33. Tag der Bustouristik
33. Tag der Bustouristik

Nach dem 33. Tag der Bustouristik, 12. Januar 2015 in der Autostadt, ist vor dem 34. Tag der Bustouristik: 11. Januar 2016 in Bochum in Kooperation mit der Ruhr Tourismus GmbH.

Das verkündete der Initiator und Drehbuchautor des Tages der Bustouristik, RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf, nach Abschluss der Diskussion auf dem 33. Tag der Bustouristik in Wolfsburg zum Thema „Drehbuch Erlebnisreise“.

Auf der Bühne der Podiumsdiskussion fünf Drehbuchschreiber  – vom Musical, über die Kreuzfahrt bis zum Kloster – und einer, der mit dem Bus dann zu diesen Zielen fährt und auf das Drehbuch des Reiseziels noch das Drehbuch der Reise draufsatteln soll. Dieser eine war Dr. Uwe Lorenz,  Busunternehmer, Geschäftsführer von Eberhardt Travel in Dresden. Alle Beiträge für sich genommen waren informativ. Doch die Liaison zwischen dem Drehbuch Reiseziel und dem Drehbuch Busreise gelang nur selten. Alles wirkte mehr oder weniger voneinander abgekoppelt. Dennoch, es gab einiges Nachdenkenswerte.

Kirchen erzielen bessere Preise

Dieter Gauf legte in seinem Einführungsreferat den Schwerpunkt auf die Emotionalisierung des Reiseangebots. Es gehe darum, Erwartungen zu erfüllen, die durch TV-Serien, Musicals oder vom Hören-Sagen geschürt wurden. Auch persönliches Geltungsbedürfnis, das Erlebnis im Freundes- und Kollegenkreis zu präsentieren, sei ein nicht zu unterschätzendes Reisemotiv, dem es zu entsprechen gelte. Kirchliche Reiseveranstalter, so belegte Dieter Gauf mit Beispielen, erzielten bei ihren Reisen, ob an die Mosel oder nach Flandern, meist höhere Preise als normale Busreiseveranstalter. Der Themenbezug, die emotionale Tangente sorgten hier für Bindung.

Wann wird ein Ereignis zum Erlebnis?

Was normal ist, ist ein Ereignis. Was aus dem Normalen herausfällt, ist ein Erlebnis. „Wenn sich Dinge außerhalb der Norm bewegen“, so Klaus-Michael Machens, Präsident des Verbandes der Freizeitparks (VDFU), „fängt das Gehirn an zu arbeiten.“ Sinnreize machen ein Ereignis zum Erlebnis. Wenn man weiß, was die Kunden lesen, hören oder sehen, dann weiß man auch, wo man sie abholen kann. „Was möchten Sie gern?“, diese Frage sei der Schlüssel zum richtigen Angebot, so  Klaus-Michael Machens.

Die Aufführung ist ein Teil der Inszenierung

Michael Hildebrandt, Direktor Entwicklung und Strategie bei Stage Entertainment, schütte mit seinen Ausführungen ein Füllhorn von Anregungen zum Thema inszenierte Reiseerlebnisse aus. Der kleinste Teil der Inszenierung seien die Schauspieler auf der Bühne, die Inszenierung umfasse jedoch nicht nur das Stück selbst, sondern das ganze Drumherum. Das beginne beim roten Teppich. Stage hat jeden Abend 16.000 Sitzplätze in 10 Theatern zu füllen. „Erfolgreich sind wir nur“, so Hildebrandt, „ wenn wir Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen.“ Mittlerweile wird auch das Auslaufen einer Produktion inszeniert.

Im Kloster den Frieden erfahren

Gewinnbringend und rhetorisch vortrefflich der Vortrag von Pater Maximilian Krenn zum Thema „Geistliche Begegnungen wirksam zelebrieren“. Er lenkte den Fokus auf den Moment der Ruhe, auf das Zuhören.  Statt Versäumten nachzujagen, solle man sich den Luxus Stille gönnen. Echte Begegnung braucht Schweigen, die ständige Berieselung höhle den Menschen aus, so der Prior des Stifts Göttweig in Österreich. Resümee eines Klosterbesuchers: „Ich habe hier einen Frieden erfahren, den ich so noch nicht erlebt habe.“
Prof. Dr. Harald Bartl, Autor mehrerer Bücher zum Thema Reiseanimation, führte u.a. aus: „Die Organisation darf man dem Reiseleiter nicht anmerken, aber dass ihm die Arbeit Spaß macht, das darf man merken.“

Regenbögen kann man nicht organisieren, aber nutzen

Vom „Wow“-Gefühl sprach Dr. Uwe Lorenz, Geschäftsführer von Eberhardt Travel in Dresden. Gemeint ist damit das kleine Extra im Reiseprogramm. Organisiert oder spontan. Eberhardt Travel hat dieses „Wow“ zum Programm gemacht. Starke Bilder und Beispiele belegten das: Der Regenbogen unter den Wasserfällen, den man zwar nicht organisieren kann, aber den man nutzen muss, wenn er da ist. Die wackelige Hängebrücke, die Nebelwanderung , der Besuch von Dorffesten. Reiseleiter sollten adäquat bezahlt werden, damit sie nicht dem Zwang, etwas Dazuverdienen zu müssen, unterliegen. Alles wird im Internet nachbereitet und damit zur Vorbereitung für neue Reisen. Mathias Hirsch, Hirsch Reisen, warf ein, dass die Reiseleiter oft ihre Geheimtipps hüteten wie den Goldschatz der Inkas. Ja nichts dem Kollegen preisgeben. Die Diskussion zeigte, dass das ein Problem ist, dem wohl kaum beizukommen sei.

Vorurteile – Quell des neuen Konzepts

Richard J. Vogel, Geschäftsführender Gesellschafter der DSR Holding mit kreuzfahrerischer Vergangenheit, erinnerte an die Etablierung neuer Kreuzfahrtprodukte. Man müsse die Vorurteile der Reisenden kennen und benennen und mit überraschenden Gedanken gegensteuern und überzeugen. Fast so, wie er an sein neues Produkt, Hotels an der Ostsee, herangeht: „Man möchte, nachdem man die Welt gesehen hat, auch die wunderschönen Strände der Ostsee kennenlernen.“

Vom Verhältnis zwischen Pflicht und Kür

Resümee: Klar, das Leben des Busunternehmers unterteilt sich in Pflicht und Kür. 90 Prozent Pflicht und zehn Prozent Kür. Und in dieser Kür ist das „Drehbuch Erlebnisreise“ wohl so etwas wie der Dreifach-Axel nach doppeltem Rittberger. Nicht  jeder wird diese schwierige Sprungkombination stehen. Aber Anlauf nehmen und probieren darf man schon. So geschehen in Wolfsburg. (jw)