Das derzeitige Nachholbedürfnis nach Sommer, Sonne, Strand und Meer sei zwar trotz eingeschränkter Möglichkeiten, Reisewarnungen, Waldbränden und einer allgemeinen Unsicherheit groß. Doch wird es auch nach Ende der Corona-Pandemie noch so sein – oder zeichnet sich ein grundlegender Einstellungswandel ab?

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass, sich der Urlaub in Zukunft verändern wird – nicht nur wegen Corona. Bereits vor der Pandemie sei der Einfluss von Negativberichten, z.B. in den Bereichen der Nachhaltigkeit, der fehlenden Berücksichtigung von Anwohnerinteressen, einer abnehmenden Serviceorientierung, Staatsrettung oder zu wenig Transparenz, auf das Reiseverhalten zu spüren gewesen.

Auch hätten sich die Ansprüche, Bedürfnisse und Verhaltensweisen vieler Reisender verändert. Statt standardisierter und austauschbarer Angebote würden zunehmend wieder mehr Authentizität und Ursprünglichkeit gesucht. Die Tourismusbranche müsse sich nicht neu erfinden, jedoch weiterentwickeln und Innovationen nicht nur in den digitalen Bereichen vorantreiben, heißt es seitens der Stiftung für Zukunftsfragen.

Innerhalb der Bevölkerung seien es vor allem Singles, Familien und ältere Bundesbürger, die nicht mehr jedes Jahr unterwegs sein möchten. Dagegen bleibe für die Mehrheit der 18- bis 24-Jährigen Reisen das Statussymbol.

Gründe für die zunehmende Zurückhaltung beim Verreisen fasst Stiftung für Zukunftsfragen folgendermaßen zusammen:

  • Zunehmende „Flugscham“: Gerade bei Kurzstreckenflügen steigt der Rechtfertigungsdruck. Statt Anerkennung und Bewunderung für einen Wochenendtrip nach London, Rom oder Paris wird zunehmend mit Unverständnis und Kopfschütteln reagiert.
  • Overtourism: Die alte Gleichung, „wo viel los ist, erlebt man auch viel“, kehrt sich ins Gegenteil um. Viele Bürger meiden die touristischen Hotspots und wenden sich vom Massentourismus ab.
  • Aufwertung der eigenen Stadt: Die Tourismuswirtschaft war und ist der Treiber für die Attraktivität zahlreicher Destinationen. Von Kultur- über Event- bis hin zu Gastronomie- und Freizeitangeboten – vieles wird nicht nur von Touristen genutzt, sondern immer öfter auch von den jeweiligen Einwohnern.
  • Kosten und Konkurrenz nehmen zu: Die durchschnittlichen Ausgaben für den Sommerurlaub liegen bei rund 1.000 EUR pro Person. Dieses kann und will sich nicht jeder leisten. Zudem stehen die Ausgaben für den Urlaub in direkter Konkurrenz mit anderen Freizeit- und Alltagsangeboten, z.B. dem Freizeitparkbesuch, dem neusten Smartphone oder der aktuellen Winterkollektion.
  • Zunehmende Unsicherheit: Sicherheit ist die Grundvoraussetzung für eine Reise. Ob Naturkatastrophen, Terroranschläge oder aktuell die Pandemie – die Angst auf Reisen hat in den letzten Jahren zugenommen.
  • Fast alles ist bekannt: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ schrieb Matthias Claudius vor etwa 250 Jahren. Zwar trifft dies auch heute noch zu, jedoch haben Reiseerfahrung und Internetberichte die Welt kleiner werden lassen. Der einsame Strand, die urige Taverne oder der authentische Wochenmarkt sind seltener geworden, überfüllt oder schon massenhaft entdeckt.