Richard Eberhardt
Der gemeinsame Einstieg der Deutschen Post und des österreichischen Touristikunternehmens Eurotours in den Reisemarkt stößt bei der Bustouristik auf heftige Kritik. Eurotours ist Aussteller auf dem VPR-VIP Treff in Kassel Ende Januar.
„Durch die Kooperation mit der Post entsteht ein gelber Riese, der den Wettbewerb in der Busbranche verzerrt“, protestiert Richard Eberhardt. „Der Mittelstand bleibt dabei auf der Strecke“.
Der Präsident des RDA und des Internationalen Bustourismusverbandes (IBV) dazu weiter in einer Pressemitteilung: „In Deutschland gibt es ca. 4.000 Omnibusunternehmen im Gelegenheitsverkehr mit über 76.000 Bussen. Diese Unternehmen sind moderne und nachhaltige Mobilitätsdienstleister. Innovative Ideen in der Reisegestaltung, umfassende Serviceleistungen und effiziente Arbeitsprozesse sichern die Qualität der Bustouristik und geben ihr eine Zukunftsperspektive.“
Die sei allerdings in Frage gestellt, wenn zwei Konzerne vereint in den bustouristischen Markt einstiegen und den Mittelstand mit Dumpingpreisen von der Fahrbahn drängten. „Die Zahl der Busreiseveranstalter hat sich in den vergangenen Jahren bereits um rund ein Fünftel verringert“, beobachtet Eberhardt. „Betriebsaufgaben und Fusionen gehen auf Kosten der bunten Vielfalt in der Bustouristik. Und darunter leidet letztendlich der Verbraucher.“
Kaffeefahrt mit dem Reise-Riesen
Der Trend zur Konzentration in der Bustouristik werde noch beschleunigt, wenn die Post als Anbieter von touristischen Programmen neben ihrem Fernliniennetz auch ihre marktbeherrschende Position für den Vertrieb nutzt und mit einem österreichischen Reise-Riesen kooperiert. Eurotours ist international mit Handelsunternehmen, Banken und Versicherungen vernetzt und versorgt auch Tchibo in Tschechien mit Reisen. „Da bekommt der Begriff von der Kaffeefahrt eine ganz neue Bedeutung“, stellt Eberhardt ironisch fest.
Auch mit Blick auf die hohen Subventionen, von denen die Deutsche Post profitiert, kritisiert der IBV-Präsident den Wettbewerb mit dem neu gegründeten Doppeldecker als unfair. Denn nach den Berechnungen der Europäischen Kommission kommt das Unternehmen durch staatliche Zuschüsse und überhöhte Portopreise in den Genuss eines Kostenvorteils von mindestens 500 Millionen Euro.