Die Zahlen, die das Statistikamt Nord vorgelegt hat, zeigen zunächst, dass es – verglichen mit dem Vorjahreszeitraum – im ersten Halbjahr 2023 in Schleswig-Holstein sowohl mehr Ankünfte als auch mehr Übernachtungen in Betrieben ab zehn Betten gab. Die Übernachtungszahlen entwickelten sich vor allem in den ersten fünf Monaten dieses Jahres positiv, im Juni gingen sie jedoch wieder zurück. Den größten Aufschwung konnte vor allem die Ostsee-Region verzeichnen, wobei sich auch die Nordseeküsten-Region sehen lassen kann. Das „Hinterland“ wartet dennoch ebenfalls mit positiven Ergebnissen auf, wenn auch nicht so deutlich und mit noch unausgeschöpftem Potenzial. Ebenfalls positiv: der Städtetourismus nimmt wieder zu.

 

94 Prozent der Schleswig-Holstein-Urlauber kommt aus dem Inland

Allerdings kommen über 94 Prozent der Schleswig-Holstein-Urlauber aus dem Inland. Übernachtungen ausländischer Gäste steigen zwar überproportional an, haben das Vor-Corona-Niveau aber noch nicht wieder erreicht. Aus Österreich, den Niederlanden und Polen kommen dabei die meisten ausländischen Reisenden. Dennoch konnte das erste Halbjahr trotz der positiven Tendenz nur 40 Prozent des jährlichen Übernachtungsvolumens in Schleswig-Holstein generieren. Die Verweildauer der Gäste ist kürzer, sie buchen kurzfristiger und geben weniger Geld aus. Außerdem bevorzugen sie autarke Urlaubsformen wie Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Camping. Immerhin: laut Pressemitteilung holen Hotels weiter auf. Im Vergleich der Bundesländer ist Schleswig-Holstein von Platz fünf im Jahr 2022 auf Platz sechs zurückgefallen.

 

Treue der Reisegäste sorgt für positive Zwischenbilanz

Tourismusminister Claus Ruhe Madsen begrüßte es, dass „der Wettbewerb um den Gast wieder deutlich angezogen“ habe. Europäische und internationale Ziele lockten mit attraktiven Angeboten, gerade auch für deutsche Gäste. Madsen sei dennoch zuversichtlich im Hinblick auf die verbleibenden Monate des Jahres. Der "echte Norden bewähre sich als attraktives Urlaubsland", so der Minister. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TA.SH) sieht die positive Zwischenbilanz in der Treue der Reisegäste aus Deutschland begründet. Sie böten Verlässlichkeit und hätten dem Land gerade in den Pandemiejahren wirtschaftlichen Erfolg garantiert. Für einen stabilen Tourismus der Zukunft und mehr Internationalität im eigenen Land wolle man nun zusätzliche, kaufkräftige Gäste vor allem aus europäischen Nahmärkten für das Urlaubs- und Tagungsland Schleswig-Land begeistern.

 

Herausforderungen durch gestiegene Kosten, begrenzte Reisebudgets und Arbeitskräftemangel

Die Herausforderungen den Rest des Jahres 2023 betreffend lägen unter anderem im schlechten Wetter begründet, das ausgerechnet die Hochsaison „verhagelt“ habe – das werde sich möglicherweise auf das gesamte Jahresergebnis auswirken, heißt es. Als weitere Schwierigkeit sieht sich die Tourismus- und Freizeitbranche mit gestiegenen Kosten, begrenzt verfügbaren Reisebudgets der Gäste, Arbeitskräftemangel kombiniert mit der Wohnraumnot für neue Mitarbeiter konfrontiert. Um im Wettbewerb auch zukünftig bestehen zu können, müsse im Rahmen der Tourismusstrategie 2030 weiter in Angebotsqualität, Nachhaltigkeit und Vermarktung investiert werden. Außerdem gelte es, mehr ausländische Gäste und Tagungen für Schleswig-Holstein zu gewinnen, „um die große Abhängigkeit vom deutschen Urlaubsgeschäft zu reduzieren“. Im Radreise-Sektor sieht man Potenzial, das durch Investitionen in Infrastruktur, Gastronomie und Dienstleistungen noch ausgeschöpft werden könne.

 

Die Zahlen in Kürze

 

Autarke Urlaubsformen im Vergleich mit 2022

Campingplätze verzeichnen mit 14 Prozent Zuwachs erneut einen Übernachtungs-Rekord. Ferienzentren legen mit 27 Prozent zu, Gasthöfe mit zehn Prozent, Jugendherbergen mit zwölf Prozent und Hotels mit 14 Prozent (Garni plus neun Prozent). Ferienwohnungen verlieren demgegenüber vier Prozent Übernachtungen.

Weniger Unternehmen, mehr Kapazitäten

Die Zahl der Betriebe in Schleswig-Holstein, die mehr als zehn Betten vorhalten, sinkt weiter, trotzdem steigt die Zahl der Betten, die insgesamt angeboten werden können.

Auslandsanteil

Die meisten Übernachtungsgäste kamen im ersten Halbjahr 2023 aus Dänemark, der Schweiz, Schweden, den Niederlanden, Polen und Österreich. Der Auslandsanteil beläuft sich mit aktuell 739.948 Übernachtungen (ohne Camping) auf nur 5,4 Prozent am Gesamtvolumen. Im Jahr 2019 waren es 6,6 Prozent. Der größte Auslandsmarkt ist weiterhin mit Abstand Dänemark mit 227.398 Übernachtungen im Zeitraum Januar bis Juni 2023.

Aufenthaltsdauer

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Gästen in Schleswig-Holstein betrug im ersten Halbjahr 2023 exakt 3,8 Tage, also 0,3 Tage weniger als 2022. Nur in Mecklenburg-Vorpommern blieben die Gäste mit 3,9 Tagen etwas länger. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer deutschlandweit betrug gleichzeitig 2,6 Tage.