Trotz einer Vielzahl von Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern, die fast täglich stattfinden, so Benedikt Esser, RDA-Präsident, gebe es bis jetzt keine klaren Zusagen aus der Politik. „Wenn nicht schnell Hilfe kommt, ist die Tourismuswirtschaft am Ende“, lautet die Botschaft. Die Tourismus- und Reisewirtschaft war eine der ersten Branchen, die unmittelbar von der Corona-Krise betroffen war – und wird den Verbänden zufolge wohl mit am längsten brauchen, um sich zu erholen. Obwohl den Busunternehmen, Reisebüros, Reiseveranstaltern und weiteren Akteuren des Deutschlandtourismus aufgrund der Corona-Krise die Geschäftsgrundlage weggebrochen sei, warte die Branche bisher vergeblich auf finanzielle Unterstützung, bilanzieren die Verbände RDA, BTW, Dehoga, DRV, DTV, IHA und VIR.

„Es geht um die Rettung der gesamten Busreisebranche. Wir haben jetzt keine Zeit mehr. Alle Busreiseveranstalter, Paketreiseveranstalter, Reisebüros, Tourismusorganisationen, Kultur- und Freizeitanbieter, Agenturen, Schifffahrtsgesellschaften, Hotels, Restaurants und Gaststätten sind wirtschaftlich höchst betroffen. Alleine in unserer Branche geht es um den Erhalt von 42.000 Arbeitsplätzen“, führt der RDA-Präsident vor Augen.

Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) erklärt: Wir sehen uns mit einer Krise dramatischen Ausmaßes konfrontiert, in der wir schnellstmöglich Hilfe benötigen. Ein beträchtlicher Teil des deutschen wirtschaftlichen Mittelstands läuft Gefahr innerhalb weniger Wochen komplett wegzubrechen. Über eine Million Arbeitsplätze sind unverschuldet in Gefahr geraten. Die Rücklagen sind aufgebraucht. Ohne einen Rettungsfonds mit schnellen, direkten Finanzhilfen werden wir es nicht schaffen.“

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) erläutert die Besonderheit der Reisewirtschaft: „In vielen Wirtschaftszweigen, etwa im Einzelhandel, konnte ab dem Tag des „Shutdowns“ de facto kein Umsatz mehr generiert werden. Um ein vielfaches dramatischer stellt sich aber die Lage von Reisebüros und Reiseveranstaltern dar. Hier wurden bereits abgeschlossene Buchungen aufgrund der Reisewarnung nachträglich annulliert – was enorme Rückerstattungsforderungen der Kunden zur Folge hatte. Dies hat, neben dem komplett weggebrochenen Neugeschäft, die finanzielle Belastbarkeit der Reisebüros und Reiseveranstalter deutlich überfordert. Sie leiden noch zusätzlich unter der Planungsunsicherheit und der fehlenden Perspektive zur Öffnung touristischer Destinationen.“

Auf einem Tourismusgipfel müsste aus Sicht der Verbände daher vor allem diskutiert werden, welche auf die Tourismus- und Reisewirtschaft, Busunternehmen, Hotellerie, Gastronomie und die Vielfalt des Deutschlandtourismus zugeschnittenen finanziellen Unterstützungsmaßnahmen aufgelegt werden müssen, um das Überleben der Branche zu sichern.

Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes: „Gerade die Vielfalt unserer Branche macht spezielle und passgenaue Fördermaßnahmen unerlässlich. Aber die Vermieter von Ferienwohnungen, die Betreiber von Campingplätzen, die Gästeführer, Schausteller und viele andere Akteure – für sie gibt es auch nach acht Wochen keine Unterstützung und sie stehen daher vor dem Ende ihrer wirtschaftlichen Existenz. Wir brauchen einen Rettungsschirm und ein wirksames Konjunkturprogramm.

Die Tourismusbranche ist einer der größten Arbeitgeber unseres Landes. Mit insgesamt rund drei Millionen Beschäftigten liegt der Tourismus auf Augenhöhe mit der Automobil- oder Maschinenbauindustrie. Die Tourismuswirtschaft steht für vier Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Darüber hinaus trägt sie zur Stabilität vieler Destinationen dieser Welt bei, indem sie in Europa, aber auch in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern Arbeitsplätze schafft und Menschen Perspektiven eröffnet. Dieses Potential der weltumspannenden Reisewirtschaft ist mit kaum einem anderen Wirtschaftszweig vergleichbar. Tourismus muss endlich Chefsache sein!“