Nach der Corona-Pandemie mit teils drastischen Einbußen wollen Verkehrsunternehmen in Sachsen verstärkt um Fahrgäste werben. Der sächsische Nahverkehr befinde sich nach wie vor in einer schwierigen Zeit, sagte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für Sachsen/Thüringen, Andreas Hemmersbach. Derzeit liege die Nachfrage werktags im Vergleich zum Vorkrisenniveau bei einem Wert zwischen 70 und 80 Prozent. „Das sind nicht die Zahlen, mit denen wir gerechnet hatten.“ Um Fahrgäste zurückzugewinnen, müsse deshalb eine „Schippe“ draufgelegt werden.

Unter anderem mit Abo-Aktionen und mehr digitalen Angeboten hoffen die Verkehrsunternehmen, den Nahverkehr attraktiver zu machen. Zudem soll eine Kampagne zeigen, dass man auch in Corona-Zeiten sicher mit Bus und Bahn fahren könne.

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) bezifferte die Einnahmeausfälle allein im vergangenen Jahr auf knapp 30 Millionen Euro, in diesem Jahr summiert sich der Verlust auf rund 13,6 Millionen Euro. „Noch fehlen die Reiseanlässe“, sagte VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen.

Viele Menschen seien nach wie vor im Homeoffice, fahren weniger zum Einkaufen in die Innenstädte. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen die Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppelt werden. „Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.“

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) zählten vor der Corona-Krise jährlich rund 165 Millionen Fahrgäste, 2020 sank die Zahl um 30 Prozent auf etwa 115 Millionen Fahrgäste. Während die Abozahlen relativ stabil seien, ist das Minus bei den Gelegenheitsfahrern – zum Einkaufen oder für Ausflüge – deutlich größer.

Bundesweit schätzt der VDV die coronabedingten Einnahmeausfälle im öffentlichen Nahverkehr auf rund sieben Milliarden Euro – für 2020 und 2021. Davon entfallen rund 160 bis 170 Millionen Euro auf die Nahverkehrsunternehmen in Sachsen.

Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) kündigte an, dass sich das sächsische Kabinett am Dienstag (20. Juli) mit einem weiteren Rettungsschirm für den ÖPNV befassen will. Damit sollen die coronabedingten Einnahmeausfälle für die Verkehrsunternehmen zu 100 Prozent ausgeglichen werden können. Dulig bezifferte die geplante Summe auf rund 70 Millionen Euro, nachdem Sachsen bereits im Vorjahr rund 19 Millionen Euro an Landesmitteln zugeschossen hatte. „Die Mobilitätswende kann nur gelingen mit einem starken, attraktiven öffentlichen Nahverkehr“, betonte Dulig.