahrer im Südwesten.

„Wir setzen nach wie vor auf eine vertragliche Stufenregelung über eine Laufzeit von fünf Jahren hinweg“, betont Yvonne Hüneburg. Sie macht klar, dass der WBO nach wie vor nur für eine Paketlösung zu haben ist. „Jetzt ist es Verdi, Kompromissbereitschaft zu zeigen – und zwar am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße“, so Hüneburg. „Im Interesse der Fahrgäste, der Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“