Die Angaben beziehen sich laut Destatis auf den sogenannten Gelegenheitsverkehr mit Reisebussen und umfassen z.B. Ausflugsfahrten, Urlaubsreisen und den Verkehr mit Mietbussen. Aufgrund der Corona-Pandemie waren für die Reisebusbranche ab dem 17. März 2020 auf Bundes- und Länderebene mehrere absolute und eingeschränkte Fahrverbote über unterschiedlich lange Zeiträume verordnet worden. Auch Reiseanlässe wie beispielsweise Klassenfahrten oder Großereignisse blieben bis ins Jahr 2021 verboten.
Die Zahlen im Einzelnen
Jene 48 Prozent Reisebus-Urlauber, die 2022 eine Busreise unternommen haben, legten dabei zusammen acht Milliarden Personenkilometer zurück. Auch das entspricht nur mehr knapp der Hälfte der Beförderungsleistung des Jahres 2019, als 16,7 Milliarden Personenkilometer zusammengekommen waren. Die eingesetzten Reisebusse haben es auf insgesamt 300 Millionen Kilometer geschafft – 2019 waren es noch 612 Millionen Kilometer gewesen. Ungefähr gleich geblieben ist immerhin die durchschnittliche Reisedistanz je Fahrgast: Sie lag im Jahr 2022 bei 215 Kilometern und damit auf einem ähnlichen Niveau wie 2019. 2020 und 2021 war auch sie kürzer ausgefallen, die Menschen waren weniger weit weggefahren. 2022 hatten 45 Prozent der Reisebus-Fahrgäste Entfernungen bis 50 Kilometer gewagt, 55 Prozent waren im Fernverkehr unterwegs. Diese Aufteilung zwischen Nah- und Fernverkehr entspricht ebenfalls den Daten von 2019. Im Nahverkehr bis 50 Kilometer reisten die Fahrgäste im Schnitt 34 Kilometer und im Fernverkehr 363 Kilometer weit. Im Fernverkehr wurden dabei 81 Prozent der Reisenden im Inland und 19 Prozent im grenzüberschreitenden Verkehr befördert. Die durchschnittliche Reisedistanz im Fernverkehr betrug im Inland 310 Kilometer und im grenzüberschreitenden Verkehr 570 Kilometer.
Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Sitzplätze je Reisebus lag 2022 mit 56 Prozent nur knapp unter dem Wert von 2019 mit 59 Prozent. Den Auslastungsgrad errechnet Destatis aus der Relation der tatsächlichen Beförderungsleistung in Personenkilometern zum möglichen Beförderungsangebot in sogenannten Platzkilometern.
Die Zahl der Unternehmen, die Busreisen anbieten (Fernlinien ausgenommen) hat nicht so stark abgenommen. Von 2.970 Betrieben insgesamt im Jahr 2019 gab es 2022 nur noch 2.720. 250 Unternehmen haben also zumindest das Reisebusgeschäft aufgegeben. Das entspricht einer Schrumpfung um acht Prozent.
Stellungnahme des bdo
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) hat in seiner Konjunkturumfrage 2022/23 ermittelt, dass die Mehrheit der befragten Busunternehmen auch zukünftig weiter mit sinkenden Fahrgastzahlen rechnet. „Dieser negativen Entwicklung kann nur mit verlässlicher politischer Unterstützung entgegengewirkt werden“, meint Christiane Leonard, bdo-Hauptgeschäftsführerin dazu. Diese „politische Unterstützung“ sei insbesondere durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für Busreisen zu leisten. Die Politik dürfe daneben auch nicht ständig die Bahn in den Vordergrund stellen, sondern müsse endlich „der Bedeutung des Reisebusses im klimafreundlichen Umweltverbund gerecht werden“. Auch bei der Entwicklung des öffentlichen Verkehrs gehöre der Reisebus in den Gesamtkontext: Denn was nütze es , wenn zwar mehr Menschen mit dem Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) fahren, aber gleichzeitig deutlich weniger Menschen in Reisebussen unterwegs seien? In Summe nutzten damit weniger Menschen klimafreundliche Verkehrsmittel, so Leonhard. Wenn die Politik ihre einseitige Ausrichtung auf die Schiene nicht endlich aufgebe und sich konkret für die Reisebusse einsetze, würden die hohen Energiepreise, der akute Fahrpersonalmangel und die Bürokratielast das ihre tun, um die Busbranche weiter auszubremsen – und damit auch die Verkehrswende.