Eine Budget-Reise ist eines nicht: preiswert. Denn Budget-Reisende wollen mehr. Sie setzen für den Betrag, den ihr Urlaub kosten darf, eine strikte Begrenzung und planen die Reise dann derart „sorgfältig“, dass sie – idealerweise – das Maximum an Leistung herausholen. Motto: „Die Ausgaben für die Reise so gering wie möglich halten, ohne die Qualität der Reise zu beeinträchtigen.“
Die Stiftung für Zukunftsfragen sieht Menschen, die ihre Euros dreimal umdrehen müssen, um sich Urlaub leisten zu können, vor bisweilen gewaltigen Herausforderungen. Was für viele Menschen ein selbstverständlicher Teil des Jahres sei, stelle andere vor große finanzielle Herausforderungen, heißt es in der Untersuchung „Warum Budget-Reisen so gefragt sind“. Ihren Haupturlaub ließen sich die Bundesbürger im Schnitt etwas über 1.500 Euro kosten, was für eine vierköpfige Familie mit mehr als 6.000 Euro zu Buche schlage. Diese Summe sei für viele Haushalte nicht zu stemmen. Rund 22 Prozent der Bevölkerung seien maximal in der Lage, für ihren Haupturlaub 500 Euro pro Person aufzubringen.
Gründe
Als entscheidenden Faktor sieht die Stiftung für Zukunftsfragen – wie könnte es anders sein – das Einkommen der Menschen an. Wer nur über ein geringes Einkommen verfüge, müsse vor allem in Zeiten hoher Inflation und steigender Preise seine Ausgaben priorisieren und habe entsprechend weniger Spielraum für Reisen. Geringverdiener stünden zudem oft vor zusätzlichen Herausforderungen wie unsicheren Arbeitsverhältnissen oder mangelndem Zugang zu Urlaubsgeld. Erschwerend komme noch die geringe Zahl günstiger Reiseangebote hinzu. Nur vier Prozent aller Hotels in Deutschland rangieren im 1 und 2 Sterne Bereich – 94 Prozent hingegen liegen im 3 und 4 Sterne Sektor. Die Situation im Ausland stellt sich nicht anders dar. Im Zeitvergleich habe sich zudem die Anzahl der Unterkünfte in den unteren Sternesegmenten reduziert, während es immer mehr Hotels im 4 und 5 Sterne Bereich gebe.
Prognose
Die Stiftung für Zukunftsfragen rät der Toruismusbranche, in den kommenden Jahren verstärkt auf die Bedürfnisse von Geringverdienern einzugehen. Ein zentraler Fokus könne dabei auf der Entwicklung und der Förderung von Angeboten im unteren Sternebereich liegen. Das Potenzial für Unternehmen sei hierbei hoch, denn der Wunsch nach Urlaub und Erholung sei auch bei Geringverdienern groß. Dabei müsse es nicht immer eine Minibar, Poollandschaft oder 24-Stunden Rezeption sein. Es gehe vielmehr um „qualitativ solide Angebote“. Helfen werde dabei die Digitalisierung und Automatisierung, da sie bestimmte Dienstleistungsprozesse übernehmen könnten und so die Kosten für die Betreiber reduzierten.
Durch diese „und weitere gezielte Maßnahmen“ – wie etwa Verzicht auf Einzelzimmerzuschlag, steuerliche Förderung und Imagekampagnen – könne in Zukunft ein breiteres Publikum erreicht werden. Das verbessere letztlich auch die soziale Teilhabe und Lebensqualität aller. Also KI für die Armen und menschliche Zuwendung für alle, die besser zahlen? Eine solche neue Form der sozialen Gerechtigkeit scheint aus der Sicht der Stiftung für Zukunftsfragen durchaus erstrebenswert zu sein. Tugend erwächst eben aus der Not – für alle Beteiligten.
Für ihre Untersuchung hat die Stiftung für Zukunftsfragen online 3.000 Menschen ab 18 Jahren befragt.
Bei einem Haushaltseinkommen unter 2.500 Euro pro Monat geben diese pro Urlaubstag im Schnitt 91 Euro aus.
Liegt das Haushaltseinkommen über 5.000 Euro pro Monat, dürfen es pro Urlaubstag 180 Euro sein.
Foto2: Screenschot https://www.stiftungfuerzukunftsfragen.de/