Ein neuer Warnstreik hat am Mittwoch (04.03.) den Busverkehr in Schleswig-Holstein beeinträchtigt. Verdi-Streikleiter Karl-Heinz Pliete sprach von großen Auswirkungen, die im Land aber offenkundig sehr unterschiedlich ausfielen. Betroffen von der fünftägigen Aktion sind nur private Unternehmen. Zum Teil waren Notfallfahrpläne in Kraft, besonders auch für Schüler. Die Autokraft hatte auf ihrer Homepage Einschränkungen für die Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und Steinburg angekündigt. Für Nordfriesland hieß es, der gesamte Linien- und Schülerverkehr falle fast vollständig aus.

Unterdessen einigten sich Verdi und der Omnibus Verband Nord (OVN) auf den nächsten Dienstag (10.03.) als neuen Verhandlungstermin in dem festgefahrenen Tarifkonflikt. Er habe eine gewisse Hoffnung, dass es zu einer Einigung kommen kann, sagte OVN-Geschäftsführer Joachim Schack der Deutschen Presse-Agentur. Verdi habe zugesagt, dass parallel zu den Verhandlungen nicht gestreikt werde.

Die Fahrer erwarteten einen ähnlichen Abschluss wie für die Kollegen in den kreisfreien Städten Kiel, Lübeck, Neumünster und Flensburg, sagte Verdi-Streikleiter Pliete. „Wenn der OVN dazu bereit ist, werden wir auch einen Abschluss hinkriegen.“ Die Fahrer der kommunalen Unternehmen in den genannten Städten erhalten rückwirkend zum 01. Januar 140 Euro im Monat mehr. Vom 01. Juni 2021 an gibt es noch einmal 115 Euro mehr.

Das jüngste OVN-Angebot reicht Verdi nicht aus. Es sieht eine Lohnerhöhung von insgesamt 200 Euro in vier Stufen bei einer Laufzeit von 30 Monaten vor. Dieses Angebot führt laut OVN zu einem monatlichen Grundlohn von mehr als 2.800 Euro im Linienverkehr. Damit bekämen die Fahrer im Norden weiterhin den zweithöchsten Lohn nach Baden-Württemberg. Schon dieses Angebot könnten die Unternehmen nicht refinanzieren. Verdi fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um zwei Euro pro Stunde rückwirkend zum 01. Januar. Laut OVN entspräche dies einer Erhöhung von 14 Prozent, was wirtschaftlich nicht machbar sei.

„Für uns steht außer Frage, dass unsere Beschäftigten mehr Geld bekommen sollen“, erklärte Geschäftsführerin Tina Trautwein vor Beginn des neuen Warnstreiks. „Wir hoffen weiterhin gemeinsam mit dem OVN auf eine tragfähige Einigung am Verhandlungstisch.“

Er beobachte ein allmähliches Bröckeln der Streikfront, sagte OVN-Geschäftsführer Schack. Eine Reihe von Fahrern wäre mit dem Arbeitgeberangebot einverstanden. Sie sähen ein, dass die Unternehmen keine Luft mehr hätten. Die Touristikunternehmen litten auch unter der Stornierung von Reisen wegen des Coronavirus.

Verdi hatte die privaten Busunternehmen schon in der vorigen Woche vier Tage lang bestreikt. Der neue Warnstreik soll bis Sonntagabend dauern. Für Mittwoch hatte unter anderem die Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg mit Verdi einen Schülernotfallfahrplan erarbeitet. Auch die DB Regio Bus Nord GmbH und die Südwestholstein ÖPNV-Verwaltungsgemeinschaft der Kreise Dithmarschen, Pinneberg und Segeberg stellten einen Notfallfahrplan auf. Bei der Ahrensburger Busbetriebsgesellschaft im Kreis Stormarn fielen ebenfalls mehrere Linien komplett aus. Zum OVN gehören derzeit etwa 90 private Omnibusunternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit insgesamt rund 1.600 Bussen.

Tarifverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern erneut gescheitert

Im Streit um höhere Löhne bei den kommunalen Nahverkehrsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern wird auf Hilfe von außen gesetzt. Der Kommunale Arbeitgeberverband und die Gewerkschaft Verdi konnten sich am Dienstag (03.03.) in der fünften Verhandlungsrunde in Rostock nicht einigen, wie beide Seiten mitteilten. Demnach soll ein Schlichtungsverfahren eingeleitet werden.

Nach Verdi-Angaben soll der frühere Arbeitsrichter Tilman Anuschek die Schlichtungskommission leiten. Demnach solle es während des Schlichtungsverfahrens keine weiteren Warnstreiks geben. Der Arbeitgeberverband hatte nach eigenen Angaben eine monatliche Lohnerhöhung von 100 Euro rückwirkend zum 01. Januar angeboten. Dies seien 30 Euro mehr als noch bei der vierten Verhandlungsrunde. Die Arbeitgeberseite vermisse bei Verdi eine konstruktive Verhandlung, die den Bedingungen der Verkehrsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern entspreche.

Die Gewerkschaft Verdi verlangt für die landesweit rund 1.500 Mitarbeiter im Nahverkehr 2,06 Euro mehr Lohn pro Stunde, rückwirkend zum 01. Januar, und einen Angleichungsschritt an andere Tarifgebiete in Höhe von 100 Euro. Die Verdi-Forderungen wurden als „völlig überhöht“ zurückgewiesen, da sie eine Gehaltssteigerung von bis zu 20 Prozent bedeuten würde.

Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Wochen immer wieder zu Warnstreiks bei Busfahrern aufgerufen. Auch Straßenbahnen in Rostock standen still. Pendler und Schüler mussten sich in vielen Landkreisen auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Die Aktionen stießen wegen später Ankündigungen auf Kritik.